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BondUpdate: Inflation - Zwischenzeitliche Zweifel

Hinter der großen Spannung über das „Wann?“ und das „Wie groß?“ der nächsten Zinssenkung durch die Fed verbirgt sich eine lebhafte Debatte über die Inflation – wie sie gemessen wird, warum sie angesichts einer gesunden Wirtschaft so träge ist und warum die mehrjährige monetäre Freigiebigkeit der Zentralbanken noch keine Inflationsspirale ausgelöst hat.

Stephan Bannier

Hier geht es um mehr als nur darum, die politischen Torpfosten der Fed im aktuellen Konjunkturzyklus zu verschieben, oder die Frage, ob die Notenbank ihre Arbeit effektiv erledigt. Vom Ergebnis wird es abhängen, welche Mittel die Fed einsetzen wird, um den nächsten Konjunkturabschwung abzuwenden – welcher nach Ansicht einiger Marktbeobachter bereits in den Startlöchern lauert.

Natürlich lastet auf der US-Wirtschaft zu jedem Zeitpunkt ein gewisser – immer ganz unterschiedlich hoher – Inflationsdruck. Daher ist es unwahrscheinlich, dass eine einzelne geldpolitische Stellschraube kurzfristig einen einheitlichen Effekt auf die Wirtschaft ausüben kann. Das kürzlich veröffentlichte Research-Papier von Western Asset veranschaulicht die Vielfalt und die Komplexität, die es benötigt, um zu verstehen, warum die Inflation während des aktuellen Konjunkturzyklus bisher anhaltend unter den Erwartungen lag. Zudem gibt der Artikel einen Überblick über einige der derzeit in Betracht kommenden Fed-Maßnahmen.

Inflation in verschiedenen Geschmacksrichtungen: Kerninflation bei Waren bzw. Dienstleistungen



Graphik mit freundlicher Genehmigung von Western Asset. Quelle: Bureau of Economic Analysis, Stand: 30. April 2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Im Aufschwung: Rohöl
Die Sabotageaktionen an mindestens zwei Öltankern vor der Meerenge von Hormuz trug ebenso zur Verunsicherung bezüglich des Weltmarktpreises für Rohöl bei wie der Abschuss einer teuren US-Überwachungs-Drohne durch den Iran.

Aber es gibt noch mindestens einen weiteren Grund für den Anstieg des Preises für ein Barrel der Sorte Brent in diesem Monat (der Preis stieg auf 65,75 US-Dollar; ein ungewöhnlich starker Anstieg von 11% gegenüber dem Juni-Tief). Das OPEC-Ölkartell plant die nächste Zusammenkunft für den 1. und 2. Juli. In der Vergangenheit hat das Kartell mehr Disziplin gezeigt, um durch die Drosselung seiner Produktion die Preise zu stützen. Einige Beobachter glauben, dass ein Preis von 60-65 US-Dollar für die OPEC sehr akzeptabel ist, da sich auf diesem Niveau profitabel produzieren lässt und es dadurch relativ unwahrscheinlich wird, Investitionen in alternative Energiequellen zu provozieren. Wenn wir uns an den Erfahrungen der Vergangenheit orientieren, ist bis zu diesem Treffen mit viel Gerede über ein angemessenes, nachhaltiges Preisniveau zu rechnen. Dies könnte jedoch durchaus noch von den Spannungen in der Region übertönt werden.

Im Abseits: Der US-Dollar
Der Kurs des US-Dollar verursacht sowohl emotionale als auch wirtschaftliche Auswirkungen, und dies nicht nur innerhalb sondern auch außerhalb der USA. Der Rückgang des Dollars um etwa 2% gegenüber einem Währungskorb seiner wichtigsten Handelspartner in der vergangenen Woche sollte daher Anlass zur Sorge sein, sowohl bei den Fürsprechern eines starken Dollars aber auch bei importabhängigen Unternehmen in den USA.

Dieser Rückgang war jedoch eher ein technischer Rücksetzer nach einem rasanten Anstieg zu Beginn des Monats, welcher wiederum weniger durch den Dollar selbst, sondern eher durch den Euro und die Europäische Zentralbank ausgelöst wurde. Insbesondere EZB-Präsident Mario Draghi wiederholte erneut, dass die EZB ihren Leitzins noch weiter unter das Niveau von derzeit -0,4% senken könnte, wenn dies zur Stimulierung der Wirtschaft in der Region erforderlich sei. Dies zeigt deutlich, dass es bei der Bewegung von Währungen zueinander keine einfachen und schon gar keine einseitigen Erklärungen gibt.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 25. Juni 2019, sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.