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BondUpdate: Hauptdarsteller am Rentenmarkt – Italien ist dran

Da die wirtschaftlichen Herausforderungen Brasiliens, Russlands, Argentiniens und der Türkei immer vertrauter werden, richtet sich das Augenmerk nun wieder auf Italien, wo die Herausforderungen der Koalitionspolitik auf die Notwendigkeit treffen, im September einen Haushalt vorzuschlagen.

Stephan Bannier

Die linken und antieuropäischen Fraktionen sind sich bisher einig, dass die ohnehin schon hohe Staatsverschuldung von 2,3 Billionen Euro um mindestens 100 Mrd. Euro aufgestockt werden muss, was wiederum das Defizitziel der EU von 3% des BIP deutlich übertreffen könnte und die Haushaltslücke auf bis zu 5% ansteigen ließe.

Die Neuverschuldung wäre das konsequente Ergebnis der Einhaltung von Wahlversprechen einschließlich des Mindesteinkommens sowie der dringend notwendigen Ausgabenerhöhungen für die Verbesserung der Infrastruktur, die durch den tragischen Zusammenbruch der Brücke in Genua auf die Tagesordnung kam.

Anleiheninvestoren reagieren vorhersehbar, indem sie italienische Papiere verkaufen und so die Renditen und Risikoaufschläge auf ein Niveau treiben, welches seit über vier Jahren nicht mehr erreicht wurde, und erinnern einige Beobachter an die dunklen Tage der europäischen Schuldenkrise von 2012. Am 29. August lag die 10-jährige Staatsverschuldung Italiens mit 3,17% rund 280 Basispunkte (bps) über der deutschen Benchmark-Rendite – der zweithöchste Wert nach Griechenland mit 373 bp.

Hinzu kommt der Plan der Europäischen Zentralbank, im nächsten Jahr ihr ultra-lockeres Anleihekaufprogramm zurückzufahren, wodurch ein großer Käufer vom Markt verschwindet, während zeitgleich die erwarteten staatlichen Ausgaben Italiens ernsthaft Fahrt aufnehmen.

Im Aufschwung: Steilheit der US-Zinskurve (in einigen Laufzeitbändern)



Quelle: Bloomberg; 28. August 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Die Sorge um die Verflachung der US-Zinskurve bleibt eine Konstante. Jedoch sinken nicht alle Laufzeitspreads. In den letzten Tagen haben sich die Spreads von 2-10 Jahren (2-10), 2-30 und 5-30 leicht ausgeweitet. Auch der Spread von 10-30 ist seit Ende Juli leicht angestiegen. Und etwas überraschend ist der 5-30 jetzt sogar etwas höher als der 2-10.

Ein Großteil dieser Veränderungen lässt sich auf die Aufwärtsbewegung bei den 30-jährigen Renditen seit Handelsschluss am Freitag, dem 24. August, zurückführen. Sie stieg von 2,958% auf bis zu 3,038% am 28. August, was einem Anstieg von etwa 8 Basispunkten entspricht. Das allein ist schon bemerkenswert; da die 30-jährigen Staatsanleihen weithin als Spiegelbild von Wachstumserwartungen und steigenden Preisen verstanden wird. Wenn das also tatsächlich die Geschichte hinter den 30jährigen ist, könnte der Aufschlag um acht Basispunkte ein wichtiges Gegenargument zur aktuellen Sorge um ein rückläufiges Wachstum sein.

Im Abschwung: Schwellenländer im Strudel
Der allgemeine Abschwung bei den Schwellenländer-Anleihen war kräftig in den letzten Monaten. Die Gründe dafür sind wohlbekannt und umfassen Sorgen über Handelskriege, den Aufwind des US-Dollars und die sich verändernde Wachstumsdynamik in China.

Anleihen und Währungen der Schwellenländer, über die letzten zwei Monate



Quelle: Bloomberg; 28. August 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Aber in den letzten Wochen haben die Märkte wieder den Fokus auf die vier unruhigsten Länder gelegt: Brasilien, Russland, Argentinien und die Türkei. Jedes dieser so genannten „BRATs“ kämpft mit seinen eigenen internen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen.

Bemerkenswert ist, dass der Bloomberg Barclays (BB) EM Hard Currency Aggregate Bond Index seit Ende des zweiten Quartals um 0,94% anstieg, der BB EM Local Currency Government Index nur leicht um 0,03% fiel und der MSCI EM Currency Index lediglich 1,06% nachgab, obwohl alle drei Indizes die vier schwierigsten Schwellenländer enthalten.

Das soll nicht heißen, dass die Anlageklasse die Trendwende bereits geschafft hat. Aber es könnte klug sein, diese Anlageklasse im Lichte ihrer jüngsten Geschichte zu überdenken.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.