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BondUpdate: Geringe Inflation – wird hier das Pulver trocken gehalten?

Die sinkende Wachstumsrate der globalen Wirtschaft und deren Auswirkungen auf die Märkte beschäftigen die Anleger weiterhin. Konkret befürchten die Investoren, dass die derzeit gedämpfte Inflationsrate der Welt ein Symptom für eine nachlassende Nachfrage und eine in Zukunft schwierigere Schaffung von nationalem Wohlstand ist, insbesondere in kleineren, weniger entwickelten Volkswirtschaften.

Stephan Bannier

Aber es gibt auch eine andere Sichtweise auf eine niedrige Inflation: als Beweis für die politischen Erfolge der Zentralbanken - ein Punkt, den die Manager von Brandywine Global als besonders überzeugend in den Schwellenländern (EM) ansehen. In vielen dieser Länder liegen die Inflationsraten nicht nur unter den jeweiligen Zielen der Zentralbanken, auch absolut gesehen sind die Inflationsraten niedrig, oftmals nur 4% oder 5%.

Die folgende Grafik verdeutlicht dies, indem sie die wichtigsten Volkswirtschaften nach deren tatsächlicher Inflationsrate im Vergleich zur Zielrate der entsprechenden Notenbank aufzeigt. Auf der Liste der „unterbietenden" Länder stehen nicht nur Giganten wie Indien, China, Japan, Brasilien, die USA und die Eurozone, sondern auch Thailand, Polen, Chile, Schweden und Ungarn.

Inflationsziele unterschritten: Handlungsspielraum für Zentralbanken
Erfolg der Zentralbanken bei der Inflationskontrolle - Rückenwind für das globale Wachstum



Chart mit freundlicher Genehmigung von Brandywine Global. Quelle: Brandywine Global, Stand: 30. November 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Und selbst wenn - wie in Mexiko oder der Türkei - die Inflation nach oben geschnellt ist, sind die Zentralbanken letztlich doch mit inflationsbekämpfenden Zinssenkungen und anderen deflationären Maßnahmen eingeschritten, anstatt den Weg der Ignoranz weiter zu gehen, wie es in Venezuela der Fall sein könnte.

Brandywine schlussfolgert daraus, dass eine erneuerte globale Zentralbankdisziplin möglicherweise dazu beitragen könnte, dem geplanten Entzug von Liquidität aus der Weltwirtschaft durch die US-Notenbank entgegenzuwirken. Sobald der Offenmarktausschuss der US-Notenbank in der Woche vom 28. Februar zusammentritt und die Prognosen seiner Mitglieder für zukünftige Zinsschritte veröffentlicht, könnte klarer werden, wie viel von dieser Disziplin im kommenden Jahr benötigt wird.

Im Aufschwung: Unternehmensanleihen mit kurzen Laufzeiten
In Sektoren, die nicht gerade mit guten Nachrichten überfrachtet waren, sind die positiven Wertentwicklungen bei US-Unternehmensanleihen seit Anfang des Jahres gern gesehen. Gemessen an den jeweiligen Indizes stiegen US-Investment Grade-Anleihen, High Yield-Anleihen und sogar Leveraged Loans um 1,37%, 3,76% bzw. 2,51% (Quelle: Bloomberg, Stand 29.1.2019). Eigentlich hat die Rallye bereits am „Boxing Day“ (26. Dezember) begonnen. Der Anstieg der Indizes seitdem beträgt 1,81%, 4,38% und 2,23%.

Obwohl an sich bemerkenswert, haben diese kürzlich gesehenen Mini-Rallyes die Wertentwicklung von Investment Grade-Anleihen jedoch noch nicht wieder in positives Terrain gebracht, wenn man den Beginn des Jahres 2018 zugrunde legt: ein Minus von 0,72% steht dann immer noch zu Buche. High Yield-Anleihen entwickelten sich in diesem Zeitraum mit einem Plus von 1,57% besser, während Leveraged Loans im Berichtszeitraum um 2,96% anstiegen.

Wie vieles andere an den US-Anleihenmärkten wurden auch die jüngsten Gewinne dem Fed-Vorsitzenden Powell und weiteren Mitgliedern des Offenmarktausschusses zugeschrieben. Deren ausgesprochen gemäßigte Töne Ende 2018 konnten die Ängste vor einem potenziell katastrophalen Fehler durch die Notenbank und einem überaus überschwänglichen Komitee mildern. Am Ende der Pressekonferenz des Vorsitzenden Powell am 30. Januar werden wir sehen, ob die Märkte – zumindest kurzfristig – richtig lagen.

Im Abschwung: Erwartungen zu den Zinsanhebungen durch die US-Notenbank
Es gibt nur noch einige wenige Mitglieder im Offenmarktausschuss, die weiterhin rekordverdächtige drei Zinserhöhungen im Jahr 2019 erwarten. Das geht aus dem Sitzungsprotokoll der US-Notenbank vom Dezember 2018 hervor.

An den Finanzmärkten sind dagegen selbst die Chancen für einen einzigen Zinsschritt in diesem Jahr mit geringer oder gar keiner Wahrscheinlichkeit eingepreist. Tatsächlich hat die ehemalige Präsidentin der Federal Reserve Bank of Minneapolis von 2009 bis 2015, Narayana Kocherlakota, kürzlich ein Meinungsbild mit dem Titel „The Fed Should Consider Lowering Rates" veröffentlicht.

Der neue Kommunikationsplan des Vorsitzenden Powell für 2019 sieht vor, dass zukünftig jeder der zehn Sitzungen des Offenmarktausschusses eine eigene Pressekonferenz folgen wird. Das erklärte Ziel ist, eine verstärkte Kommunikation mit den Marktteilnehmern zu ermöglichen. Der 30. Januar wird einen ersten Eindruck vermitteln, ob in diesem Fall mehr auch wirklich besser ist.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.