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Bondupdate: Florida Keys - Die Großwetterlage

Für globale Anleihen waren die letzten fünf Handelstage durchweg positiv. Sie erhielten einen Aufschwung bedingt durch die Nachrichten von erneuten terroristischen Anschlägen, weltweit schwachen Wirtschaftsdaten und den wieder aufkeimenden geopolitischen Spannungen um Nordkorea – all das vor dem mit Spannung erwarteten ersten Treffen der Präsidenten der zwei mächtigsten Nationen der Welt, der USA und China, das nächste Woche in Florida stattfindet. Diese Stimmung wurde zudem von den schlechten Verkaufszahlen der US-Automobilbranche sowie den eher leisen Tönen der Fed verstärkt, die die Inflationserwartung dämpften.

Klaus Dahmann

In Europa hat die deutsche Inflation, die im März mit 1,5% deutlich unter den erwarteten 1,9% lag, die Inflationserwartungen für die Region insgesamt auf ein Fünf-Monatstief fallen lassen. Auch der Euro hat gegenüber dem US-Dollar verloren. Grund hierfür waren die Erwartungen eines baldigen Zinsanstiegs, die zuletzt wegen geringerer Deflationsängste mit 4,2% auf ein neues Hoch seit Jahresbeginn geklettert waren und nun wieder bei Null liegen. Aufwärts ging es hingegen sowohl für deutsche als auch für andere europäische Staatsanleihen.

Die Gesamtheit der Schwellenländer hat an der Anleiherallye nicht partizipiert. Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma hat seinen marktfreundlichen Finanzminister entlassen und sein Kabinett neu geordnet. Daraufhin stürzte der Rand ab und südafrikanische Staatsanleihen fielen im Rating. Schaut man sich in Lokalwährung denominierte Schwellenländeranleihen jedoch auf individueller Basis an, konnten diese jedoch – angeführt von Brasilien und Indonesien – in den letzten fünf Handelstagen zulegen. Die beiden ölexportierenden Länder profitierten vom Preisanstieg des Rohstoffs von 47 auf 51 US-Dollar pro Barrel, der auf aktuellen und erwarteten zukünftigen Versorgungsengpässen basiert. Zudem sorgte der Anstieg dafür, dass die Spreads von US-High Yields schwächelten. Grund hierfür ist die hohe Konzentration an Energietiteln im Sektor, die ungefähr 15% des US-High-Yield-Index ausmachen. Von der Tatsache, dass die Märkte im Sicherheitsmodus handelten, haben vor allem britische Staatsanleihen profitiert. Sie reagieren traditionell eher längerfristig auf Zinsänderungen (sie gewinnen dazu, wenn die Renditen fallen und verlieren, wenn sie steigen). Gemessen wird dies anhand der Duration, die bei Gilts bei fast 12 Jahren, bei Papieren aus der Eurozone bei sieben Jahren und US-Staatsanleihen bei sechs Jahren liegt.

Aufsteiger
Die Dollar-Yuan Beziehung: Wiederholt sich Casablanca in Florida? Präsident Trump hat mit seinen Kommentaren, China würde seine Währung nutzen, um die eigenen Exporte zu stärken und der US-Wirtschaft zu schaden, ebenso für Marktvolatilität als auch für Zeitungsartikel erzeugt. Doch nun stellt sich heraus, dass der Yuan eine der Währungen ist, die weltweit am engsten mit dem US-Dollar korreliert. Nach dem Schweizer Franken, der als traditionell sicherer Hafen fast im Gleichschritt zum US-Dollar marschiert, kommt der Renminbi (der auch Yuan genannt wird) gleich auf Platz zwei und verweist damit selbst traditionell stabile Währungen wie die schwedische Krone, den japanischen Yen oder den kanadischen Dollar auf die hinteren Plätze. Dem gegenüber stehen Währungen wie der Euro und das britische Pfund, die von einem schwachen US-Dollar profitieren, weil sie in negativer Korrelation zu der amerikanischen Währung stehen. Tatsächlich wies die Yuan-Dollar Beziehung in den letzten fünf Tagen die engste Korrelation seit 2011 auf. Diese Korrelation ist seit 2006 im Schnitt positiv und hat sich erst seit dem Tief im Oktober kurz vor der US-Wahl deutlich verbessert. Louis, ist das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

High Yield – der Engel an deiner Seite? Amerikanische High Yield-Anleihen, die erst kürzlich ihren Investmentgrade-Status verloren haben und deshalb auch als „gefallene Engel“ bekannt sind, haben in den letzten fünf Handelstagen um 1,1% zugelegt und somit ihre Wertentwicklung in den letzten zwölf Monaten auf 23% verbessern können. Dieser Anstieg ist größtenteils der Ölindustrie zuzuschreiben, obwohl auch die Risikostimmung im Versorgungs- und Kommunikationssektor zugenommen hat. Dieses Risiko kann man anhand des Preises messen, den Investoren zu zahlen bereit sind, um gegen Ausfälle geschützt zu sein. Die Anlageklasse der sogenannten ‚fallen Angels’ entwickelt sich traditionell dann positiv, wenn das Wirtschaftswachstum stark genug ist, um Einkünfte zu generieren, und niedrig genug, um die Zinsen klein zu halten – eben eine für Finanzierungskosten positive Situation. Die Anlageklasse hat sich aber auch deshalb positiv entwickelt, weil es im März kaum Ausfälle gab. Lediglich zwei Firmen traf es, deren Volumen bei 930 Mio. US-Dollar lag. Laut JP Morgan gab es seit Juni 2014 nicht mehr so moderate Ausfallraten wie im Februar und März zusammen (1,4 Mrd. US-Dollar).

Absteiger
Britisches Zahlungsbilanzdefizit – die Abwertung funktioniert: Seit 2011 hat sich das britische Leistungsbilanzdefizit nicht so schnell verbessert wie im vierten Quartal 2016. Grund hierfür sind die Exporte, die stärker stiegen als die Importe. Auf diese Verbesserung des Zahlungsbilanzdefizits folgte eine Abwertung des britischen Pfunds, was wiederum britische Exporte günstiger werden ließ. Seitdem die Briten offiziell ihren Ausstieg aus der EU angestoßen haben, hat das Pfund Sterling 16% verloren. Augenscheinlich lässt auch die Attraktivität britischer Anleihen und Aktien für ausländische Investoren nach, während ausländische Direktinvestitionen gestiegen sind. Trotzdem bleibt das Leistungsbilanzdefizit bei 4,4% des Bruttoinlandsprodukts und damit immer noch weit entfernt von positiven Gefilden – ein Bereich, den es seit 1986 nicht mehr erreicht hat. Premierministerin Theresa May versucht derweil ihr Bestes: Sie hat in ihrer bisherigen Amtszeit seit Juli 2016 insgesamt schon 19 Länder besucht, darunter die USA, China, Indien und jüngst Saudi Arabien. Im Vergleich schaffte es Präsident Trump seit Amtsantritt gerade einmal vom Weißen Haus bis nach Florida.

Die französische TV-Debatte – Le Pain: Die französische Anti-Euro Kandidatin Marine Le Pen hat laut Beobachtern in den vier Stunden der Marathon-Fernsehdebatte unter nicht weniger als elf Präsidentschaftsanwärtern keine besonders gute Figur abgegeben. Umfragen zufolge hat der Topkandidat der Mitte, Emmanuel Macron, die Debatte für sich entschieden, während Le Pen nur zur viert-überzeugendsten Kandidatin gewählt wurde. Ihr bisheriger Aufstieg machte die Investoren vor allem nervös aus Angst, Le Pen könnte ihren Plan in die Tat umsetzen, in Frankreich ebenfalls ein Referendum zum Ausstieg aus der EU abhalten und damit das gesamte europäische Projekt in Frage stellen. Die Spreads französischer Staatsanleihen fielen nach der Debatte gegenüber Deutschen Bunds auf 66 Basispunkte und lagen damit weit entfernt von den fast 80 Basispunkten, die sie im Februar auf dem Höhepunkt von Le Pens Popularität erreicht hatten. Trotzdem liegt auch das noch bedeutend höher als die 40 Basispunkte, auf denen sie sich in den letzten drei Jahren mehr oder weniger eingependelt hatten. Die Wahl wird in zwei Runden am 23. April und am 7. Mai stattfinden.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.