Foundation | Welcome

Menu


Bondupdate: Das Streben nach Klarheit in Jackson Hole

Die von den Zentralbanken und vom Ölpreis gestützte globale Anleiherallye ging auch in dieser Woche weiter, ließ jedoch einige der Schwellenländer auf der Strecke, die unter dem steigenden US-Dollar und politischen Spannungen – etwa in Südafrika oder der Türkei – litten.

Klaus Dahmann

Alle Augen sind derzeit jedoch auf das Treffen der amerikanischen Fed am morgigen Freitag in Jackson Hole, ein Tal in Wyoming, gerichtet. Investoren glauben, dass Fed-Chefin Janet Yellen auf dem Treffen Einblicke in die kommende Zentralbankpolitik geben wird. Einige Anleger rechnen mit einer Zinserhöhung im weiteren Jahresverlauf – vor allem, weil sich die heimische Wirtschaft erholt und sich die Arbeitsmarkt- und Gehaltszahlen verbessern.

Andere rechnen damit, dass sich die Fed nun stärker auf die Inflation oder vielmehr die Abwesenheit einer solchen konzentrieren wird, womit sich die Frage stellt, ob eine Zinserhöhung tatsächlich gerechtfertigt wäre. Von offizieller Fed-Seite gibt es gemischte Signale, einige deutlich vorsichtiger als andere, was die Raten in den USA insgesamt den Sommer über bisher in Schach gehalten hat, da Investoren auf deutlichere Signale warten.

Langfristige US-Staatsanleihen waren einmal mehr die Gewinner der Situation, da sie dank dieses wohltemperierten Hintergrunds als sichere Häfen wahrgenommen werden. US-Papiere mit Laufzeiten von mindestens 25 Jahren haben in den letzten fünf Handelstagen 1,2% zugelegt, was ihre 12-Monats-Rendite auf 13,5%, ihre dreijährige sogar auf 47% hat steigen lassen.

Auch der europäische Einkaufsmanagerindex hat positiv überrascht. Er stieg im August um 0,1 Punkte auf 53,3 – ein Zeichen für Expansion. Der Euro hat im Vergleich zum US-Dollar 2,7% im vergangenen Monat gut gemacht. Das britische Pfund hat, gestützt von starken Kreditwachstumszahlen, in den letzten fünf Handelstagen 1,5% zulegen können. Damit konnte der Verlust im Vergleich zum US-Dollar, den das britischen Pfund seit dem Brexit-Votum am 23. Juni hinnehmen musste, auf 11% verringert werden. Der Ölpreis blieb auch diese Woche auf einem Niveau von 47 US-Dollar.

Aufsteiger
LIBOR-Sprung hilft den Gebundenen: Der 3-Monats-LIBOR, die Rate, zu der Banken anderen Finanzinstituten Geld leiht, ist den Sommer über angestiegen. Treiber hierfür waren – neben anderen – vor allem die regulatorischen Veränderungen im Nachgang des LIBOR-Skandals. Die Aufsichtsbehörden haben versucht, die Benchmark eher zu einem realen Kreditzins zu machen und damit die Zeiten, in denen einige wenige Banken die Bewegungen des LIBOR dominierten, hinter sich zu lassen. Der Sprung des Index könnte positive Auswirkungen auf die Anlageklassen haben, die an den LIBOR gebunden sind. Beispiele hierfür sind variabel verzinsliche Papiere oder auch Bankdarlehen und Hypotheken. Indem sie höhere Einkommen bieten, könnten diese Anlageklassen künftig auch mehr Rendite-hungrige Investoren anziehen, die in den meisten Industrienationen Renditen auf Rekordtiefständen vorfinden. Die zunehmende Nachfrage sorgt außerdem auch für das passende Angebot: Neuemissionen von US-Leveraged Loans stiegen im ersten Halbjahr dieses Jahres auf 406 Milliarden US-Dollar an. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren es 398 Milliarden US-Dollar.

Islamische Sukuk Bonds kurbeln den Index an: Shariah-konforme Islam-Anleihen haben einen Schub erlebt, nachdem der Indexmanager JP Morgen sie in der vergangenen Woche für die entsprechenden Schwellenländer-Indizes für aufnahmeberechtigt erklärt hat. Obwohl nicht erwartet wird, dass diese Instrumente mehr als ein Prozent an den Indizes ausmachen werden, die sie aufnehmen können, wird doch damit gerechnet, dass dieser Schritt ein positives Signal für die rund zwei Billiarden US-Dollar schwere islamische Finanzindustrie ist, die bisher vor allem in Malaysia ansässig ist. Die Anlageklasse wird zudem von einigen globalen Investoren bevorzugt, die auf der Suche nach einem höheren Einkommen sind – obwohl die Assets auch einigen Herausforderungen gegenüberstehen, beispielsweise in Indien, wo es Gegenwind von anderen religiösen Gruppen gibt, die die Papiere meiden. Die Aussichten in Bangladesch und Pakistan, wo die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch ist, sind besser.

Absteiger
US-Inflationserwartungen – New Yorker Fed bewundert: Das Ausbleiben eines signifikanten Anstiegs der US-Inflation, oder der Inflationserwartung, treibt die Weltmärkte, da sie eine wichtige Rolle bei den Entscheidungen zur Geldpolitik spielt. Ihr Ausbleiben verursacht aufgrund des noch immer sichtbaren, wenn auch langsamen Wachstums außerdem viele Debatten unter Ökonomen. Um es auf den Punkt zu bringen: Viele Investoren sind einiger Indikatoren überdrüssig, wie den Breakeven-Inflationsraten (die Differenz zwischen nominalen und inflationsadjustierten Realrenditen), die außerdem Angebot und Nachfrage der Emissionen und nicht nur die Erwartungen künftiger Preise widerspiegeln. Die New Yorker Fed hat nun etwas Licht ins Dunkel gebracht: In ihrem beliebten Liberty Street Economics Blog sagt die Zentralbank, dass auch wenn die kurzfristigen Inflationserwartungen signifikant mit den aktuellen Veränderungen der Verbraucherpreise korrelieren, tun es die mittelfristigen Inflationserwartungen nicht. Dieser Unterschied hilft dabei, die große Lücke zwischen den Inflationserwartungen der Fed, die zum Teil auf den Verbraucherpreisen basieren, und den Markterwartungen zu erklären, die deutlich unter denen der Zentralbank liegen. Einige Investoren, unter ihnen unsere Tochtergesellschaft Western Asset, glauben, dass fallende Inflationserwartungen weltweit zu einem festen Bestandteil und Anlagen wie langfristige US-Staatsanleihen zu einer attraktiven Gelegenheit werden.

Schwellenländer halten den Atem an: Lokale Schwellenländeranleihen ebenso wie staatliche inflationsgestützte Anleihen aus den Schwellenländern waren die einzigen beiden Anlageklassen aus einer Gruppe von 32, die in den letzten fünf Handelstagen Verluste verzeichnen mussten. Ihr Rückgang um 0,1 respektive 0,8% hat ihre Gewinne von 12 beziehungsweise 22% über einen Zeitraum von einem Jahr aber nur milde gestreift, da sie insgesamt von verbesserten Fundamentaldaten, der Erholung des Ölpreises und einem schwächeren US-Dollar gestützt werden. Dennoch haben die Schwellenländer in der vergangenen Woche unter den Aussichten auf höhere Zinsen in den US gelitten, die die Kosten für die US-Dollar-Schulden der Länder erhöhen würden. Hinzu kamen geopolitische Spannungen: In Südafrika haben Nachrichten berichtet, dass Finanzminister Pravin Gordham von der Polizei vorgeladen wurde. Türkische Anliehen und die Lira haben unter den Militäroperationen des Landes in Syrien gelitten. Auslandschuldverschreibungen der Türkei haben hingegen am Dienstag eine Rallye hingelegt, nachdem die Zentralbank die Zinsen um 25 Basispunkte auf 8,5% gesenkt hat.

---
*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.