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BondUpdate: Dornige Valentinsrosen

Der lang erwartete US-Inflationsbericht vom Januar brachte das, was sich viele Investoren gewünscht hatten: steigende Inflation; aber ein arbeitsreicher Valentinstag lieferte auch einen düsteren und unerwarteten Rückgang der Einzelhandelsumsätze des Landes. Die Anleger konzentrierten sich jedoch auf die Inflation und die meisten globalen Anleihensektoren setzten ihren kürzlichen Ausverkauf fort, wobei keiner der 33 Sektoren, die von Mid-Week Bond Update abgedeckt werden, in den letzten fünf Handelstagen positive Renditen erzielte. Langlaufende US-Staatsanleihen, die in der Regel empfindlicher auf Inflationsänderungen reagieren, stürzten um 1,5% ab und brachten ihren Verlust auf Monatsbasis auf fast 5%. Die Schwellenländer schnitten ebenfalls schlecht ab, vor allem in US-Dollar betrachtet, da der Dollar gegenüber den meisten Schwellenländer-Währungen stark anstieg.

Klaus Dahmann

Die Inflationserwartungen in den USA stiegen nach der Veröffentlichung der Inflationsdaten vom Januar – trotz der enttäuschenden Einzelhandelsumsätze und bei einem Ölpreis, einer wichtigen Inflationskomponente, der angesichts des gestiegenen Angebots wiederholt unter die Marke von 60 US-Dollar pro Barrel fiel. Einige Investoren, wie John Bellows von Western Asset, sind der Meinung, dass die Inflationsschätzungen des Marktes zu optimistisch sein könnten. Der Yen setzte seine Kursgewinne gegenüber einem steigenden US-Dollar fort und legte über die vergangenen fünf Handelstage um 2,8% zu. Einige Investoren führen den seit Jahresbeginn verzeichneten Anstieg des Yen um 5,3% gegenüber der US-Währung auf eine attraktive Bewertung, Spekulationen hinsichtlich einer baldigen Lockerung des geldpolitischen Stimulus sowie auf die Tatsache zurück, dass die japanische Währung mittlerweile als Sicherheitshafen gilt. Dies könnte weiter an Bedeutung gewinnen, da der US-Dollar durch steigende Budget- und Leistungsbilanzdefizite in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Einige Investoren, wie beispielsweise Brandywine Global, vermuten, dass sich der US-Dollar in einem Abwärtstrend befinden könnte.

IM AUFWIND
Schwellenländer – Industrienationen:
Entkopplung der Zinssätze? Brasilien und Russland haben vor kurzem ihre Leitzinsen gesenkt. Beide versuchen dadurch das Wachstum ihrer Volkswirtschaften anzukurbeln und nutzen damit ihren disziplinierten Ansatz, der es ihnen ermöglicht hat, die Inflation zu senken. In Brasilien beispielsweise ist das annualisierte Verbraucherpreiswachstum auf 2,8 % gesunken und liegt damit weit unter dem zweistelligen Wert von vor zwei Jahren. Bei einem Zinssatz von 6,75% gehen einige Investoren davon aus, dass es noch weiteren Spielraum für Lockerungen gibt. Die jüngsten Zinssenkungen in Brasilien und Russland erfolgen zu einem Zeitpunkt, da einige entwickelte Märkte, wie die USA, Großbritannien und Kanada, nach einem Jahrzehnt der geldpolitischen Stimulierung bereits mit einem Zinserhöhungszyklus begonnen haben. Wie in der untenstehenden Abbildung zu erkennen ist, haben Brasilien, Indien und Russland die Zinsen in den Jahren 2013 und 2014 angehoben, um ihre Währungen zu verteidigen, da die weltweite Verlangsamung des Wachstums und der Sturz des Ölpreises ihre Volkswirtschaften getroffen haben. Im Zuge einer Belebung des globalen Wachstums gehen einige Investoren nun davon aus, dass wir eine Trendwende bei den Zinsen sehen könnten, wobei die Zinsen in den Schwellenländern sinken, die der entwickelten Märkte steigen sollten.

Trendwende? Zinsen steigen in Industrienationen und sinken in Schwellenländern


Quelle: Bloomberg Barclays, Stand 14. Februar 2018. Die Linien zeigen die Leitzinsen für die einzelnen Länder. RHS = rechte Skala. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Südafrikanischer Rand – Beschleunigung: Der Südafrikanische Rand stieg um 2,7% gegen einen ebenfalls steigenden US-Dollar, nachdem der regierende African National Congress (ANC) sagte, er bereite ein Misstrauensvotum gegen Präsident Jacob Zuma vor. Die Märkte haben die Möglichkeiten für einen Rücktritt Zumas bejubelt, insbesondere weil er Pravin Gordhan, den ehemaligen und bei Investoren sehr beliebten Finanzminister des Landes, entlassen hat. Der ANC will Zuma durch Ramaphosa ersetzen, einen ehemaligen Anwalt, der sich verpflichtet hat, die Wirtschaft wiederzubeleben und die Korruption zu bekämpfen.

IM ABSEITS?
US-Einzelhandelsumsätze – Weihnachten, neu aufgerollt:
Während die meisten Anleger die lang erwarteten Inflationszahlen für Januar im Auge behielten, waren es die Einzelhandelsumsätze, die die Überraschung brachten: Sie gingen im Januar unerwartet um 0,3% zurück und wurden für Dezember deutlich nach unten korrigiert (-0,5%). Diese Nachrichten und die Tatsache, dass die Rückgänge über nahezu alle Einzelhandelskategorien verteilt waren, veranlassten einige Analysten, ihre Wachstumserwartungen für das erste Quartal zu reduzieren, da der Konsum fast zwei Drittel des US-Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Während die Optimistischeren die Schuld für den trüben Umsatzbericht auf das eisige Wetter in diesem Zeitraum schieben können, glauben andere, dass die US-Wirtschaft nicht so schwungvoll ist, wie es scheint, da der Arbeitsmarkt immer noch von einer niedrigen Erwerbsquote gekennzeichnet ist und die Inflation durch langfristige, anhaltende Kräfte wie Technologie, alternde Bevölkerung und niedrige Produktivität begrenzt wird. Datenabhängige Anleger und Zentralbanker beobachten diese Entwicklung aufmerksam.

Die Inflationserwartungen steigen, während die Einzelhandelsumsätze und das Verarbeitende Gewerbe nachgeben - zu viel Optimismus?


Quelle: Bloomberg, Stand: 14. Februar 2018. PMI steht für den US Composite Purchasing Managers’ Index. RHS = rechte Skala. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

High Yield - harte Woche: Nach anfänglich gezeigter Widerstandsfähigkeit gegen den Ausverkauf bei Staatsanleihen haben sich die Aufschläge bei High Yield-Anleihen erhöht, nachdem Anleger höhere Zinsen – und damit einhergehend möglicherweise eine geringere Rentabilität bei Unternehmen - einpreisen. Der Aufschlag des Bloomberg Barclays US Corporate High Yield Index gegenüber Staatsanleihen stieg von 311 Punkten Ende Januar auf zuletzt 364 Basispunkte (bps). Der Preis, welchen die Anleger zahlen, um sich vor Zahlungsausfällen zu schützen, ist ebenfalls gestiegen, wenn auch nicht gleichmäßig: In den letzten fünf Handelstagen stieg er für den Energiesektor - angesichts des Rückgangs der Ölpreise - deutlich an, während er sich für Technologie oder Verbrauchsgüter kaum bewegte.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.

Quelle für alle Daten: Bloomberg und Barclays Capital; Stand: 14. Februar 2018, falls nicht anders angegeben.