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BondUpdate: Herumge-Trump-el

Die globalen Anleihenmärkte haben eine scharfe Kehrtwende vollzogen in der Erwartung, dass US-Präsident Donald Trump in der kommenden Woche seine Steuerpläne veröffentlichen wird, die die Kosten der Unternehmen senken und damit Wachstum anheizen sollen. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen sprang auf 2,44% und erreichte damit das höchste Niveau seit März. Staatsanleihen in anderen Industrieländern stiegen ebenfalls stark an.

Klaus Dahmann

Die abrupte Wende wurde zudem verstärkt durch positive Auftragseingänge bei Gebrauchsgütern sowie starke Immobilienverkaufszahlen im September. Auch die Spekulation hinsichtlich einer Neuernennung der Spitzenposition der US-Notenbank durch Präsident Trump - mit einer möglicherweise stärker restriktiven Ausrichtung - nahm weiter zu. Zwischenzeitlich betonte die derzeitige Präsidentin Janet Yellen, dass die aktuell geringe Inflation lediglich ein vorübergehendes Phänomen sein könnte. Vor dem Hintergrund steigender Zinserwartungen stieg auch der US-Dollar und schwächte somit die Währungen der Schwellenländer. Der Brasilianische Real und der Mexikanische Peso sanken um 2,3% bzw. 2%. Die Inflationserwartungen stiegen sowohl in Europa als auch in den USA.

Dem besseren globalen Konjunkturausblick folgend, konnte China seine Wachstumsrate von 6,8% im dritten Quartal aufrechterhalten. Großbritannien meldete mit 0,4% Wachstum zwischen Juli und September eine höhere Rate als erwartet und befeuerte somit die Vermutung, dass die Bank of England zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt die Zinsen anheben könnte. Auch der deutsche IFO-Geschäftsklimaindex lag über den Erwartungen. In Japan gewann Präsident Abe erneut ein Mandat zur Weiterführung seiner ultra-expansiven Geldpolitik, während die Zentralbank in Argentinien überraschend die Zinsen anhob, um die ansteigende Inflation einzudämmen. Auch Öl- und Rohstoffpreise zogen mit dem sich verbessernden globalen Konjunkturausblick an und die US-Aktienmärkte erreichten auf Basis starker Gewinnmeldungen neue Rekordstände.

Im Blickpunkt
Euro & Wachstum – endlich vereint? Der Euro war eine der wenigen Währungen, die – gestützt durch das starke Wachstum der Eurozone - über die vergangenen fünf Handelstage gegenüber dem US-Dollar zulegen konnte. Auch die Spekulation hinsichtlich einer möglichen Ankündigung von Reduzierungen der geldpolitischen Konjunkturimpulse durch Mario Draghi, den Präsidenten der Europäischen Zentralbank, nahm weiter zu. Jahre nachdem die US-amerikanische und die britische Zentralbank expansive geldpolitische Programme zur Minimierung der Auswirkungen der Finanzkrise der Jahre 2007-08 aufgelegt hatten, startete die EZB ein ähnliches Programm im Januar 2015. Fast zwei Jahre später und bei einer Wachstumsrate von 2,3% auf Jahresbasis (siehe blaue Linie in der Abbildung), nimmt die Erwartung zu, dass das expansive Programm nun sein Ende erreichen könnte. Draghi hat jedoch den Märkten versichert, dass jegliche Kontraktion nur schrittweise erfolgen würde. Diese Kommentare haben den Euro vor scharfen Aufwertungen bewahrt und wurden daher von den europäischen Exporteuren begrüßt. Wie die Abbildung zeigt, hat das Wachstum in Europa von einem schwächeren Wechselkurs über die letzten zwei Jahre profitiert – aber wie lange wird Draghi in der Lage sein, das Wachstum zu stärken und gleichzeitig die Aufwertungstendenzen der Währung in Zaum zu halten?

Draghis Traum: Schwache Währung, starkes Wachstum – aber wie lange noch?


Quelle: Bloomberg, 25. Oktober 2017. GDP = Bruttoinlandsprodukt, RHS = rechte Seite der Abbildung. Vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

High Yield und Bankkredite – die Gewinner der Woche: High-Yield Anleihen und hochriskante Bankkredite stellten zwei der wenigen festverzinslichen Anlageinstrumente mit positiver Rendite über die vergangenen fünf Handelstage dar. Die Hoffnung auf schnelleres Wachstum, niedrigere Zinsen und damit schließlich auch geringere Ausfallraten in den USA steigerten den führenden High-Yield Index des Landes um 0,6% und führten zu einer Rendite von 7,64% seit Jahresanfang. Die am besten laufenden Sektoren umfassen solche mit hoher Sensitivität gegenüber konjunkturellen Zyklen wie Transport und Banken. Ebenso gut liefen Metall- und Bergbauunternehmen, vor allem solche mit geringem Verschuldungsgrad und soliden Bilanzen. Auch US-Bankkredite, die einen engen Gleichlauf mit dem allgemeinen Zustand der Ökonomie aufweisen, gewannen.

Im Abseits
Britische Staatsanleihen – bereit zum Anstieg: Britische Staatsanleihen zeigten sich über die fünf letzten Handelstage unter den europäischen Staatsanleihen mit der schlechtesten Wertentwicklung, da sie durch unerwartet positive Wachstumsraten belastet wurden. Trotz der Unsicherheit hinsichtlich der Verhandlungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union über die Ausgestaltung des geplanten Austritts aus der Währungsgemeinschaft, zeigte sich das Wachstum wesentlich robuster als erwartet: Die britische Wirtschaft wuchs um 0,4% im dritten Quartal und damit stärker als die erwarteten 0,3%. Und dies trotz eines Abschwungs im Bausektor, wie die folgende Abbildung zeigt. Tatsächlich führte die verarbeitende Industrie den Wachstumstrend an, vor allem im Bereich Transportausrüstung und Maschinen. Das robuste Wachstum in Kombination mit einer annualisierten Inflationsrate von 3% haben die Markterwartung einer Zinsanhebung durch die Bank of England im November auf ein Niveau von 89% gehoben, von lediglich 20% noch vor zwei Monaten. Es wäre die erste Zinsanhebung in einem Jahrzehnt.

News Flash: Großbritannien wächst


Quelle: UK Office of National Statistics, 25. Oktober 2017. Einzelne Bestandteile des Bruttoinlandsprodukts in %. Vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Südafrika außer Rand und Band: Der Rand sank über die vergangenen fünf Handelstage um nahezu 5% gegenüber dem US-Dollar und zeigte somit die schlechteste Entwicklung im Währungsbereich der Schwellenländer. Die Renditen der Staatsanleihen stiegen stark, als Finanzminister Gigaba zu verstehen gab, dass die Verschuldung auf 60% des BIP steigen könnte, um das steigende Haushaltsdefizit zu reduzieren. Die Bewegung könnte zu Herabstufung des Ratings führen. Gigabas Vorgänger, Pravin Gordhan, hatte die Verschuldung noch bei 50% des BIP halten können – bevor er von Präsident Zuma im März entlassen wurde. Der regierende African National Congress wird vermutlich die Besetzung der Parteispitze auf seiner nächsten Zusammenkunft im Dezember neu überdenken.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.

Quelle für alle Daten: Bloomberg und Barclays Capital; Stand: 25. Oktober 2017, falls nicht anders angegeben.