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Bondupdate: Eine leise Wendung in Japan

Die Reaktion der globalen Anleihemärkte auf die neue Geldpolitik der Bank of Japan fiel eher verhalten aus. Die Zentralbank selbst – ein Pionier, wenn es darum geht, negative Zinsen als Wachstumsspritze einzusetzen – sagte, sie werde künftig einen stärkeren Fokus auf die Kosten für die Kreditaufnahme des Landes legen und sich weniger auf Anleihekäufe konzentrieren. In der Tat hat sie die dieses Mal nicht ausgeweitet. Die negativen Zinsen blieben hingegen unverändert. Die Renditen japanischer Staatsanleihen stiegen, was die heimischen Banken freuen dürfte, da dies ihre Gewinnspanne erhöht. Der Yen handelte niedriger, ein Schub für den Exportsektor – obwohl die japanische Währung anschließend gleich wieder an Boden gut machen konnte.

Klaus Dahmann


Auch die Entscheidung der EZB, ihren geldpolitischen Stimulus weiter auszudehnen, wurde von den weltweiten Märkten eher frostig aufgenommen. Die Wirtschaftsdaten in den USA bleiben im August schwach: träge Inflation, enttäuschende Einzelhandelsverkäufe und Baubeginne. Dieser Traktionsmangel könnte ein weiterer Schlag für die Fed sein, denn sie würde die Zinsen gerne anheben. Aus China hingegen kommen erneut positive Nachrichten: Die Industrieproduktion ist im August auf 6,3% gestiegen und liegt über den Erwartungen des Marktes. Der Ölpreis hält sich bei 44 US-Dollar pro Barrel, nachdem er zwischenzeitlich auf 43 US-Dollar abgerutscht war. Grund hierfür waren Sorgen darüber, dass der so viel beschworene Produktionsstopp nicht kommen würde, zumindest nicht zum bevorstehenden OPEC-Treffen in Algier.

Europäische Unternehmen beeilen sich ob der rekordverdächtig niedrigen Zinsen auch weiterhin, ihre Emissionen zu platzieren. Neuemissionen im europäischen, afrikanischen und im High Yield-Segment des mittleren Ostens haben bislang im September 13 Mrd. Euro erreicht – das ist mehr als in jedem anderen September seit 2005, als diese Aufzeichnung begonnen wurde.

Aufsteiger
Schwellenländer – volle Kraft voraus: Die Fundamentaldaten in den Schwellenländern haben sich verbessert und auch die Erholung in vielen Bereichen des Energie-, Metall- und Landwirtschaftssektors hat ihr Übriges zum Aufschwung beigetragen, vor allem bei den Unternehmen. Der JP Morgan CEMBI Broad Composite Index hat in den vergangenen 12 Monaten 11% gut gemacht. Gleichzeitig haben seine Spreads das niedrigste Niveau seit Juni letzten Jahres (350 Basispunkte) erreicht. Der Ölpreis ist in diesem Jahr bisher um 17% gestiegen, Gold um fast 25%, Silber um 41% und Kaffee und Zucker um 22 beziehungsweise 45%. Damit hat sich der Einkaufsmanagerindex vieler Volkswirtschaften in den Schwellenländern verbessert und kann nahezu mit dem der Industrienationen mithalten. Die Renditen im High Yield-Segment haben mit bisher 15% in diesem Jahr die der Investment Grade-Unternehmen (8,7%) überholt. Nach Sektoren betrachtet liegt der Metall- und Mienensektor mit 25% vorne, gefolgt vom Transportsektor mit 21%. Lateinamerika (18%) ist der Spitzenreiter unter den Regionen. Vor allem brasilianische Unternehmen haben ihren Beitrag hierzu gleistet.

Argentinien – keine Tränen mehr: Seit dem Ausfall 2001 war Argentinien von den internationalen Anleihemärkten ausgeschlossen. Doch in diesem Jahr entwickeln sich argentinische Staatsanleihen zu echten Anlegerlieblingen unter den Schwellenländern. Im April hatte das Land sein Comeback an den Markt gewagt, nachdem der frisch gewählte Präsident Mauricio Macri zu einer Übereinkunft mit einigen Gläubigern gekommen war, die nach wie vor eine Entschädigung für ihre Verluste aufgrund des Ausfalls gefordert hatten. Zwar sieht sich Argentinien noch immer mit einer ungezügelten Inflation und einem wirtschaftlichen Abschwung konfrontiert, doch die verbesserte politische Stabilität hat die Renditen der in US-Dollar denominierten 10-jährigen Staatsanleihen von 7,3%, die die Papiere im Mai kurz nach der Emission aufwiesen, auf nun 5,8% gedrückt.

Absteiger
Japan – steiler Einsatz: Nach zwei Jahrzehnten und unzähligen Milliarden Yen, die für den Kampf gegen die Deflation und ein erneutes Entfachen des Wirtschaftsfunkens ausgegeben wurden, hat sich die Bank of Japan am Mittwoch nun dazu entschieden, einen neuen Weg zu gehen. Anstatt wie bisher spezifische Ziele für das Anleihekaufprogramm zu etablieren, wollen die Währungshüter nun versuchen, die Renditekurve des Landes zu kontrollieren. Diese stellt die Renditen von Wertpapieren mit verschiedenen Laufzeiten grafisch dar. Der Plan ist, die Inflationserwartungen zu erhöhen, was wiederum die Anleiherenditen erhöhen und damit zu einer steileren Kurve führen sollte. Damit soll Druck von den heimischen Banken genommen werden, deren Gewinnspannen unter dem aktuell negativen Zinsumfeld leiden. Denn Geschäftsbanken müssen der Zentralbank aktuell Geld zahlen, um sich welches zu leihen. Gesündere Banken, so der Plan, vergeben auch mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher, was wiederum die Wirtschaft ankurbelt. Die japanische Zentralbank hat sich außerdem zu ihrem Inflationsziel von zwei Prozent bekannt und damit den Märkten ihre lockere Geldpolitik bestätigt auch wenn es kein weiteres Geldwachstum geben wird. Am ersten Tag haben sich die Mühen bereist bemerkbar gemacht: Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen kletterte zum ersten Mal seit Februar wieder in positives Terrain auch wenn sie gleich im Anschluss wieder leicht fiel.

Mexikanischer Peso – US-Wahlen wiegen schwer: Ganze vier Prozent verlor der mexikanische Peso gegenüber dem US-Dollar allein in den letzten fünf Handelstagen. Damit ist sein Verlust seit Jahresbeginn wieder bei 14%. Grund hierfür sind die Unsicherheiten, die mit der US-Präsidentenwahl am 8. November einhergehen. Der republikanische Kandidat Donald Trump hat öffentlich gesagt, er werde eine Mauer zwischen den beiden Ländern errichten und das nordamerikanische Freihandelsabkommen verlassen, sollte er gewählt werden. Doch eben dieses Abkommen ermöglicht es Mexiko, seine Exporte in die USA zu steigern. Das Rennen um die Präsidentschaft ist denkbar eng. In Lokalwährung denominierte mexikanische Staatsanleihen sind im letzten Monat um 1,3% gefallen (in US-Dollar umgerechnet). Das ist die schlechteste Performance unter den Schwellenländeranleihen.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.