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BondUpdate: Pfund und Euro – Unter Druck

Während der steigende US-Dollar alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, waren das britische Pfund und der Euro überraschend robust.

Stephan Bannier

Seit Ende Oktober ist das Pfund gegenüber dem US-Dollar um bis zu 3,1% gestiegen – auf bis zu 1,31 US-Dollar pro Pfund, bevor es zum Ende dieses kurzen Zeitfensters bei etwa 1,285 US-Dollar schloss – immerhin ein Anstieg von 0,5% gegenüber dem Stand zu Beginn des Zeitraums (Quelle: Bloomberg per 12.11.2018). Dieses Vor und Zurück wurde der Stimmung der Händler zugeschrieben, die je nach eintreffender Nachricht in Bezug auf den Brexit entweder anstieg oder abfiel. Zudem fielen die Vor-Brexit-Wirtschaftsdaten zwar grundsätzlich positiv aber dennoch gemischt aus.

Der Euro verzeichnete einen ähnlichen, aber weniger deutlichen Aufschwung und stieg gegenüber dem US-Dollar um lediglich 1,6% auf einen Höchstkurs bei 1,15 US-Dollar pro Euro. Allerdings liegt die Währung aktuell mit rund 1,123 US-Dollar unter ihrem Ausgangswert. Das entspricht einem Rückgang von rund 0,7%.

Britisches Pfund vs. Euro – 31. Okt. bis 12. Nov. 2018



Quelle: Bloomberg; 12. November 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider. * Die Grafik zeigt die prozentuale Zu- und Abschreibung seit dem 31. Oktober 2018, 15:00 Uhr EST, bezogen auf 100 zu Beginn der Periode.

Ähnlich wie das Pfund steht auch der Euro jedoch vor Herausforderungen, die die Währung ausbremsen könnten. Der Konflikt zwischen Italien und der Europäischen Kommission zeigt wenige Anzeichen von Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten, wobei die Möglichkeit einer Bankenkrise in Italien im Hintergrund wabert. Darüber hinaus scheint die Europäische Zentralbank entschlossen zu sein, den Rückzug aus ihrem epochalen Anleihekaufprogramm in der zweiten Jahreshälfte 2019 zu beginnen, obwohl ein energisches Wachstum in Europa bisher nicht auszumachen ist. Dieses wäre jedoch nötig, um die Abwesenheit der Notenbank zu kompensieren.

Im Aufschwung: Carry-Trade zwischen US-Dollar und Euro
Da sich das Auseinanderdriften des US-amerikanischen vom europäischen Anleihemarkt fortsetzt, stellen die Renditedifferenzen zwischen beiden nun eine Möglichkeit für Händler dar, von dem sogenannten „Carry“ zwischen beiden zu profitieren.

„Carry“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Händler eine Rendite erzielen können, indem sie eine Position in der einen Währung gegen eine andere Position in einer anderen Währung stellen, um Unterschiede in den jeweiligen kurzfristigen Zinssätzen auszunutzen. Im konkreten Fall liegt die Anlagechance in der Rekorddifferenz von 3,47% zwischen zwei „Safe Haven“-Zinssätzen - zweijährigen US-Staatsanleihen und zweijährigen deutschen Staatsanleihen.

Diese Zinsarbitrage ist jedoch leichter zu erblicken als zu nutzen, da Verluste aus plötzlichen Währungsbewegungen den Ertrag aus dieser Zinsdifferenz auslöschen - oder sogar übertreffen – können. Darüber hinaus könnte sich die Zinsdifferenz schnell reduzieren, wenn sich das Handeln der Zentralbanken ändert. Die Fed scheint jedenfalls entschlossen zu sein, ihre Leitzinsen weiter anzuheben, während die EZB eindeutig nicht bereit ist, aggressiv zu straffen. Das dürfte vorerst für ein Weiterbestehen dieser Zinsdifferenz sprechen, wobei dann immer noch Währungsbewegungen aus ganz anderen Gründen diese Einnahmequelle austrocknen könnten.

Im Abseits: Costa Rica
Die Wirtschaft Costa Ricas, die 2017 auf ein geschätztes Gesamtvolumen von rund 61 Mrd. US-Dollar geschätzt wird, hat keinen großen Einfluss auf das Gesamtbild der Schwellenländer. Und die industrielle Basis besteht größtenteils aus US-Unternehmen, die in ihrer Freihandelszone großzügige Steueranreize nutzen.

Diese Steueranreize sowie andere staatliche Subventionen haben allerdings auch ihren Preis. Das Haushaltsdefizit des Landes ist stetig gewachsen, da die Kosten für die Erbringung von Dienstleistungen gestiegen sind. Die genannten großzügigen Steueranreize haben jedoch keine zusätzlichen Einnahmen für die Regierung generiert. Die zunehmende Verwendung des US-Dollars als De-facto-Währung hat zudem Druck auf die Anleihen des Landes ausgeübt.

So wurde beispielsweise die fünfjährige US-Dollar-Anleihe des Landes mit einem Kupon von 4,25% in diesem Monat niedrig genug gehandelt, um eine Rendite von 8,11% zu erzielen, ein Rekordhoch. Die Währung des Landes ist seit Ende August um rund 9,6% gesunken; in einem Umfeld, in dem die Regierung stolz auf ihre Wechselkurskontrolle ist und die Zentralbank den Zinssatz – teilweise als Reaktion darauf – auf 5,25% erhöht hat. Moody's Investor Services prognostiziert, dass die Schuldenlast des Landes auf mehr als 50% des BIP steigen könnte, und prüft eine Herabstufung des Länderratings um möglicherweise mehrere Stufen.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.