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Bondupdate: Robustes Öl leiht gefallenen Engeln Flügel

Es waren die positiven Nachrichten aus China und der robuste Ölpreis, die dafür gesorgt haben, dass High Yields, Emerging Market Bonds und andere, eher risikoreichere Assets in den vergangenen Wochen eine Rally hingelegt haben. Interessant, denn der Ölpreis blieb über 40 US-Dollar pro Barrel, obwohl sich die ölproduzierenden Länder uneinig darüber waren, ob sie die Produktion einfrieren sollen. Das Umfeld für höhere Kreditrisiken wurde außerdem von den glanzlosen US-Wirtschaftsdaten befeuert – allen voran die schwachen Einzelhandelsumsätze im März –, die die Erwartungen der Anleger auf Zinssteigerungen erst einmal gedämpft haben.

Klaus Dahmann

 

Amerikanische High Yields haben in den letzten Handelstagen um weitere 1,6% zugelegt und damit ihre Verluste der letzten zwölf Monate auf nur noch 2,2% reduziert. Die Anlageklasse hat damit die herben Verluste Ende des vergangenen Jahres und in den ersten Wochen dieses Jahres, als sich der im High Yield-Segment schwer gewichtete Ölsektor gespalten und zum Teil vom Einbruch der Energiepreise hinabgezogen wurde, fast ausgeglichen.

Unternehmen, die erst kürzlich ihren Investment Grade-Status verloren und als „gefallene Engel“ bekannt sind, haben besonders von der aktuellen Stabilität des Rohölpreises und der Rally risikoreicher Anlagen profitiert. Vor diesem Hintergrund haben sich die traditionell sicheren Häfen wie Staatsanleihen aus den Industrienationen im besten Fall seitwärts bewegt oder sind gefallen. Die dortigen Renditen sind nach wie vor niedrig genug – oder teilweise sogar noch negativ wie in Europa oder Japan –, so dass renditehungrige Anleger derzeit Schlange stehen, um argentinische Staatsanleihen zu kaufen. Diese werden nun erstmals wieder ausgegeben, nachdem das Land im Nachgang an seine Pleite 15 Jahre im Schuldenexil verbracht hat. Die Währungen der Schwellenländer legen weiter zu und drücken den US-Dollar damit auf sein niedrigstes Niveau seit Oktober 2015.

Aufsteiger
Der Bank of America Merrill Lynch US Fallen Angel Index stieg in den letzten Tagen um 2,8% und schlägt damit die Entwicklung im High Yield-Segment. Der Index beinhaltet eine große Anzahl an Unternehmen aus dem Energiesektor. Die Anleihepreise dieser Unternehmen steigen nun wieder, da sie in der Regel liquider sind und längere Laufzeiten haben als ihre Pendants im High Yield-Segment. Gefallene Engel finden sich häufig in Sektoren, die in Schwierigkeiten geraten sind – etwa aufgrund von Preisstürzen vor der Kreditabwertung – was unterstreicht, dass diese zum Teil bereits eingepreist sind. Sind die Anleihen erst einmal abgestraft und erholt sich die Industrie dann wieder, kommt es zu diesem fulminanten Comeback.

Die europäischen Märkte machen sich für eine Fiesta bereit: Denn Europa hat gerade eine sehr seltene Woche mit einem regelrechten Hype erlebt. Investoren haben im Vorfeld des Anleiherückkaufprogramms der EZB bei Bonds kräftig zugeschlagen. Denn die Erwartungen, dass die Zentralbank die Details zum Programm verkünden würde, hat die Kosten für Ausfallabsicherungen nach unten gedrückt und damit für ein mildes Emissionsklima gesorgt. Neuemissionen machten in den ersten 20 Tagen im April 386 Mrd. Euro aus. Das ist laut Bloomberg das höchste Volumen in diesem Zeitraum seit 2010. Außerdem gab es positive Nachrichten aus der Region. Der deutsche Konjunkturindex ZEW hat die Prognosen übertroffen, was steigenden Optimismus für die Zukunft der deutschen Wirtschaft signalisiert. Zudem sind die KFZ-Neuzulassungen in Europa im März um sechs Prozent gestiegen. Und: Spanien hat erstmals seit November 2015 im März wieder positive Inflationszahlen vermeldet.

Absteiger
China – mehr Schulden belasten Neuemissionen: Selbst der drei Billionen US-Dollar große chinesische Markt für Unternehmensanleihen ist nicht immun gegen den Abschwung im Land. Mit dem Versuch, China zu einer konsumorientierten Volkswirtschaft zu wandeln, haben auch Unternehmen mehr Schulden angehäuft. Und wie ihre internationalen Wettbewerber wurden sie dazu von den niedrigen Zinsen regelrecht ermutigt. Dieses hohe Schuldenniveau und eine ganze Reihe von Ausfällen bei Staatsunternehmen haben laut Bloomberg lokale Emittenten im April dazu veranlasst, Verkäufe in Höhe von 60,6 Mrd. Yuan (9,4 Mrd. US-Dollar) zu stoppen. Tatsächlich ist auch die Anzahl der Emissionen im BofA Merill Lynch China Corporate Index von 790 Ende letzten Jahres auf aktuell 763 gefallen. Die EBITDA-Relation im Shanghai Stock Exhange Composite (Aktien) Index hat sich seit Ende 2014 von 0,91 auf aktuell 2,1 verdoppelt.

Anleihemärkte schwanken weniger: Die Volatilität der Bondmärkte, gemessen am Merrill Lynch Option Volatility Estimate (MOVE) Index, fiel im April auf das niedrigste Niveau seit über einem Jahr. Grund hierfür waren vor allem die Beteuerungen der Zentralbanken hinsichtlich ihrer entgegenkommenden Geldpolitik. Alle drei großen Zentralbanken, die EZB, die Bank of Japan und die Fed, haben ihren Einsatz für niedrige Zinsen in Anbetracht des vorherrschenden internationalen Gegenwinds unterstrichen. Die Inflationserwartungen in diesen drei wichtigen Regionen bleiben gedämpft – trotz des Einsatzes der Zentralbanken, diese wieder zu befeuern.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Head of Sales Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkte ab.