Foundation | Welcome

Menu


BondUpdate: Globale Anleiherenditen – Sorge um die Vorsorge

Die globale Anleiherallye von 2019 war ein Segen für Anleger, die Anleihen besitzen – aber der Rückgang der Renditen könnte unglückliche Folgen für diejenigen haben, die davon ausgehen, Pensionszahlungen zur Finanzierung ihres Ruhestandes nutzen zu können.

Stephan Bannier

Für sie geht es darum, dass leistungsorientierte und andere Arten von Pensionen weiterhin in der Lage sind, das zur Erfüllung künftiger Verpflichtungen erforderliche Einkommen zu generieren. Viele dieser Pensionspläne richten sich in erster Linie an den Rentenmarkt, um stabile Ertragsströme zu generieren. Mit dem sukzessiven Fälligwerden der Anleihen mit hohem Kupon sind die für die Wiederanlage verfügbaren Anleihen mit äquivalentem Risiko jedoch deutlich renditeschwächer. Natürlich steigen und fallen alle Märkte einmal, aber die diesjährige Anleiherallye folgt einem mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Abwärtsdruck auf die Renditen - mit wenig Aussicht auf eine baldige Trendwende.

Sinkende Renditen sind eine globale Herausforderung



Quelle: Bloomberg, Stand: 26. August 2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar.
*Index: Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index (Yield to Worst). Index-Renditen beinhalten keine Gebühren oder Verkaufskosten. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Ein Jahr allein ist kaum aussagekräftig - aber wenn die niedrigen Erträge lange genug anhalten, könnten die Pensionspläne, wie Landwirte, die mit längerer Dürre konfrontiert sind, vor der Wahl stehen, entweder ihr Saatgut zu essen oder es für zukünftige Ernten einzupflanzen. In der Zwischenzeit erinnern die aktuellen Bedingungen aber zumindest an den Wert aktiver Fixed-Income-Manager, die über etablierte Indizes hinaus nach Möglichkeiten suchen können.

Im Aufschwung: Die Schuldenaufnahmekapazität in der Eurozone
Obwohl einige Länder in Europa hohe Schuldenlasten tragen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) aufgefordert wird, die Eurozone als kollektive Einheit zu retten. Einer von vielen Gründen dafür ist, dass sich die Gesamtkapazität der Eurozone zur Schuldenaufnahme seit der europäischen Schuldenkrise 2011-14 weiter verbessert hat.

Nach Angaben des IWF wird die Staatsverschuldung der Eurozone – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – von 92% Ende 2014 auf voraussichtlich 84% Ende 2019 sinken und bis Ende 2024 auf etwas mehr als 75% fallen. Das ist besonders bemerkenswert angesichts des derzeit schleppenden Wachstumstempos der Region, das sich zu einem Teil auch in der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) widerspiegelt, die unter dem früheren Präsidenten Mario Draghi zu einem Schuldenabbau beigetragen hat.

Vor dem Hintergrund der kürzlich erneuerten Zusage der EZB, die stimulierende Geldpolitik wiederaufzunehmen, könnte sich das ändern - aber vorerst sind die Nachrichten positiv.

Ein nützlicher Vergleichsmaßstab: Die Verschuldungsquote in den USA wird nach Prognosen des IWF für Ende 2019 bei voraussichtlich über 106% liegen und bis Ende 2024 auf der Grundlage der aktuellen Finanz- und Geldpolitik auf über 110% steigen.

Im Abseits: Deutschlands Fremdkapitalkosten
Da die meisten europäischen Zinsen weiter sinken, ist die gesamte deutsche Zinskurve nun negativ, über eine Laufzeit von einem Monat (-0,6625%) bis zu 30 Jahren (-0,1912%). Gleichzeitig erlebt Deutschland eine exportgetriebene Verlangsamung, wobei die Wirtschaft im zweiten Quartal um -0,1% schrumpfte, was zum Teil auf einen Rückgang des Außenhandels um netto -0,5 Prozentpunkte zurückzuführen ist.

Der Überschuss Deutschlands für das erste Halbjahr 2019 belief sich auf 45,3 Mrd. Euro oder 2,7% des BIP des Landes. Gleichzeitig hat Deutschland die vielleicht niedrigsten Kreditkosten der Welt. Aber angesichts der Präferenz des Landes, sowohl auf staatlicher als auch auf individueller Ebene zu sparen, wird es wohl noch mehr als diese Umstände erfordern, um Deutschland davon zu überzeugen, eine Kampagne der fiskalischen Anreize zu starten - wie auch immer sie finanziert wird.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 27. August 2019, sofern nicht anders angegeben.

---
*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.