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Bondupdate: Ölrallye verlängert Leiden der Anleihemärkte

Der Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen hat zu einem unmittelbaren Einbruch an den globalen Anleihemärkten geführt, der sich in den letzten fünf Handelstagen jedoch wieder etwas relativiert hatte – zum einen, weil der künftige amerikanische Präsident nach dem Wahlsieg einen deutlich softeren Ton angeschlagen hat und zum anderen, weil Anleger nun darauf warten, dass den Versprechen Taten folgen. Langlaufende US-Treasuries haben von dieser Konstellation profitiert – nachdem sie knapp drei Wochen lang herbe Verluste hinnehmen mussten –, weil Investoren nun glauben, dass die erwarteten Zinserhöhungen in den Preisen von Staatsanleihen mit kürzerer Laufzeit bereits berücksichtigt werden. Das verschaffte den Papieren am Ende der Renditekurve eine Verschnaufpause.

Klaus Dahmann

 

Zudem wurden die Anleihemärkte auch von der politischen Unsicherheit gestützt, denn aktuell sind alle Augen auf Italien gerichtet, wo am Sonntag ein Referendum über die politischen Reformen im Land abgehalten wird. Werden die Vorschläge von Ministerpräsident Renzi abgelehnt, könnte dies der entscheidende Funke für seinen Rücktritt sein und würde eine Flucht der Anleger in die sicheren Häfen bewirken. Das könnte unter Umständen zu einer Umkehr bei den traditionellen ‚safe-haven’ führen.

Dieser Hoffnungsschimmer am Anleihemarkt wurde jedoch am Mittwoch vom steigenden Ölpreis getrübt. Die OPEC hatte sich in ihrer Sitzung in Wien darauf geeinigt, die Produktion zu drosseln, was die Ölrallye ausgelöst hatte. Einige Investoren warnen jedoch schon davor, dass das Kartell lediglich ein Drittel des Marktes kontrollieren würde und dass Schritte von Seiten der US-Produzenten oder Angebotsthemen die gravierenderen Faktoren für den Rohstoffpreis seien. Dennoch heizte ein höherer Ölpreis die Inflationserwartungen an, was die Rendite zehnjähriger US-Treasuries über die Marke von 2,4% trieb, den höchsten Stand seit Juli vergangenen Jahres.

Schwellenländer leiden nach wie vor unter den Erwartungen, dass die US-Wirtschaft unter Trump deutlich abgeschotteter sein wird, was deren Rohstoffexporte trifft. US-High-Yields konnten ihre Gewinne indes ausweiten. Sie profitieren von den Hoffnungen auf ein stärkeres US-Wachstum und damit verbunden niedrigere Ausfallraten und ein Anstieg der Gewinne. Bankkredite, inflations- und hypothekenbesicherte Anleihen sowie Unternehmensanleihen stehen nach wie vor weit oben in der Gunst der Investoren. Sowohl in Europa als auch in Japan sind die Wirtschafts- und Inflationsdaten positiv – wenn auch weit von den jeweiligen Zielen entfernt. Zudem wird mit einer Zinssenkung in Brasilien gerechnet, da die Inflation dort zuletzt eher moderat war.

Aufsteiger
US-Dollar und Gold – das Ende einer langen Beziehung? Die Rallye des US-Dollars ging auch in den letzten fünf Handelstagen weiter. Gestützt wurde sie von den Erwartungen, dass Trump während seiner Legislaturperiode das Wachstum ankurbelt und US-Anlagen damit attraktiver werden. Der Anstieg des US-Dollars hat aber auch dazu geführt, dass die Renditen an den US-Anleihemärkten in die Höhe gegangen sind, was die insgesamt gestiegenen Inflationserwartungen widerspiegelt. Gleichzeitig hat auch die Geldpolitik in Europa und Japan, wo jeweils negative Renditen überwiegen, US-Anlagen deutlich attraktiver werden lassen. Während es scheint, als würden die meisten Märkte diesen US-Optimismus einpreisen, tut es einer nicht: Der Goldmarkt. Dabei bewegt gerade er sich traditionell aufgrund seiner inflationsabsichernden Natur mit den Inflationserwartungen. Dennoch ist er aktuell gefallen, was diese traditionelle Korrelation nun aufzuheben scheint. Das hat bereits dazu geführt, dass einige Investoren glauben, dass entweder der Goldmarkt falsch bepreist ist oder aber der Optimismus nach der US-Wahl bereits seinen Zenit überschritten hat.

Indien – Cash draußen, Gewinne drinnen: Lokale indische Staatsanleihen haben in den letzten fünf Handelstagen gut 0,6% zulegen können. Damit ist ihre Rendite seit Jahresbeginn auf 16,9% gestiegen. Grund hierfür sind die Pläne von Premier Modi, die indische Wirtschaft aufzuräumen indem Cash zurückgerufen wird. Dies hat nun dazu geführt, dass die Kassen der Banken prall gefüllt sind, was wiederum zu mehr Investitionen in Staatsschulden geführt hat. Zudem wurden indische Staatsanleihen von den Erwartungen auf eine Zinssenkung gestützt, nachdem die Inflation im Oktober auf 4,2% gestiegen ist. Die letzten fünf Handelstage waren jedoch von Nettoabflüssen und einer schwächeren Währung geprägt, denn auch Indien wurde wie so viele Schwellenländer von den Aussichten auf höhere US-Zinsen und einen starken US-Dollar getroffen.

Absteiger
Das italienische Referendum wiegt schwer auf dem Euro: Die Differenz zwischen zehnjährigen italienischen und deutschen Staatsanleihen hat mittlerweile das höchste Niveau seit Mai 2014 erreicht. Grund hierfür sind die Sorgen, dass eine Ablehnung des von Ministerpräsident Renzi initiierten Referendums zu seinen politischen Reformplänen am Sonntag zu seinem Rücktritt führen und damit Unsicherheit erhöhen wird. Tritt dieses Szenario ein, könnten auch auf die italienischen Banken herausfordernde Zeiten zu kommen, die zusammen bereits auf Schulden in Höhe von 400 Mrd. US-Dollar kommen und einem langsamen Justizsystem gegenüber stehen, welches sie wohl brauchen werden, um zumindest einen Teil des geliehenen Geldes wieder hereinbringen zu können. Die italienischen Probleme wiegen allerdings auch schwer auf dem Euro, der seit dem 1. November im Vergleich zum US-Dollar vier Prozent verloren hat. Einige Investoren gehen davon aus, dass ein ‚Nein’ in Italien am Sonntag die EZB dazu treiben könnte, ihren geldpolitischen Stimulus auszuweiten. Das wäre das Gegenteil aktueller Spekulationen, die nahe gelegt hatten, die EZB würde über ein Ende ihres Anreizprogrammes nachdenken, da die langwierigen negativen Zinsen der Bankenindustrie schaden. Denn die EZB braucht gesunde Banken, um die marode europäische Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Britische Inflationserwartungen – ein herbstliches Verblassen: Die britischen Inflationserwartungen sind vergangene Woche gesunken, nachdem Schatzkanzler Hammond in der traditionellen Herbsterklärung ein langsameres Wachstum und höhere Ausgaben der Öffentlichen Hand verkündet hat. Einige Beobachter werten die Haltung der Regierung als streng, was dem britischen Pfund helfen würde. Und tatsächlich konnte die britische Währung die Gewinne halten, die sie Anfang November verbuchen konnte: Das Pfund schloss den November 1,7% höher zum US-Dollar und ist damit die einzige G10-Währung, die gegenüber dem Greenback in diesem Zeitraum zulegen konnte. Der Sieg von Donald Trump, der die Briten noch im Juni bei ihrer Entscheidung unterstützt hatte, die EU zu verlassen, war also auch ein positiver Faktor für das britische Pfund. Die aktuellen Wirtschaftsdaten aus Großbritannien waren ebenfalls relativ stabil.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.