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Bondupdate: Nach der Fed-Entscheidung - Schwellenländer gewinnen, US-Dollar verliert

Der Zinsschritt der Fed fiel letzte Woche eher gemäßigt aus. Zudem hat die Zentralbank versichert, dass die lockere Geldpolitik bis auf weiteres fortgesetzt wird. Grund genug für die Märkte der Schwellenländer eine Rallye zu starten. Der US-Dollar musste hingegen einem Ausverkauf zusehen, weil die Währungshüter an ihren Prognosen festhielten und diese nicht positiver ausfielen. Insgesamt musste der US-Dollar rund die Hälfte seiner seit den Wahlen im November verbuchten Gewinne wieder einbüßen.

Klaus Dahmann

Seine Marschrichtung wurde von den sinkenden Ölpreisen sogar noch verstärkt. Der Grund für den Rückgang des Ölpreises auf 47 US-Dollar pro Barrel waren die hohen Lagerbestände sowie die wieder erstarkte Schieferölproduktion. Auch für den US-Aktienmarkt ging es abwärts. Hier zogen vor allem Energietitel den Markt nach unten, obwohl auch der S&P 500 aufgrund der im US-Kongress anstehenden Abstimmung zur Reform des Gesundheitssystems gesunken ist. Sollte das Gesetz vom Kongress abgelehnt werden, müsste an der Fähigkeit Trumps, seine Versprechen zu erfüllen, stark gezweifelt werden. Und auf diesen Versprechen basiert der gesamte ‚risk-on’ Aufschwung seit der Präsidentschaftswahl.

Der Anleihemarkt profitierte jedoch von diesen Sorgen und die meisten Anlageklassen im Fixed-Income-Segment konnten in den letzten fünf Handelstagen zulegen – darunter auch US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit, die seit der Wahl von Trump am stärksten abgestraft wurden. Einzig britische Gilts und in Pfund denominierte Anleihen sind entweder gefallen oder stagnierten, nachdem die annualisierte Inflation in Großbritannien entgegen der Erwartungen und vom schwachen Pfund beeinflusst im Februar von 0,5 auf 2,3% anzog. Insgesamt musste das britische Pfund seit der Brexit-Entscheidung im Juni einen Rückgang von 17% verbuchen. Der tatsächliche Austrittsprozess, so hat Premier Theresa May nun bekanntgegeben, soll am 29. Mai beginnen.

Insgesamt war es eine ereignisreiche Woche, die sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten für eine hohe Volatilität sorgte. Und inmitten dieser Geschehnisse hat China seinen marktbasierenden Leitzinsen erhöht, was einige Beobachter darauf zurückführen, dass China nicht nur versucht, seinen boomenden Immobilienmarkt runter zu kühlen, sondern auch die jüngste Kapitalflucht unter Kontrolle bringen möchte. Der Yuan legte gegenüber dem Dollar um 0,5% zu und auch der Euro kletterte um zwei Prozent gegenüber der US-Währung. Grund hierfür war die Wahl in den Niederlanden, wo der anti-Euro eingestellten Kandidat Wilders schlechter abschnitt als erwartet. Dieses Wahlergebnis hat den Druck der politischen Unsicherheit in Europa etwas abgeschwächt

Aufsteiger
Lokale Schwellenländeranleihen – zurück auf dem Niveau vor der US-Wahl: Unter 33 Anlageklassen waren lokale Schwellenländeranleihen in diese Woche die Überflieger. Sie profitierten von den insgesamt steigenden lokalen Währungen und besseren Fundamentaldaten. Die meisten Schwellenländerwährungen stiegen – im Schnitt um 4,3%. Wobei der südafrikanische Rand die Gruppe anführt. Der mexikanische Peso, dessen 3,2%iger Anstieg seinen Verlust seit der US-Wahl auf nur noch 3,9% reduziert, ist heute weit entfernt vom 17%-Absturz, den er im Januar erleben musste. Allerdings basierten nicht alle Gewinne der Schwellenländeranleihen auf steigenden Währungen ausgelöst: Die Gewinne südafrikanischer Anleihen stützten sich auch auf Hoffnungen auf eine Zinssenkung, nachdem sich das Leistungsbilanzdefizit des Landes verbessert und die Inflation verlangsamt hat. Die Gewinne der vergangenen fünf Handelstage schoben die in lokalen Währungen denominierten Schwellenländeranleihen endlich auch wieder über das Niveau, das sie am 8. November erreicht hatten. Damals wurden sie von Trumps Wahlsieg, der Aussicht auf einen aufkeimenden US-Protektionismus und auf einen starken US-Dollar geschwächt. Die Euphorie, die auf den Trump-Sieg folgte, ist nun teilweise abgeflacht und die Schwellenländer legen wieder zu. Der Bank für internationalen Zahlungsausgleich zufolge sind die Schwellenländerwährungen wie die türkische Lira, der mexikanische Peso oder der russische Rubel gegenüber dem US-Dollar noch immer unterbewertet.

Der politische Wind bläst für den Euro? Ganze zwei Prozent konnte die europäische Währung in den letzten fünf Handelstagen gegenüber dem US-Dollar zulegen. Unterstützung bekam der Euro vom Wahlergebnis in den Niederlanden, wo der anti-Euro orientierte Kandidat Geert Wilders schlechter als erwartet abgeschnitten hat. Die Sorgen um die Zukunft hielten sich also in Grenzen. Jetzt wandert die Aufmerksamkeit nach Frankreich, wo im April gewählt wird. Dort habe der pro-Euro Kandidat Macron Berichten zufolge das TV-Duell gegen die anti-Euro Kandidatin Le Pen gewonnen und so das Vertrauen in die gemeinsame Union und ihre Währung verstärken können. Der Euro hat gegenüber dem Dollar damit seinen höchsten Stand seit November erreicht. Die industrielle Produktion der Euro-Staaten stieg auf Monatsbasis mit einem Plus von 0,9% ebenfalls höher als erwartet. Die besseren Aussichten ließen die vom Markt implizierten Chancen, dass die Zinsen in der Eurozone in diesem Jahr angehoben werden könnten, auf 38% steigen, womit sich die Wahrscheinlichkeit im Vergleich zum vergangen Monat mehr als verdoppelt hat.

Absteiger
US-Dollar – nur noch ein kurzzeitiges Phänomen? Auf der Verliererseite – dort befindet sich die amerikanische Währung, nachdem die Fed in der vergangenen Woche ihre wirtschaftlichen Prognosen unverändert lies. Damit enttäuschten die Währungshüter jene, die eine nach oben veränderte Prognose und damit ein Zeichen für eine wachsende Wirtschaft erwartet hatten. Die Lücke zwischen Trumps Versprechungen eines starken Wachstums und der beständigen Prognose der Fed hat dazu beigetragen, dass es für den US-Dollar abwärts ging. Knapp zwei Drittel seines Hochs seit der Wahl musste er nun einbüßen. Auch die US-Inflationserwartungen sind seit Mitte Februar rückläufig. Trotzdem sagen US-Dollar-Optimisten, dass die Währung von der zunehmenden Renditelücke zwischen den USA und anderen Industrienationen gestärkt wird: Während zehnjährige US-Treasuries 2,4% erwirtschafteten, liegt die Ausbeute in Deutschland bei mageren 0,4%, in Japan sogar bei verschwindend geringen 0,05%. Deswegen, so die Befürworter, sollte die Nachfrage nach US-Dollar steigen. Zudem seien die Währungskorrelationen sowohl zu Aktien als auch zu Anleihen mittlerweile auf ein Mehrjahreshoch gestiegen, was ein Zeichen dafür sei, dass das Wirtschaftswachstum zurück ist und die Märkte weniger von den Zentralbanken, dafür mehr von den zugrundeliegenden Fundamentaldaten der Assets getrieben werden. Der Dollar tendiert zu einem Anstieg, wenn die Erträge aus Anleihen wachsen, weil dann Anlagen in den USA attraktiver werden. Zur selben Zeit gewinnen auch Aktien, weil ein starker US-Dollar eine hohe Inflation, hohe Zinsen und damit letztendlich eine stärkere Wirtschaft widerspiegelt.

Wachstum und Inflation in Argentinien? Messy: Der argentinische Peso war die einzige Schwellenländerwährung, die gegenüber dem US-Dollar in den letzten fünf Handelstagen verloren hat. Ein unterdurchschnittliches Bruttoinlandsprodukt ist für den Absturz verantwortlich, das im letzten Jahr um 2,3% zurückging, obwohl Argentinien erst im dritten Quartal den Weg aus der Rezession fand. Anleiheinvestoren waren anscheinend von der Aussage des Zentralbankpräsidenten Federico Sturzenegger, es gäbe keine Pläne, den Leitzins von derzeit 24,75% abzusenken, ebenfalls enttäuscht. Sie hatten gehofft, es würde etwas unternommen, um die Inflation aufzuhalten, die im letzten Jahr ein trauriges Hoch von 47% feierte. Im Februar lag die Inflationsrate noch bei 35% und damit deutlich über den von der Zentralbank angepeilten 12-17%. In einem Wort: Messy.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.