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Bondupdate: Es gibt nur einen Weg - aufwärts

Weltweit litten Staats- und Unternehmensanleihen unter dem bevorstehenden Anstieg der US-Zinsen. Dieser wurde in einer derart offensiven Art und Weise angekündigt, die wohl ein historisches Novum darstellt. So haben nicht nur zwei Mitglieder des zuständigen Komitees für die Zinssetzung der US Zentralbank, sondern auch Fed-Chefin Janet Yellen recht deutlich verlauten lassen, dass ein Anstieg wahrscheinlich ist: Eine weitere Verschärfung der Geldpolitik scheine zu diesem Zeitpunkt angebracht. Daraufhin stieg die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung am 14. März auf 98%, was immerhin doppelt so hoch ist wie noch eine Woche zuvor.

Klaus Dahmann

 

Auch andere Länder trugen zu den positiveren globalen Aussichten bei: Die Inflation der Eurozone erreichte zum ersten Mal seit 2013 die Zwei-Prozent-Marke, China verbuchte ansteigende Währungsreserven und das Vereinigte Königreich ignorierte mögliche Sorgen eines Brexit und erhöhte seine Wachstumsprognose für 2017 von vorherigen 1,4 auf zwei Prozent. Der US-Dollar stieg im Vergleich zu den meisten wichtigen Währungen an – außer gegenüber dem mexikanischen Peso, der um 2,5% anzog, nachdem von der neuen US-Regierung Kommentare über eine Stabilisierung des Wechselkurses zu hören waren. Der Peso konnte mittlerweile fast die Hälfte des ursprünglichen Wertes wieder gut machen, den er infolge der US-Wahlen im November verloren hatte. Der südafrikanische Rand stieg ebenfalls und Anleihen aus Südafrika waren mit einem Zuwachs von 1,5% in den letzten fünf Handelstagen die leistungsstärksten, in lokalen Währungen denominierten Staatsanleihen in der Gruppe der Schwellenländer. Diese Entwicklung basiert auf der Hoffnung der Investoren, dass die südafrikanische Zentralbank erstmalig seit 2012 die Zinsen senken könnte. Der Rückgang der südafrikanischen Wirtschaft fiel mit 0,3% im vierten Quartal allerdings deutlich drastischer aus als erwartet. Insgesamt waren in Lokalwährung denominierte Staatsanleihen aus Schwellenländern in den letzten fünf Handelstagen eine der wenigen festverzinslichen Anlageklassen, die positive Renditen verbuchen konnte. Grund hierfür waren die insgesamt besseren Fundamentaldaten und die Tatsache, dass sie die steigenden Renditen von US-Treasury nicht als Grundlage nutzen. Die meisten Unternehmens-Spreads verengten sich, aber der zugrundeliegende Anstieg des Zinssatzes von US-Treasuries glich die engeren Spreads mehr als aus. US-Kredite lieferten Gewinne, da davon ausgegangen wird, dass Kreditgeber bald die erwarteten höheren Zinsen an Kunden weitergeben. Langlaufende US-Treasuries litten am meisten, da sie am anfälligsten für Zinssteigerungen sind.

Aufsteiger
Greenback, Greenback – oh Greenback my money to me: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (die Bank der Zentralbanken) berichtet, der US-Dollar sei rund 18% überbewertet. Doch ungeachtet dessen führte er seinen Himmelsflug gegenüber den großen internationalen Währungen in den vergangenen fünf Handelstagen fort. Laut Meinung der Analysten wird es für die US-Währung in diesem Jahr auch nur diese eine Richtung gehen. Übertroffen wird sie nur von der tschechischen, der schwedischen und der norwegischen Krone sowie dem britischen Pfund. Der Zinsschritt, der von den Märkten für kommende Woche erwartet wird, scheint US-Anlagen attraktiver zu machen und erhöht entsprechend die Nachfrage nach der Währung. Zudem haben die USA aktuell positive Wirtschaftsdaten vermeldet, wie etwa höhere Importe in dieser Woche, was ein Zeichen für einen starken Binnenkonsum ist, oder steigende Exporte, was ein Rettungsring für den bislang eher stillen Produktionssektor darstellt. Egal mit wie viel Einsatz die US-Regierung auch versucht, die Währung schlecht zu reden (was auch andere Regionen tun), eine starke Wirtschaft kommt äußerst selten mit einer schwachen Währung daher.

Erwachen europäische High Yields jetzt? Der europäische High Yield-Markt hat seine Gewinne in den letzten fünf Handelstagen ausgeweitet und damit seine Zwölf-Monats-Rendite auf elf Prozent gehoben. Das macht ihn zu einem der wenigen „Überlebenden“ innerhalb eines fallenden Anleihemarktes. Europäische Unternehmen profitieren von einer sich endlich verbessernden Wirtschaft nach Jahren einer faktischen Stagnation. Die deutsche Industrieproduktion hat beispielsweise mit einem Anstieg von 2,8% auf Monatsbasis im Januar positiv überrascht und liegt damit deutlich über den Erwartungen. Die Milliarden von Euro, welche die EZB investiert, um die Wirtschaft anzukurbeln, scheinen nun zu wirken: Die Inflation hat im Februar das Ziel der Zentralbank von zwei Prozent erreicht – eines, das wir seit Januar 2013 nicht mehr gesehen haben. Der europäische High Yield-Sektor macht gerade einmal ein Viertel des US-Markes aus, dennoch sind die Neuemissionen mit 17,1 Mrd. Euro seit Jahresbeginn deutlich gestiegen. Auch das ist ein neues Rekordhoch seit 2013 (im Vergleich zu denselben Vorjahreszeiträumen). Sogar einige US-Unternehmen entscheiden sich aufgrund der günstigeren Zinsen dafür, ihre High Yield-Papiere in Europa zu verkaufen. Sie sind auch als „Reserve Yankee Bonds“ bekannt.

Absteiger
Aktien und Anleihen – Eine Beziehung geht zu Ende: Die Korrelation zwischen US-Aktien und Anleihen ist steil gefallen und liegt nun nahe Null (bei einer minimalen Korrelation). Dies ist ein starker Kontrast zu den Vorjahren, in denen sich die beiden Anlageklassen wie im Tandem zu bewegen schienen. Es ist die Folge des großen Einwirkens der Zentralbanken auf die Finanzmärkte, was zu den fast bipolaren „Risiko Ein/Aus“-Methoden geführt hat, die es seit der weltweiten Finanzkrise 2007/08 gibt. Wegen der steigenden Zinsen in den USA und der Plänen der Fed, die US-Treasury-Bestände zu veräußern, die sie seit der Krise angesammelt hat, verschwinden Korrelationen auf ganzer Linie und Assets bewegen sich immer mehr nach ihren eigenen Regeln als mit dem allgemeinen Rhythmus des Marktes. Eigentlich stehen Aktien und Anleihen in einer negativen Korrelation: Wenn Anleihen steigen oder Erträge fallen, sinken grundsätzlich die Aktienpreise und umgekehrt. Dies änderte sich nach 2007/08 als beide Anlageklassen mit einem monetären Stimulus in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar versehen wurden. Deren bisherige Beziehung scheint jedoch zumindest für den Moment in die Brüche zu gehen.

Südkorea – wie geWONnen so zerronnen: Der südkoreanische Won hat im Vergleich zum US-Dollar in den letzten fünf Handelstagen 1,3% verloren. Das schmälert den Gewinn seit Jahresbeginn um 5,4%. Die Währung, die laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich um rund 11% überbewertet ist, leidet unter einer Reihe von negativen Einflüssen: Die Wirtschaft ist weitestgehend vom globalen Handel abhängig, vor allem von demjenigen mit dem großen Nachbarn China. Und zukünftige Handelsverbesserungen könnten begrenzt sein: Die nationale chinesische Tourismusverwaltung hat – als Antwort auf den Bau einer Raketenanlage, die von China als Sicherheitsrisiko eingeschätzt wird – den Reisebüros empfohlen, keine Reisen nach Südkorea mehr zu verkaufen. Und der chinesische Tourismus ist mit 8,1 Mio. chinesischen Besuchern alleine im letzten Jahr eine wichtige Einnahmequelle für die südkoreanische Wirtschaft. Zudem könnte das Land anfällig für eine eventuelle protektionistische Politik der Vereinigten Staaten sein.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.