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Bondupdate: Hubschrauberflug in Japan

Die Aussichten auf weitere Geldlockerungsmaßnahmen in Europa und Japan haben in den letzten fünf Handelstagen traditionell risikoreichere Assets beflügelt – insbesondere asiatische und europäische High Yield-Bonds. Japan hat gestern ein weiteres Anreizpaket in Höhe von 28 Billionen Yen (265 Mrd. US-Dollar) angekündigt, um die marode heimische Wirtschaft zu stützen. Trotz dieser Höhe blieb die angekündigte Maßnahme hinter den Erwartungen einiger Investoren zurück. Sie hatten mit einer noch großzügigeren sogenannten „Helikoptergeld-Politik“ gerechnet, die man alternativ auch als direkte Weitergabe von Kapital an Unternehmen und Konsumenten bezeichnen könnte.

Klaus Dahmann*

Staatsanleihen haben weltweit schlechter performt als ihre Unternehmenspendants – allen voran US-Staatsanleihen, wo verbesserte Wirtschaftsdaten die Erwartungen einer weiteren Zinserhöhung erneut geschürt und damit die Preise für US-Treasuries nach unten gedrückt haben. In Großbritannien haben die Spekulationen um eine mögliche Zinssenkung Unternehmensanleihen beflügelt und die Ein-Monats-Performance auf 4,6% gehoben, den besten Wert innerhalb einer ausgewählten Gruppe von 31 Anlageklassen. Die Hoffnung auf Geldlockerungsmaßnahmen sind auch dort gestiegen, nachdem der britische Einkaufsmanagerindex im Juli von 52,3 auf 47,7 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit April 2009 gefallen ist. Es wird als Zeichen gewertet, dass sich die britische Wirtschaft im Nachgang an das EU-Referendum vom 23. Juni abschwächt. EZB-Präsident Mario Draghi hat sich zunächst mit weiteren geldpolitischen Anreizen zurückgehalten. Seine Argumentation hierfür lautet, dass die Mitgliedsstaaten eine mögliche Abschwächung der Wirtschaft nach dem Brexit-Ergebnis erst einmal klarer sehen müssen – die Eurozone ist der britische Handelspartner Nummer eins. Der internationale Währungsfonds hat hingegen die Wachstumsvorhersagen sowohl für Großbritannien als auch für Europa vor dem Hintergrund des Referendums bereits herabgesetzt. Der Ölpreis ist von 46,66 US-Dollar pro Barrel in der letzten Woche auf aktuell 44,30 US-Dollar gesunken.

Aufsteiger
Europäische High Yields – neue Gäste auf der EZB-Party: Die Risikoprämien über Staatsanleihen, die Investoren bereit sind, für europäische High Yield-Bonds zu zahlen, fielen am Montag auf den niedrigsten Stand des Jahres – unterstützt vom erstarkten wirtschaftlichen Optimismus und dem nach wie vor laufenden Anleiherückkaufprogramm der EZB. Zwar kauft die Zentralbank keine Anleihen mit einem schlechteren Rating als Investmentgrade auf, trotzdem profitiert die Anlageklasse, da einige Rendite-hungrige Investoren auf der Suche nach höheren Erträgen sind. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone im Juli war geringfügig schwächer, aber nicht so schwach wie nach dem britischen Referendum erwartet. Die Inflationserwartungen für die Region sind mit 1,36% fast auf ein Ein-Monats-Hoch gestiegen (die erwartete Fünf-Jahres-Inflation in fünf Jahren), was noch immer deutlich unter dem EZB-Ziel von zwei Prozent liegt. Das ist auch der Grund, warum einige Investoren mit weiteren Zinssenkungen bis in negatives Territorium hinein rechnen und davon ausgehen, dass die EZB ihren Pool geeigneter Assets für das Anleiherückkaufprogramm erweitern wird.

Erwartungen eines weiteren US-Zinsanstiegs – starke Daten: Die starken Wirtschaftsdaten aus den USA haben nicht nur den US-Dollar beflügelt, sondern auch die Spekulationen der Anleger, die Fed könnte einen weiteren Zinsschritt im Jahresverlauf wagen. Die Daten des Future-Marktes zeigen, die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbank auf ihrem Dezembertreffen eine Zinserhöhung verkündet, liegt bereits bei 49 Prozent, während es Anfang des Monats gerade einmal sieben Prozent waren. Neben anderen Daten stachen vor allem die Zahlen zum US-Häusermarkt mit einem Anstieg von 4,8% im Juni hervor. Und auch die Einzelhandelsverkäufe waren mit einem Plus von 0,6% im selben Monat besser als erwartet. Der US-Dollar spiegelt diese besseren Aussichten wider und stieg im Vergleich zu allen G10-Währungen an – nur nicht zum japanischen Yen, der durch die dortigen erwarteten Anreize ebenfalls deutlich an Fahrt gewonnen hat.

Absteiger
US Term Premium – ein wahres Spiegelbild?: Die zusätzliche Kompensation, die Investoren für weitere Unwägbarkeiten oder Risiken bei einem Engagement in längerlaufende US-Staatsanleihen verlangen, ist gefallen und spiegelt damit nicht nur die fallenden Renditen bei Staatsanleihen im Land wider, sondern auch die wachsende Unsicherheit der Investoren mit Blick auf die Zukunft, insbesondere nach Ereignissen wie dem Brexit. Dennoch gibt es Investoren wie unsere Tochtergesellschaft Brandywine Global, die sagen, dass diese niedrigen Laufzeitprämien andeuten, dass Investoren nicht mehr damit rechnen, dass die Inflation künftig wieder steigt, was eigentlich die logische Konsequenz aus verbesserten Wirtschaftsdaten oder erwarteten Veränderungen auf der Wirtschafts- und Investmentlandkarte wäre – positiven wie negativen. Deshalb glaubt man bei Brandywine Global, dass Zinsen künftig wieder deutlich höher liegen werden als es aktuell der Fall ist.

Renditen japanischer Staatsanleihen – frische Tiefstände: Die japanische Benchmark für Renditen 10-jähriger Staatsanleihen fiel am Mittwoch auf -0,302% und damit auf einen neuen Tiefstand seit mindestens 1990. Grund hierfür ist die Ankündigung eines neuen Anreizpakets, das darauf abzielt, das Land aus seiner nun schon zwei Jahrzehnte dauernden Stagnation zu holen. Der japanische Premier Shinzo Abo hat auch deshalb am Mittwoch ein weiteres Anreizprogramm in Höhe von 28 Billionen Yen angekündigt, das sowohl finanzpolitische als auch monetäre Maßnahmen beinhaltet. Obwohl Abe nicht weiter spezifiziert hat, welche Summe des Pakets tatsächlich neu ist, waren japanische Schulden im Nachgang gefragt, was die Renditen auf einen neuen Tiefstand gedrückt hat. Außerdem hat die Ankündigung den japanischen Yen im Vergleich zum US-Dollar fast ein Prozent nach unten gezogen. Für die Regierung ist das ein willkommener Schritt, will sie auch mittels Exporte für eine wirtschaftliche Erholung sorgen. Diese Hoffnungen werden bisher jedoch von internationalen Investoren gedämpft, deren Flucht in die sicheren Häfen in diesem Jahr allein die japanische Währung im Vergleich zum US-Dollar schon um 13,8% nach oben getrieben hat.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.