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BondUpdate: Globale Produktion – kommt nun die Ebbe?

Anleiheinvestoren, die auf einen leichten Anstieg des globalen Wachstums hoffen, finden in den neuesten weltweiten Produktionsdaten wenig Grund zur Freude. Der U.S. Manufacturing Purchasing Managers Index (PMI) vom August 2019 notierte bei 49,1 und zeigte so das erste Anzeichen eines Rückgangs im verarbeitenden Gewerbe seit August 2016.

Stephan Bannier

Leider hat das die USA stärker den Bedingungen im Rest der entwickelten Welt angenähert. Japan (49,3), die Eurozone (47,0) und sein Zugpferd Deutschland (43,5) befinden sich alle im Schrumpfungsbereich. Der PMI des verarbeitenden Gewerbes in China bewegte sich seit Mai 2019 knapp unter dem Break-even-Wert von 50.

PMI-Indizes der führenden Länder auf dem Rückzug



Quelle: Bloomberg, Stand: 31. August 2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Index-Renditen beinhalten keine Gebühren oder Verkaufskosten. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Die aktuellen Spannungen im Welthandel deuten darauf hin, dass eine Lösung der Handelsschwierigkeiten zwischen den USA und China letztlich immer auf Währungsaspekte zurückzuführen sein wird. Laut Francis Scotland von Brandywine Global ist eine Abwertung des US-Dollars eine der wenigen politischen Optionen, die einem Weißen Haus, das offenbar disruptive Schritte gegenüber längerfristigen politischen Veränderungen bevorzugt, noch offen stehen. Aber wie auch bei anderen politischen Maßnahmen sind unbeabsichtigte Folgen - sowohl wirtschaftlicher als auch politischer Natur - schwer vorherzusehen und zu kontrollieren.

Im Aufschwung: Verbraucherschulden in den USA
Im Juli 2019 stieg die Gesamtverschuldung der US-Verbraucher gegenüber Juni um 23,3 Mrd. US-Dollar - der größte Anstieg seit November 2017 - und lag damit deutlich über selbst den progressivsten Prognosen, die von Bloomberg erhoben werden. Von diesem Betrag stiegen die ausstehenden revolvierenden Schulden (d.h. Kreditkartenschulden) um 10 Mrd. US-Dollar - ebenfalls der größte Anstieg seit November 2017. Andere Kreditsummen, einschließlich Studentendarlehen und Autokredite (aber keine Hypotheken), veränderten sich dagegen kaum. Insgesamt wuchs das Kreditvolumen im Juli 2019 mit einer jährlichen Rate von 6,8% deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft (2,0%) und der private Verbrauch (4,7%) im zweiten Quartal 2019.

Die steigende Kreditkartenverschuldung ist ein zweischneidiger Indikator, der das wachsende Vertrauen in das bereits laufende Lohnwachstum und in die Aussicht auf eine rechtzeitige Rückzahlung widerspiegelt. Da rund 70% der US-Wirtschaft von den Konsumausgaben abhängig sind, könnte das Kreditwachstum einen beachtlichen Ausgleich für die kurzfristige Schwäche in den Bereichen Fertigung, Wohnen und Investitionen darstellen. In früheren Rezessionen haben sich aber auch die Nachteile einer steigenden privaten Verschuldung gezeigt, darunter insbesondere die nachlaufenden Lasten im wirtschaftlichen Erholungsprozess.

Im Abschwung: Erzeugerpreise in China
Das chinesische National Bureau of Statistics berichtete, dass die Erzeugerpreise für August 2019 mit einer jährlichen Rate von -0,8% gesunken sind, der ersten negativen Rate seit August 2016. Der Wert lag in etwa im Rahmen der Erwartungen. Gleichzeitig stiegen die Verbraucherpreise im August 2019 mit einer jährlichen Rate von 2,8% und bewegten sich damit in etwa wie im Vormonat.

Ein Faktor, der das Verhalten der Verbraucher stark beeinflusst, ist der Preis für Lebensmittel, der im August 2019 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 10,0% anstieg, während die Preise für Non-Food-Produkte im gleichen Zeitraum lediglich um 1,1% wuchsen. Ausschlaggebend für die Nahrungskomponente war der Preis für Schweinefleisch, das im August 2019 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 46,7% stieg und damit um rund 20 Prozentpunkte höher als im Juli. Dieser enorme Preisanstieg spiegelt die Effekte der Schweinepestepidemie in den letzten Monaten wider, die von Vizepremier Hu Chunhua als „sehr ernst" bezeichnet wurde.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.