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Bondupdate: Goldilocks-Daten geben High Yields Auftrieb

Zahlen, wie sie besser nicht sein könnten: Die Wirtschaft ist nicht zu heiß und nicht zu kalt, und so profitieren vor allem High Yields und Schwellenländeranleihen in den letzten fünf Handelstagen von den Goldilocks-Daten. Denn beide Anlageklassen zählen traditionell zu den Nutznießern der Kombination aus moderatem Wachstum und niedrigen Zinsen.

Klaus Dahmann

Einige Anleger sind eingestiegen, weil die schwachen Zahlen zum Lohnwachstum in den USA die Einschätzung – vorher nonkonformistisch, heute Mainstream – zur Geschwindigkeit möglicher Zinsschritte der Fed in diesem Jahr bestätigen. Die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen bei ihrem nächsten Treffen im März anheben wird, ist von 33% Mitte Januar auf aktuell 22% gefallen. Ebenfalls abwärts ging es in den letzten fünf Handelstagen für die Inflationserwartungen in den G7-Staaten. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries – die die Preise vieler Waren und Dienstleistungen auf der Welt maßgeblich beeinflussen – fiel auf 2,35%, nachdem sie im Nachgang zur letzten Zinserhöhung der Fed im Dezember nahezu die 2,6%-Marke geknackt hatte.

Der Rückgang ist aber wohl auch auf die wenig kämpferische Rede von Fed-Chefin Janet Yellen zurückzuführen. Für den US-Dollar endete die vergangene Woche praktisch unverändert, da ein fallender Euro und ein fallendes britisches Pfund (von den eigenen internen Problemen nach unten gezogen) Gewinne des Yen und des australischen Dollars kompensierten. Letzterer wurde von steigenden Metall- und Bergbaupreisen in die Höhe gehoben, der Yen von der Nachfrage nach sicheren Häfen und der besseren Wirtschaftsstimmung. Denn das Verhältnis von Arbeitsplatzangebot zu Arbeitsplatzsuchenden in Japan stieg im Dezember auf 1,43, den höchsten Wert seit 1991.

Der Ölpreis fiel aufgrund höherer US-Lagerbestände auf 51,7 US-Dollar pro Barrel – was jedoch die in Lokalwährung denominierten Staatsanleihen des Ölexporteurs Brasilien nicht davon abhielt, in den letzten fünf Handelstagen 1,8 Prozent zuzulegen, womit sie zur best performenden Anlageklasse wurden. Einige Anleger trieb es aufgrund der hinter den Erwartungen gebliebenen Inflationsdaten und Hoffnungen darüber, dass die Zentralbank weiteren Spielraum für Zinssenkungen hat, in die Papiere. Im Gegensatz dazu hat die indische Zentralbank ihre Haltung von „entgegenkommend“ in „neutral“ geändert. Am schlechtesten von den 33 Anleihesektoren schnitten europäische Staatsanleihen ab, die von der politischen Unsicherheit, wieder aufflammenden Sorgen über die griechische Solvenz und enttäuschenden Zahlen aus Deutschland nach unten gezogen wurden.

Aufsteiger
Swaps steigen endlich wieder: Eine der sonderbarsten Anomalien, die im Nachgang an die Finanzkrise entstanden, ist nun endlich umgekehrt worden: Die US-Zinssatz-Swaps, das heißt der Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, liegen wieder über der Rendite von US-Treasuries, sprich den Kosten, zu denen man sich bei der Staatskasse Geld leihen kann. Denn theoretisch ist das ein risikofreier Zins ohne Risikoprämie, da er von der Regierung gesichert wird. Entstanden ist diese Anomalie, weil eine neue und strengere Bankenaufsicht die Handelssumme der Banken reduziert hat, wodurch Druck entstanden ist, der die Nachfrage reduziert und die Preise erhöht hat. Jedoch haben Ankündigungen von Präsident Trump in den vergangenen Tagen, die Bankenaufsicht lockern zu wollen, die Risikoprämien aufgehoben, die die Kreditnehmer dafür verlangt hatten, dass sie mit den Finanzinstitutionen zusammenarbeiten. Dies hat die Swap-Rate letztendlich wieder über die Rendite der Treasuries und damit auf ein normaleres Niveau gehoben. Zudem haben einige Anleger in Erwartung höherer Zinsen Swaps verkauft, da sie auch als Absicherung gegen potenzielle Zinsänderungen dienen. Diese Verkäufe haben zu weiteren Spreads geführt. Normalität ist wieder eingekehrt.

Renditejagd? Lateinamerika bietet guten Nährboden: Lateinamerikanische High Yield-Anleihen zählten in den letzten fünf Handelstagen zu den best performenden Sektoren innerhalb des High Yield-Segments. Mit einem Plus von 0,7% haben sie ihre Rendite seit Jahresbeginn auf 3,7% steigern können – ebenfalls ein Spitzenwert. Die Region steigt in der Gunst der Investoren, bei denen ein Großteil davon ausgeht, dass die Auswirkungen eines amerikanischen Protektionismus hier weniger hart einschlagen als beispielsweise in Asien. Denn Länder wie Brasilien oder Argentinien haben ein Handelsbilanzdefizit, keinen -überschuss mit den USA. Weiteren Aufwind erhält Lateinamerika von den steigenden Rohstoffpreisen: Plus acht Prozent bei Gold, elf Prozent bei Silber und zwölf Prozent bei Palladium allein in diesem Jahr.

Und auch Kupfer, Mais, Weizen und Sojabohnen haben rund fünf Prozent gut machen können. Unternehmensanleihen der Region, deren Spreads mit der US-Dollar-Rally 2014/2015 stiegen, sind nicht auf das Niveau von 2012/2013 abgesunken wie ihre asiatischen Pendants oder Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern insgesamt. Zudem stehen das Wachstum und der politische Goodwill hinter dem neu aufgeflammten Investoreninteresse: Der brasilianische Präsident Temer und sein argentinischer Kollege Macri haben sich diese Woche getroffen, um das lateinamerikanische innergemeinschaftliche Handelsprojekt Mercosur wieder aufleben zu lassen. Dieses war ins Hintertreffen geraten, als die beiden führenden Länder der Region in eine Rezession gerutscht waren. Nun aber sei es an der Zeit, einen Wiederbelebungsversuch zu starten, so die beiden.

Absteiger
Europa wird wieder von Geistern verfolgt: Der Risikoaufschlag, den Investoren für französische, italienische oder griechische Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Papieren verlangen, erreichte in den letzten fünf Handelstagen ein neues Hoch. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Sorgen über die Zukunft der Europäischen Union wieder an die Oberfläche kommen. Insbesondere Frankreich trifft es hart, wo die Vorwürfe gegen Präsidentschaftskandidat Fillon, er habe seine Frau sowie seine zwei Söhne illegal beschäftigt, das Profil von Anti-Europa Kandidatin Le Pen schärfen. Die Spreads in Griechenland schnellten in die Höhe, weil ein Bruch der Hauptkreditgeber, des internationalen Währungsfonds und der EU, ein weiteres Rettungspaket verhindern. Zudem ist die Region gerade dabei, mit Großbritannien ein EU-Mitglied zu verlieren, während gleichzeitig versucht wird, die marode Wirtschaft wiederzubeleben. Investoren fürchten sich davor, dass der Aufstieg der anti-europäischen Parteien die Einigkeit der Region weiter bedroht. Sowohl in den Niederlanden als auch in Frankreich und Deutschland stehen noch in diesem Jahr Präsidentschaftswahlen an. Der Euro verlor gegenüber einem konstanten US-Dollar in den letzten fünf Handelstagen ein Prozent.

Chinesische Anleihen verlieren an Dampf: Mit einem Minus von 0,9% schnitten chinesische Anleihen unter allen lokalen staatlichen Emittenten aus den Schwellenländern in den letzten fünf Handelstagen am schlechtesten ab. Das Land erhöhte die Leitzinsspanne, was die Absicht der Zentralbank widerspiegelt, das rapide Kreditwachstum und die Kapitalabflüsse einzudämmen. Eine fallende Währung (-4,2% im Vergleich zum US-Dollar über ein Jahr) hat die Kapitalabflüsse beschleunigt. Sowohl die lokale Bevölkerung als auch die Unternehmen suchen höhere Renditen und Kapitalschutz lieber anderswo. Die Regierung hat versucht, den Yuan zu schützen, indem sie einige ihrer Währungsreserven nutzte, die im Januar zum ersten Mal seit 2011 auf unter drei Billionen US-Dollar sanken. Das jährliche Wirtschaftswachstum hat sich hingegen auf dem Niveau von rund 6,7% stabilisiert, das es nunmehr seit über einem Jahr hält.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.