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Bondupdate: Öl-Rallye belebt risikoreiche Assets

Die Störung in Nigeria und die insgesamt niedrigere Produktion haben den Ölpreis vergangene Woche auf 47,80 US-Dollar pro Barrel ansteigen lassen – ein neues Sechsmonatshoch. Die Ölrallye hat Aktien, Anleihen und Währungen ölexportierender Länder – hauptsächlich in den Schwellenländern – und andere risikoreiche Assets wie High Yields ansteigen lassen. Damit zeigt sich aktuell ein konträres Bild zu Anfang Mai, als Anleger die traditionell sicheren Häfen wie Staatsanleihen aus den Industrienationen bevorzugten.

Klaus Dahmann

Der aktuelle Optimismus wird auch von den ermutigenden Einzelhandelsumsätzen in den USA getragen. Die stiegen mit 1,3% im April mehr als erwartet. Die starken Zahlen haben den US-Dollar in die Höhe getrieben, der im Vergleich zu Euro und Yen an Boden gewonnen hat. Auch hier hat sich der Trend eines schwächeren Dollars seit Januar umgekehrt. Trotzdem blieben die Erwartungen auf einen Zinsanstieg in den USA im Juni von aktuell vier Prozent recht verhalten.

Das weltweite Wirtschaftswachstum ist noch immer sehr fragil und die Politik der großen Zentralbanken, die der Fed inklusive, bleibt weiter entgegenkommend. Die chinesische Zentralbank hat letzte Woche bekräftigt, dass sie ihren sehr großzügigen geldpolitischen Stimulus fortführt. Grund hierfür waren gleich eine ganze Reihe wirtschaftlicher Zahlen, die hinter den Erwartungen zurück blieben, darunter Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und neue Kredite. Europa und Japan haben ebenfalls geldpolitische Anreize in Höhe mehrerer Milliarden US-Dollar eingeleitet. Ziel dort: Kampf gegen die Inflation und das Wachstum beflügeln. Jüngst sind die Inflationserwartungen für die USA und Europa gestiegen – eines der Hauptziele der jeweiligen Geldpolitik. Dennoch bleiben die Maßnahmen in beiden Fällen noch deutlich hinter den Zielen zurück.

Aufsteiger
Amtsaufhebungsparty in Brasilien: Für lokale brasilianische Staatsanleihen ging es in den letzten fünf Handelstagen um satte 1,6% nach oben, nachdem der Senat für ein Amtsaufhebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff gestimmt hat. Die sitzt nun 180 Tage lang auf der Reservebank und wartet auf ihr Verfahren. Die Staatsgeschäfte hat Vizepräsident Michel Temer übergangsweise übernommen und auch gleich zügig die wichtigen Kabinettsposten besetzt, was als marktfreundlich bewertet wurde. Mit der Rallye haben lokale brasilianische Staatsanleihen seit Jahresbeginn 22% zugelegt. Damit sind sie die Spitzenreiter unter den Schwellenländer-Staatsanleihen. Der brasilianische Real hat in den letzten fünf Handelstagen noch einmal 0,5% gutgemacht, was ein Plus von 13% seit Jahresbeginn bedeutet. Die Hoffnung auf einen politischen Machtwechsel hat den Optimismus befeuert, doch das Land steckt noch immer in einer Rezession und müht sich mit einem teuren öffentlichen Dienstleistungssystem ab. Außerdem nimmt die Nachfrage von einem der wichtigsten Exportkunden Brasiliens ab – China.

Indische Anleihen von niedriger Inflation beflügelt: In den letzten fünf Handelstagen haben Anleihen des Subkontinents deutlich zugelegt, womit ihr Plus seit Jahresbeginn auf 4,5% angestiegen ist. Getragen wurde diese Rallye von verbesserten Fundamentaldaten im Land – vor allem dank niedrigerer Rohstoffpreise, die Druck von der Staatskasse genommen haben. Einige Investoren gehen sogar von künftigen Zinssenkungen aus, nachdem der wichtigste indische Inflationsindikator, der Großhandelspreisindex, im April um 0,8% gefallen ist. Die Inflation in Indien ist von 11% Ende 2013 auf aktuell 5,3% gefallen, womit die indische Zentralbank nun mehr Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik hat.

Absteiger
Der Spreadunterschied bei Laufzeiten in den USA – Zeichen der Zeit: Der Renditeunterschied zwischen 10-jährigen und 2-jährigen US-Staatsanleihen ist auf dem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise 2007/2008. Dies ist ein Zeichen dafür, dass Investoren nicht sehr bald mit einem signifikanten Anziehen der Inflation rechnen. Daran konnten auch die starken Einzelhandelsumsätze letzte Woche nichts ändern, denn die jüngsten Zahlen zu Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzbeschaffung sind niedriger als erwartet. Deshalb haben einige Investoren ihren Ausblick für die Erträge bei Staatsanleihen bis Ende des Jahres nach unten korrigiert. Einige von ihnen glauben sogar, dass die Fed so lange die Zinsen nicht weiter anheben wird, bis die Sorgen um eine weltweite Abschwächung des Wirtschaftswachstums abgeklungen sind, sich die finanzielle Situation verbessert hat und die Inflationserwartungen wieder deutlich steigen. Aktuell sind wir von allen drei Bedingungen weit entfernt.

Der Yuan – ein Spiegel der Wirtschaftsdaten: Der chinesische Yuan ist mit 6,53 US-Dollar auf dem niedrigsten Niveau seit März. Schlechte Konjunkturdaten haben ihn dort hingebracht. Die Industrieproduktion ist im April zwar um 6% gestiegen, erwartet wurden jedoch 6,5%. Einige Investoren glauben, eine gemäßigte Fed und ein schwächerer US-Dollar würden Druck vom Yuan nehmen und dabei helfen, die globalen Devisenmärkte zu stabilisieren. Fed-Chefin Janet Yellen hat betont, dass der weltweite Gegenwind inklusive dem Abschwung in China einer der Hauptgründe für ein Aussetzen des Zinserhöhungszyklus ist. China durchläuft gerade eine schwierige Transformation von einer produktionsgestützten hin zu einer konsumgestützten Wirtschaft.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Head of Sales Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.