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BondUpdate: Höher als erwartet

Die wirtschaftliche Dynamik der USA erscheint den Märkten in dieser Woche wesentlich greifbarer als der Handelskrieg mit China; deutsche Bundesanleihen flirten weiterhin mit der Null, dies aber vielleicht nicht mehr lange; und die Türkei nimmt wirksame, aber ungenießbare Medikamente gegen die Zinssätze.

Stephan Bannier

„Höher als erwartet“ war das Mantra der US-Wirtschaftsdaten im September - mit US-Jobs, Gewinnwachstum und den Industrieproduktionszahlen vom Freitag, die alle über den Erwartungen liegen.

Diese Zahlen - und nicht das „Wie du mir, so ich dir“ im Handelskrieg zwischen den USA und China, das die größeren Schlagzeilen produzierte - haben die Märkte vornehmlich beeinflusst. Trotz der von Präsident Trump am 17. September angekündigten massiven Zollerhöhungen stieg die Rendite der US-Staatsanleihen in der vergangenen Woche zwischen 4 und 6 Basispunkte entlang der Zinsstrukturkurve für Laufzeiten von zwei Jahren oder höher, während der S&P 500 über 1% an Wert gewann.

Der relativ flache Verlauf der Zinskurve deutet darauf hin, dass viele Anleger mit einem weiteren Anstieg der Zinsen rechnen. Die jüngsten Kommentare von Jerome Powell, dem Vorsitzenden der Federal Reserve, deuten jedoch darauf hin, dass die Fed-Politik nahezu neutral ist und nur begrenzte Zinserhöhungen folgen werden. In seiner Jackson Hole-Rede zitierte Powell die Strategie von Alan Greenspan in den 90er Jahren und verwies darauf, wie die Fed eine Straffung der Geldpolitik aufschob, nachdem sie ein starkes Signal für eine steigende Inflation gesucht aber nicht gefunden hatte - eine sehr ähnliche Situation wie heute. Powell sagte: „Während die Inflation in letzter Zeit um fast 2% gestiegen ist, haben wir keine klaren Anzeichen für eine Beschleunigung auf über 2% gesehen, und es scheint kein erhöhtes Risiko einer Überhitzung zu geben.“

Im Aufschwung: Renditen Deutscher Bundesanleihen
Wann werden deutsche Bundesanleihen wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren? Auf diese Frage gab es im August keine Antwort, als das Geld in den sicheren Hafen der mit AAA bewerteten Wirtschaft floss und so der Besorgnis entfloh, dass die italienische Regierung die Haushaltsgrenzen sprengen könnte, um ihre Wahlversprechen einzuhalten. Infolgedessen sanken die Renditen der 30-jährigen Bundesanleihen unter 1%, während die Renditen für Bundesanleihen zwischen 2 und 7 Jahren Laufzeit durchweg negativ waren.

Aber die Renditen deutscher Staatsanleihen haben sich im September wieder erholt. Die Befürchtungen mit Blick auf Italien schwanden, und die Fortschritte bei den Brexit-Verhandlungen dämpften die Sorgen hinsichtlich der Auswirkungen auf den europäischen Handel. Bis zum 18. September lag die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe bei 0,45%, nachdem sie im Vormonat mit 0,30% ihren Tiefststand erreicht hatte.

Drei Faktoren deuten darauf hin, dass die Bundesanleihen ihren Flirt mit der Null wahrscheinlich nicht fortsetzen werden. Erstens preisen die Renditen der deutschen Staatsanleihen einen wirtschaftlichen Abschwung für Europa ein, während die jüngste Prognose der Europäischen Zentralbank (EZB) von einer zwar langsamen, aber durchaus positiven Veränderung der Bedingungen ausgeht. Zweitens steigen die Beschäftigung und das Bruttoinlandsprodukt in Europa und die Inflation nähert sich dem Ziel von 2%. Schließlich endet das Wertpapier-Kaufprogramm der EZB im Dezember, was zu höheren Renditen für die Anleger führen dürfte, während die weitere Normalisierung der US-Zinsen den Wettbewerb um die Anleger verschärfen wird, da sie noch stärker abwägen werden, wohin sie investieren wollen.

Im Abseits: Türkische Unternehmen und Banken
Die Türkei hat den Fall ihrer Währung vorerst eingedämmt, steht aber in den kommenden Monaten vor Sparmaßnahmen und staatlichen Eingriffen zum Schutz ihrer Banken. Am 13. August erhöhte die türkische Zentralbank die Zinsen deutlich von 17,75% auf 24% und lag damit klar über dem Marktkonsens von 21%, mit dem Ziel, die Abwertung der türkischen Lira und den starken Anstieg der Inflation auf 17,9% einzudämmen. Um das Vertrauen wiederherzustellen signalisierte die Zentralbank auch, dass ein "straffer geldpolitischer Kurs entschlossen beibehalten wird, bis der Inflationsausblick eine deutliche Verbesserung zeigt".

Durch die Maßnahmen der Bank erholte sich die türkische Lira zunächst um rund 5% ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar, während die Renditen für 10-jährige Anleihen in lokaler Währung um 8% und für 10-jährige Anleihen in US-Dollar um 10% sanken.

Die Kosten einer solchen relativen Stabilität werden die türkischen Unternehmen zu spüren bekommen, die über eine hohe Verschuldung in US-Dollar verfügen. Auch türkische Banken, deren Kapitalbasis mit der Lira und einem Anstieg an notleidenden Krediten schrumpfte, dürften darunter leiden.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.