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Bondupdate: Langlaufende US-Treasuries – Auferstanden von den Toten

Seit Donald Trump im November die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen hat, erleben wir an den Märkten eine „Risk-on-Rallye“. So auch diese Woche – allerdings mit einem überraschenden Gewinner: Langlaufende US-Treasuries. Nach Wochen schwacher Performance konnte die Anlageklasse in den vergangenen fünf Handelstagen 1,6% gut machen. Grund hierfür: Einige Anleger fangen an, sich zu fragen, ob die Pro-Wachstumsmaßnahmen des designierten Präsidenten auch wirklich Früchte tragen werden.

Klaus Dahmann

Langlaufende US-Staatsanleihen haben ebenfalls profitiert, da sich der Ölpreis aufgrund der gestiegenen Produktion in den USA – die außerdem für einen Rückgang der Inflationserwartungen gesorgt hat – wieder leicht entspannt hat. Viele Anleger haben zudem auf den Beginn der Berichtssaison für das vierte Quartal in den USA am Freitag gewartet – insbesondere nachdem die führenden amerikanischen Aktienindizes am Freitag neue Rekordstände verbuchen konnten. Traditionell risikoreichere Anlagen wie High Yields oder Schwellenländeranleihen haben sich ebenfalls an der Rallye beteiligt. Die US-High-Yield-Spreads haben im Vergleich zu US-Treasuries 383 Basispunkte verloren, was den niedrigsten Stand seit September 2014 markiert.

In Euro denominierte Anleihen waren eine der wenigen Anlageklassen, die in den letzten fünf Handelstagen verloren haben. Sie wurden vor allem von den starken Wirtschaftsdaten getroffen – etwa vom Inflationsanstieg in der Eurozone auf eine annualisierte Rate von 1,1% im Dezember, was der schnellste Anstieg seit 2013 ist. Im November lag sie bei nur 0,6%. Der europäische Einkaufsmanagerindex hat im Dezember ebenfalls ein neues Hoch seit 2011 gesehen. Einige Anleger glauben jedoch nicht, dass es der EZB gelingen wird, ihre derzeitigen geldpolitischen Anreize zu dämpfen, da der Großteil des Inflationsanstiegs auf einen stärkeren Ölpreis zurückzuführen ist. Schließlich konzentriert sich die EZB auf die Kerninflation, die die volatileren Bereiche Öl und Lebensmittel ausklammert.

Die Bank of Japan, die ebenfalls versucht, die Wirtschaft anzukurbeln, darf sich auch weiterhin darüber freuen, dass ihre Maßnahmen bezüglich der Renditekurve fruchten. Die Differenz zwischen 10- und 30-jährigen japanischen Anleihen ist in dieser Woche auf 69 Basispunkte gestiegen. Am 21. September, als dieser neue Ansatz kommuniziert wurde, lag sie noch bei 52 Basispunkten. Der US-Dollar handelt gegenüber den meisten wichtigen Währungen schwächer, da der Schub im Nachgang an die Präsidentschaftswahl mittlerweile nachgelassen hat. Nur der mexikanische Peso und das britische Pfund haben aufgrund des Brexit und der Sorgen über einen Protektionismus der USA gegenüber dem Greenback verloren. Der argentinische Peso hat gegenüber dem US-Dollar an Boden gewonnen, nachdem er im vergangenen Jahr 19% verloren hatte.

Aufsteiger
Die vielen Leben von langlaufenden US-Treasuries: Eine Auswahl an 33 Anlageklassen aus dem Fixed-Income-Bereich und US-Treasuries mit einer Laufzeit von 25 Jahren hatten die letzten fünf Handelstage die Nase vorn – und das, obwohl sie seit der Präsidentschaftswahl am 8.November zu den am schlechtesten performenden Anlageklassen gehörten. Neben dem fallenden Ölpreis und den Sorgen um einen „Trump-Bump“ hat der Arbeitsmarktbericht, der hinter den Erwartungen zurück blieb, die Anlageklasse gestützt. Denn die US-Wirtschaft hat im Dezember gerade einmal 156.000 Jobs generiert. Die Erwartungen lagen bei 175.000, die Zahlen vom November bei 204.000. Außerdem stieg die Arbeitslosenquote von 4,6% im November auf 4,7% im Dezember. Einige Anleger sehen die wachsenden Löhne als positiv, andere warnen, dass die Löhne von Produktionsarbeitern nur zögerlich zulegen, was ein Zeichen dafür sein könnte, dass die Inflation deutlich langsamer steigt.

Die Gewinne in Höhe von 1,6% bei langlaufenden US-Treasuries bringen die 12-Monats-Rendite der Anlageklasse mit 1,3% wieder in den schwarzen Bereich – die Umkehr eines düsteren Jahresabschlusses. Anleger haben Treasuries mit langen Laufzeiten nach dem Wahlsieg von Trump gemieden. Sie dachten, die geplanten Steuersenkungen und höhere Ausgabenpolitik würden Wachstum und Inflation anheizen. Einige Anleger beharren nun allerding darauf, dass die langanhaltende niedrige Produktivität und die alternde Bevölkerung einen Neustart der US-Wirtschaft vor deutlich größere Herausforderungen stellen werden.

Tschechische Rendite – die weltweit niedrigste dank Hoffnungen auf eine Aufhebung der Währungsbindung: Die tschechische Krone konnte in den letzten fünf Handelstagen gegenüber dem US-Dollar 0,8% gut machen. Grund hierfür sind Spekulationen, dass die Inflation nun genug gestiegen ist, damit die Zentralbank den Währungsdeckel aufheben kann. Der Verbraucherpreisindex der Tschechischen Republik stieg im Dezember auf einen annualisierten Wert von 2% und damit nicht nur um eine Geschwindigkeit, die das Land seit fast vier Jahren nicht mehr gesehen hat, sondern sie trifft auch exakt das Ziel der Zentralbank. Diese hat die Krone in den letzten Jahren niedrig gehalten, in der Hoffnung, Exporte zu stimulieren und die Inflation über höhere Importpreise anzuheizen. Mittlerweile ist die Arbeitslosenquote auf 5,2% gesunken, es gibt einen Leistungsbilanzüberschuss und einige Anleger sagen vorher, dass das reale Wachstum von 3% im vergangenen Jahr auch 2017 wieder realistisch ist. Die tschechische Zentralbank hat bereits kommuniziert, dass es Pläne gäbe, die Währungsbindung in der zweiten Jahreshälfte 2017 aufzuheben, mit der gleichzeitigen Warnung, dass sie eingreifen werde, sollte es zu einer schnellen Aufwertung kommen. Anleger strömen in Scharen in die Region, was die Rendite 2-jähriger Staatsanleihen mit -1,05% auf den niedrigsten Stand unter den Industrienationen gedrückt hat.

Absteiger
Yuan gewinnt aufgrund neuer Handelsmethoden – für wie lange? Die chinesische Währung hat dieses Jahr sehr ungewöhnlich begonnen – zumindest mit Blick auf ihre Entwicklung seit letztem Frühjahr: Sie ist stärker geworden. Seit 2014 ist der Yuan rückläufig, was die Mächtigen der Welt – Trump inklusive – zu Beschuldigungen wie „Währungskrieg“ oder „Manipulation“ hinreißen lässt. Der designierte US-Präsident hat als Antwort sogar damit gedroht, höhere Zölle auf chinesische Importe zu verhängen. Die Chinesen hingegen haben lange abgestritten, ihre Währung künstlich abzuwerten, nur um Exporte anzukurbeln. Doch Veränderungen in der chinesischen Währungspolitik haben jedes Mal Schockwellen an den internationalen Märkten ausgelöst: 2015 wurde ein Ende der Bindung an den US-Dollar kommuniziert. Stattdessen wollte man sich an einen Korb von 13 internationalen Währungen orientieren, der nun auf 24 ausgedehnt wurde. Diese letzte Änderung wurde am 29. Dezember bekanntgegeben und hat die aktuelle Aufwertung ausgelöst. Einige Investoren warnen jedoch davor, dass es sich bei diesem Anstieg nicht um einen Trend handelt und dass der Handel vielmehr vom Los des US-Dollars abhänge, der noch immer rund 22% des Währungskorbes ausmacht, von der Zukunft der chinesischen Wirtschaft und ihrer Devisenreserven. Letztere sind seit 2014 deutlich geschrumpft, da die Zentralbank einschreiten musste, um den Yuan gegen Nettokapitalabflüsse zu schützen.

Mexikanischer Peso – trotz Eingriffe neues Tief: Die Horrorgeschichte zwischen dem mexikanischen Peso und dem US-Dollar hat sich diese Woche sogar noch verschärft. Der Peso ist auf 21,9 Einheiten pro Greenback gefallen – ein Rekordtief. Der Fall kam unmittelbar nach dem sich abzeichnete, dass die Zentralbank allein in der ersten Woche des neuen Jahres 1% ihrer Währungsreserven – 1,8 Mrd. US-Dollar – eingesetzt hat, um den Fall des Peso aufzuhalten – ohne Erfolg. Manche Investoren sagen, das Land könne es sich nicht leisten, die Währungsreserven aufzubrauchen, weshalb die Zentralbank gezwungen sein könnte, die Zinsen weiter zu erhöhen, auch wenn das auf das Wachstum drücken würde. Mexiko hat die Zinsen im vergangenen Jahr bereits fünf Mal erhöht. Andere Investoren glauben, der Peso könnte seinen Fall umkehren, sollte die Drohung von Trump, auf das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) zu verzichten, das Mexiko in den vergangenen Jahren geholfen hat, am Ende doch nicht wahrgemacht werden können.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.