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BondUpdate: Schwellenländer - Jenseits des Dollars

Der handelsgewichtete US-Dollar zog sich nach seinem Anstieg seit Mitte April etwas zurück und stieg seit dem 17. Mai um lediglich 0,2%. Aber die Sage eines steigenden Dollars hat sich in der Vorstellung der Märkte eingenistet. Und das Ganze mit einer ganz eigenen Logik, in der ein steigender US-Dollar den Preis für Rohstoffexporte aus Schwellenländern stark untergräbt und damit die vermeintlich zu hoch verschuldeten Schwellenländer dem Chaos von Zahlungsausfällen, Zwängen durch den IWF und seine Mitbrüder und jahrelangen - von außen auferlegten - Sparmaßnahmen aussetzt.

Klaus Dahmann




Die Zinsen in den Schwellenländern (in lokaler Währung) haben ganz eindeutig nach diesem Drehbuch reagiert. Massive Verkäufe haben die Kurse von Schwellenländer-Anleihen nach unten gedrückt und somit die Renditen nach oben gezogen.

Renditen bei 5-jährigen Schwellenländer-Anleihen in Lokalwährung, 22. Mai 2018



Quelle: Bloomberg; 22. Mai 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Die Herausforderung für Investoren äußert sich darin, dass die Einschätzung der Volkswirtschaften in den Schwellenländern meist nicht auf Basis von verifizierbaren Daten erfolgt. Die Abhängigkeit vom US-Dollar ist in den Schwellenländern stark verringert, da ein größerer Prozentsatz der lokalen Staatsverschuldung in Landeswährungen denominiert ist, so dass das Währungsrisiko bei internationalen Investoren und nicht bei den lokalen Zentralbanken verbleibt. Mehrere große Volkswirtschaften - darunter Indien - haben sich in der Wertschöpfungskette dramatisch nach oben bewegt und exportieren weit mehr Dienstleistungen als Waren.

Es ist klar, dass es in bestimmten Volkswirtschaften wie Argentinien, der Türkei, Russland und Brasilien Probleme gibt. Diese Herausforderungen sind jedoch vor allem länderspezifisch, und in mindestens einem Fall (Argentinien) scheint es so, als hätten die Probleme auf dem Devisenmarkt mit der argentinischen Notenbank einen würdigen Gegner gefunden.

Aber Investoren, die ihre Hausaufgaben machen, konzentrieren sich sowohl auf die Chancen als auch auf die Risiken; wenn eine Zentralbank Stellung bezieht und über eine entsprechende Feuerkraft verfügt, diese zu halten, könnte eine Rendite von 20% auf eine 5-jährige Staatsanleihe sehr wohl eine Chance auf eine außerordentliche Rendite darstellen und nicht nur ein Indikator für das Risiko sein.

Im Aufschwung: Die Rendite 2-jähriger US-Staatsanleihen
Der so genannte "Kampf gegen den Sparer" könnte sich entschärfen, da die Renditen am kürzeren Ende der Kurve wieder anfangen, sowohl Renditechancen als auch Risikoindikatoren darzustellen.

Insbesondere 2-jährige US-Staatsanleihen können Anlegern in US-Dollar eine Renditechance bieten, da deren Rendite in Bereiche aufgestiegen ist, welche mit der Inflationsrate mithält. Am 22. Mai haben die 2-jährigen Treasuries mit einer Rendite von 2,5847% den Verbraucherpreisindex (ohne Nahrungsmittel und Energie) übertroffen, was zum ersten Mal seit Jahren inflationsbereinigte Renditen von mehr als 0,0% ermöglicht.

Renditen von US-Staatsanleihen, 22.5.2017 – 22.5.2018



Quelle: Bloomberg; 22. Mai 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Im Abseits: Italiens Staatsanleihen
Die Finanzmärkte haben monatelang sehr gelassen auf die im März abgehaltene unklare Wahl in Italien mit all ihren Implikationen reagiert. Als jedoch der Koalitionsvertrag zwischen der 5-Sterne-Bewegung und der Liga Nord geschlossen wurde, zeigten die Märkte schließlich ihr Unbehagen: Italiens 5-Jahres-Renditen stiegen auf 1,199% von einem Tiefstand von 0,472% nach den Wahlen am 29. März.



Quelle: Bloomberg; 22. Mai 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Der Rückgang bei den 5-jährigen Staatsanleihen ist auf den Inhalt der Koalitionsvereinbarung zurückzuführen: ein unangenehmes Nebeneinander von budgetsprengenden Subventionserhöhungen für Bürger und Unternehmen sowie einem breiten, wenn auch unspezifischen, Anti-EU-Unterton.

Doch trotz eines unterzeichneten Koalitionsvertrages gibt es noch viel zu tun, bevor die Koalition ihre Arbeit aufnimmt. Und selbst nachdem eine Regierung eingesetzt wurde, ist es noch lange nicht ausgemacht, dass die Koalition lange hält.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.