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BondUpdate: Die sanktionierten Fünf

Die meisten der globalen Anleihemärkte haben sich aufgrund der sich weiter verschärfenden geopolitischen Lage rund um das nordkoreanische Atomprogramm über die letzten fünf Handelstage sehr gut entwickelt: US-Präsident Trump drohte Sanktionen gegen jedes Land an, das mit Nordkorea Handel treibt – und damit auch gegen China -, während das ebenfalls mit Sanktionen belegte Russland die Effektivität von wirtschaftlichen Strafmaßnahmen stark anzweifelte.

Klaus Dahmann

Die Liste sanktionierter Länder beinhaltet auch Syrien, Iran und Katar, deren Konflikte allesamt ungelöst bleiben. Die zunehmende Anspannung ließ die Renditen der US-Treasuries sinken. So fiel die Rendite der 10-jährigen Benchmark-Anleihe auf 2,072%, den tiefsten Stand seit Trumps Wahlsieg im November. Der US-Dollar fiel auf ein 17-Monatstief, belastet durch die schwachen August-Zahlen vom Arbeitsmarkt und den unter den Erwartungen liegenden Lohndaten. Der Markt preist mittlerweile eine Wahrscheinlichkeit von 64% ein, dass die US-Notenbank die Zinsen im Dezember nicht anheben wird – im Juli lag der Wert noch bei 47%.

Anleihen in den Schwellenländern haben von der in der Dollarschwäche begründeten Aufwertung der lokalen Währungen profitiert. Zudem verhält sich diese Anlageklasse immer unabhängiger und somit auch weniger korreliert zum US-Markt (siehe Abbildung unten). Unterstützend wirkten ebenso die sich verbessernden Fundamentaldaten: Die Inflation in Russland fiel auf ein Rekordtief von 3,3% auf Jahresbasis, was Spekulationen über eine weitere Zinssenkung befeuerte. Der Rubel stieg in den letzten fünf Handelstagen um 1,9% gegenüber dem US-Dollar. Mit einem Wachstum von 2,5% hat die südafrikanische Wirtschaft auch die zweite Rezession innerhalb der letzten zehn Jahre hinter sich gelassen. Die Schwellenländer haben darüber hinaus Unterstützung aus China erhalten, wo der Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe im August auf einen Wert von 51,7 stieg und damit die Erwartungen um 0,4 Punkte übertraf. Die Erholung beim Ölpreis von 46 auf 49 US-Dollar pro Fass innerhalb einer Woche wirkte sich ebenfalls positiv auf die Märkte in den Schwellenländern aus.

Im Aufschwung
Yuan – der neue sichere Hafen?
Chinas Währung hat in den letzten fünf Handelstagen um 1% weiter zugelegt, sodass der Anstieg gegenüber dem US-Dollar seit Jahresanfang bereits bei 6,3% liegt. China, das sich von den USA vorhalten lassen musste, seine Währung künstlich niedrig zu halten um die Exporte zu stützen, sieht damit immer mehr Gleichlauf seiner Währung mit anderen sicheren Anlagen, wie beispielsweise Gold. Die Grafik unten verdeutlicht dies, insbesondere im Vergleich zum Yen, der in unsicheren Zeiten üblicherweise stark nachgefragt wird. China versucht, den Yuan als eine internationale Hauptwährung zu positionieren, um so seinem wirtschaftlichen Gewicht in der Welt zu entsprechen. Die Bemühungen scheinen sich auszuzahlen - und dies trotz der Versuche der Notenbank, den Boom im heimischen Kreditmarkt zu drosseln. Chinas Wachstum blieb im zweiten Quartal auf einem Niveau von 6,9% auf Jahresbasis und verharrt somit in diesem Bereich, seitdem es vor zwei Jahren unter 7% gefallen ist. Die Widerstandsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft hilft anderen – insbesondere Rohstoff-exportierenden Schwellenländern, wie z.B. Chile, dessen Währung in diesem Jahr bereits um 8,2% gegenüber dem Dollar zulegte.

Mit Gold gleichgezogen: Chinas Währung schlägt den Yen

Quelle: Bloomberg, 6. September 2017. Vergangenheitsrenditen stellen keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

High Yield – Makellose Bilanz(en): US High Yield-Anleihen haben sich in den letzten fünf Handelstagen mit einem Anstieg um 0,4% wieder in den grünen Bereich bewegt und vorherige Verluste zu Monatsbeginn ausgeglichen. Die Anlageklasse wurde durch fehlende Ausfälle im August angetrieben – gemäß JP Morgans Default Monitor dem ersten Monat ohne Zahlungsausfall seit Januar 2014. Bereits der Juli lag mit nur einem Ausfall in der Größenordnung von 471 Mio. US-Dollar auf dem niedrigsten Niveau seit März 2015. Die Kreditaufschläge bei High Yield-Anleihen gegenüber US-Staatsanleihen fielen in den letzten zwei Wochen um zehn auf 380 Basispunkte und spiegelten damit den positiven Verlauf bei den Ausfallraten wider.

Wenn’s läuft, dann läuft’s
Schwellenländer-Anleihen – ein eigener Weg:
Die Korrelation zwischen in US-Dollar denominierten Staatsanleihen der Schwellenländer und dem US-Dollar selbst ist auf ein Niveau gefallen, das seit dem Sommer des letzten Jahres so nicht mehr gesehen wurde. Sie nähert sich sogar der Null-Linie, was bedeutet, dass die beiden Größen kaum noch einen Zusammenhang zeigen. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines schwächelnden US-Dollars und einer zunehmenden Glaubwürdigkeit, die Anleger den Regierungen und Notenbanken in den Schwellenländern beimessen. Mexiko hat beispielsweise kürzlich seine Wachstumsprognose nach oben und gleichzeitig seine Inflationserwartung nach unten angepasst. Seine in US-Dollar ausgegebenen Anleihen haben in diesem Jahr bereits 12% an Wert zulegen können. Bei den brasilianischen Pendants sieht es Dank eines Zinssenkungszyklus – den viele für noch nicht beendet ansehen - ähnlich aus: Brasiliens Inflationsrate ist auf 2,4% gesunken, die niedrigste annualisierte Rate seit 1999. (Klicken Sie hier, um zu erfahren, warum Western Assets Chief Investment Officer Ken Leech glaubt, dass die Schwellenländer aktuell zu den besten Anlagegelegenheiten zählen.)

Schwellenländer-Anleihen und der US-Dollar: Bis dass die Nullkorrelation sie scheidet

Quelle: Bloomberg, 6. September 2017. Vergangenheitsrenditen stellen keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Indien – im Elefantengang: Die Rupie war eine der wenigen Schwellenländer-Währungen, die auf Wochensicht gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren haben. Schuld dafür waren enttäuschende Zahlen für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal – annualisiert 5,7% und damit unter den 6,1% aus dem Vorquartal. Der Abschwung wurde mit den jüngsten Schocks in der heimischen Wirtschaft begründet. So wurden in einem Versuch, das Geldsystem transparenter zu gestalten, Banknoten mit hohem Nennwert aus dem Verkehr gezogen. Das verarbeitende Gewerbe war weiterhin schwach, es wuchs lediglich mit einer Rate von 1,2%, was einem Fünf-Jahres-Tief entspricht. Das Land zieht mit seinem heimischen Anleihemarkt immer noch Kapitalzuflüsse aus dem Ausland an. Die 10jährigen Anleihen in Lokalwährung bieten eine Rendite von etwa 6,5%.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.


Quelle für alle Daten: Bloomberg und Barclays Capital; Stand: 6.September 2017, sofern nicht anders angegeben