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BondUpdate: Inflation in Argentinien – Vorsichtiger Optimismus

Argentiniens rekordverdächtige Vereinbarung vom September mit dem Internationalen Währungsfonds enthielt eine ungewöhnliche Passage zur Verringerung des Inflationsdrucks: ein aggressives Ziel von 0% Wachstum der Geldbasis des Landes.¹

Stephan Bannier

Obwohl die Tinte auf dem Vertrag kaum trocken ist, gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Vereinbarung bereits Wirkung zeigen könnte. Zum einen ist das Wachstum der argentinischen Geldmenge, gemessen an M2², zurückgegangen und lag Ende Oktober bei einer Rate von etwa 15% - weniger als die Hälfte im Vergleich zu den Spitzenwerten im 35%-Bereich von 2017. Das ist besonders bemerkenswert angesichts der 57 Mrd. US-Dollar an Krediten durch den IWF.

Zum anderen lag die Inflationsrate auf Monatssicht im Oktober 2018 bei 5,4%, gegenüber 6,5% im September. Damit wurde zumindest eine unkontrollierbare Hyperinflation, die eintreten kann, wenn der Markt die Rettungsmaßnahmen als unzureichend ansieht, vermieden. Angesichts der jüngsten jährlichen Inflationsrate von 46% wird es jedoch noch einige Zeit brauchen, bis sich selbst die erfolgversprechendsten Maßnahmen in der Wirtschaft des Landes durchsetzen können.

Argentinien: Geldmenge und Inflation



Chart: mit freundlicher Genehmigung durch Brandywine Global, 19. Nov. 2018. Quellen: BRCA (Argentiniens Zentralbank), Argentiniens Bureau of Census, (Dirección Provincial de Estadísticas y Censos, Historia (DPEyC/H), Haver Analytics. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Die obige Grafik deutet darauf hin, dass die argentinische Geldmenge eng mit der Inflation verbunden ist, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung. Das verheißt Gutes für den Fortschritt des Landes, da es seine eigenen Finanzen in Ordnung bringt. Sollte der Argentinien/IWF-Plan letztendlich erfolgreich sein, könnte die Aussicht auf hohe Renditen und Währungsaufwertung für abenteuerlustige Investoren wieder attraktiv sein.

Im Aufschwung: Credit Spreads in den USA
In den USA haben sich die Kreditrisikoaufschläge seit Quartalsbeginn spürbar erhöht, wobei der durchschnittliche Investment-Grade-Spread von 105 Basispunkten (bps) am 1. Oktober auf bis zu 132 bps am 20. November gestiegen ist. Für US-Hochzinsanleihen haben sich die Spreads im gleichen Zeitraum von 309 Basispunkten auf bis zu 426 Basispunkte vergleichsweise dramatisch ausgeweitet.

Die Bewegungen sind zwar bemerkenswert, aber angesichts der jüngsten Dynamik im Energiesektor nicht ganz überraschend. Auf dem Markt für Unternehmensanleihen nehmen Energieunternehmen, insbesondere Explorations- und Pipeline-Unternehmen, hohe Kredite auf, um das Wachstum bei steigenden Treibstoffpreisen zu finanzieren. Seit Ende September ist der Spotpreis für Brent-Rohöl jedoch um fast 30% von 84,98 US-Dollar auf 60,36 US-Dollar gesunken; das Rohöl der Sorte WTI fiel um etwas mehr als 31% auf 51,66 US-Dollar. Darüber hinaus könnten einige der derzeitigen Unsicherheiten im weltweiten Handelsgefüge Kapitalinvestitionen von in den USA beheimateten Unternehmen verhindert haben. Die Unternehmen suchen nach Investitionsmöglichkeiten, die eine halbwegs vorhersehbare Kapitalrendite bieten und so neue Kreditaufnahmen rechtfertigen können. Auch wenn in der gerade zu Ende gehenden Quartalsberichtssaison viele Unternehmen die Erwartungen übertreffen konnten, könnten die kommenden Ertragszahlen sowie zukünftige Investitionen die Spreads auf dem aktuellen Niveau belassen – oder sogar zu einem höheren Level führen.

Im Abschwung: Investitionsausgaben in den USA
Die jüngsten Zahlen des U.S. Bureau of Economic Analysis zeigen, dass die gewerblichen Unternehmensinvestitionen im Quartal zum 30. September 2018 gegenüber dem Vorquartal um 0,8% gestiegen sind. Das ist ein deutlich geringeres Wachstum als in den beiden Vorquartalen (8,7% in Q2 und 11,5% in Q1) - und könnte zu den guten Ergebnissen der Unternehmen in Q2 und Q3 beigetragen haben.

Diese Zahlen werden genauestens beobachtet, um Hinweise auf das zukünftige Wachstum der US-Wirtschaft zu erhalten, wobei die Investitionen (Capex) sowohl als Vorbote des Wachstums wie auch als Zeichen für Optimismus hinsichtlich der Verfügbarkeit von Investitionsmöglichkeiten angesehen werden.

Aber das Verhältnis zwischen Investitionen und zukünftigem Wachstum ist keineswegs sicher, zum Teil, weil es sowohl Quellen als auch Verwendungsmöglichkeiten für Kapital außerhalb der USA gibt, die zum Wachstum in den USA beitragen könnten. Darüber hinaus könnte jede Verringerung der politischen Unsicherheiten oder geopolitischen Spannungen zu einer raschen Änderung der Wachstumspläne und, damit einhergehend, der Investitionsaussichten von US-Unternehmen führen.


¹Die Geldbasis ist der Gesamtbetrag einer Währung, der entweder in den Händen der Öffentlichkeit oder in den Einlagen der Geschäftsbanken in den Reserven der Zentralbank zirkuliert. Dieses Maß für die Geldmenge umfasst in der Regel nur die liquidesten Währungen.

²M2 ist ein Maß für die Geldmenge, das Bargeld und Scheckeinlagen (M1) sowie „Geldnahe“ umfasst. Geldnahe in M2 umfasst Spareinlagen, Geldmarktfonds und andere Termineinlagen.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.