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Bondupdate: Eine neue Makro-Story?

Unternehmens- und inflationsgesicherte Anleihen – also die Anleihesektoren, die sensibel auf Wachstum reagieren – haben die Renditerangliste globaler Anleihen in den letzten fünf Handelstagen angeführt. Hauptantrieb hierfür waren die gemäßigten Kommentare der US-Notenbank. Dennoch waren die Signale der Fed, ob im Dezember mit einem weiteren Zinsanstieg zu rechnen ist, eher gemischt.

Klaus Dahmann

Dieses Mal sagte Fed-Chefin Janet Yellen, die Finanzaufsicht wäre bereit, eine höhere Inflation zu tolerieren, um das noch immer verhaltene Wachstum auszubalancieren. Auch die amerikanischen Wirtschaftsdaten lieferten im September gemischte Signale. Die Erzeugerpreise übertrafen die Erwartungen, während die Stimmung der Verbraucher ebenso rückläufig war wie die Einzelhandelsverkäufe. Im Gegensatz dazu steigen die Inflationserwartungen in den meisten Industrienationen, da man darauf hofft, dass die Fed ihre entgegenkommende Zinspolitik beibehält. Einige Investoren, darunter auch die Legg Mason-Tochtergesellschaft Brandywine Global, glauben, dass sich die Welt weg von einem Investmentregime, das auf Liquidität und geldpolitische Anreize basiert, hin zu einem auf Wachstum basierten System entwickelt, das hauptsächlich von den Schwellenländern gestützt wird.

Die Spreads von Unternehmensanleihen haben sich auch aufgrund der solideren Gewinne der US-Banken im dritten Quartal verengt. Die Summe der Anleihen mit negativer Rendite weltweit fiel auf 10,4 Billionen US-Dollar. Das sind 13% weniger als am 30. September dieses Jahres. Das britische Pfund machte im Vergleich zum US-Dollar einen kleinen Hüpfer. Grund hierfür war das eventuelle Veto-Recht, das dem britischen Parlament über jenen finalen Vertrag zum EU-Austritt eventuell zugesprochen wird. Damit scheint ein „harter Brexit“ vorerst vom Tisch. Insgesamt ist das Pfund seit dem Referendum am 23. Juni um insgesamt 16% gefallen – mit den üblichen Folgen: Die Inflation stieg im September auf ein Prozent, während Europas größte Billigfluggesellschaft mit Sitz in Dublin ihre Gewinnprognose aufgrund des fallenden Pfunds nach unten korrigieren musste. Der Ölpreis pro Barrel blieb über der 50-US-Dollar-Marke und wurde von den erwarteten Produktionsrückgängen gestützt.

Aufsteiger
Tschechische Republik – ein neuer europäischer Vorreiter? Auf der Suche nach der niedrigsten Anleiherendite wurde man nicht etwa in der felsenfesten, reichen Schweiz oder in Deutschland fündig. Nein, über den neuen Negativrekord bei der Rendite zweijähriger Staatsanleihen durfte sich die kleine und vormals kommunistische Tschechische Republik vor wenigen Tagen freuen. Mittlerweile müssen sich unsere östlichen Nachbarn dank einer starken Wirtschaft und einem erwarteten ausgeglichenen Haushaltsbudget in diesem Jahr wieder mit Platz zwei – hinter der Schweiz - begnügen. Und auch deshalb, weil für das kommende Jahr mit der Beseitigung des Währungsdeckels gerechnet wird. Manche Investoren gehen sogar soweit, dass sie das kleine Land als Vorreiter einer Erholung in Europa sehen. Die durchschnittlichen realen Löhne in der Tschechischen Republik sind im letzten Jahr jedes Quartal um mehr als zwei Prozent gestiegen, während das Bruttoinlandsprodukt seit 2014 jedes Quartal ebenfalls über zwei Prozent lag. Blickt man nun auf die Zuwanderung aus Osteuropa in die Eurozone, glauben einige Investoren, dass der Lohndruck aus den östlichen Regionen auch auf die Eurozone überschwappen könnte. Die EZB befindet sich mitten in einem geldpolitischen Anreizprogramm mit dem Ziel, die annualisierte Inflation wieder auf die Zwei-Prozent-Marke zu heben. Der Preisanstieg ist nach wie vor deutlich unter diesem Niveau, auch wenn die Inflationserwartungen erst kürzlich gestiegen sind. Die Fünfjahres-Vorhersage für die Inflation in fünf Jahren hat am 19. Oktober 1,447% erreicht, den höchsten Stand seit Juni dieses Jahres.

Banken – Anleger bauen drauf: Die verbesserten Gewinne der US-Banken im dritten Quartal haben Investoren positiv überrascht. Positiv auf die Bilanzen haben sich der Anleihe- und Währungshandel ausgewirkt, sowie verbesserte Gewinne im Investment Banking. Dieses Einkommen hat den langwierigen Druck der Kreditmargen im anhaltenden Niedrigzinsumfeld nun etwas ausgeglichen. Die Kosten für eine Absicherung eines Bankenausfalls sind gesunken, die Preise für Bankanleihen gleichzeitig gestiegen. Das gilt besonders für das amerikanische High Yield-Segment, das in diesem Jahr bereits Renditen von 7,1% erwirtschaften konnte, aber auch damit noch immer unter den 16% des Bloomberg Barclays US Corporate High Yield Index liegt. Die Performance dieses generellen Index wurde vor allem vom Energiesektor und dem sich erholenden Ölpreis angetrieben.

Absteiger
Renditekrieg Anleihe versus Kredit – alle gewinnen: Der Renditeunterschied zwischen amerikanischen Leveraged Loans und High Yield-Anleihen fiel Anfang Oktober bis fast auf das Zweijahres-Tief von Anfang September. Dieser Rückgang ist ein Zeichen dafür, dass sich die Kreditbedingungen lockern. Denn die Raten, die Unternehmen Investoren zahlen müssen, um via Kredit oder Anleihe Geld zu leihen, sinken weiter – nicht zuletzt auch dank eines besseren wirtschaftlichen Ausblicks. Niedrigere Raten führen tendenziell außerdem zu niedrigeren Ausfallraten, was ebenfalls positiv für Schuldtitel ist. Amerikanische Unternehmensanleihen, die in diesem Jahr bisher ein Plus von 8,9% verzeichnen konnten, haben besser abgeschnitten als US-Staatsanleihen, die in 2016 bisher 4,2% zulegen konnten. Einige Investoren, darunter auch unsere Tochtergesellschaft Western Asset, glauben, dass eine Lockerung der finanziellen Lage bereits für einen weiteren Zinsschritt der Fed im Dezember ausreichen sollte. Sicher ist es jedoch nicht, denn aufgrund des Wachstums und der Inflationserwartungen, die beide hinter den Fed-Zielen liegen, könnten die Währungshüter auch noch warten.

Yuan und Won leiden: Zwei der stärksten asiatischen Länder mussten in den vergangenen fünf Handelstagen zusehen, wie ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar verloren. Herabgezogen wurden sie von Unternehmensproblemen und düsteren Wirtschaftsdaten. Der südkoreanische Won musste seine vier Monate lang anhaltende Siegesserie gegen den US-Dollar nun jäh umkehren, weil ein Smartphone-Hersteller aufgrund eines Feuerschadens seine Produktion stoppen musste. Internationale Anleger haben daraufhin Aktien des Index-Schwergewichts verkauft und die Währung damit zur Abwertung gezwungen. Dennoch konnte der Won 4,4% gegenüber dem US-Dollar seit Jahresbeginn verteidigen. Der chinesische Yuan fiel aufgrund von schwachen Wirtschaftsdaten hingegen weiter. Das chinesische Exportwachstum viel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um auf minus zehn Prozent im September. Im Vergleich dazu waren es im August nur -2,8%. Der Yuan fiel auf 6,74 pro US-Dollar, der niedrigste Stand seit 2010.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.