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BondUpdate: Schwellenländer profitieren von US-Steuerkürzungen

Nachdem die Schwellenländer in Erwartung der Errichtung neuer Handelshemmnisse nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zunächst hart gebeutelt waren, sind sie nun als Gewinner einer Woche hervorgegangen, in der Trump seinen größten politischen Sieg einfuhr: Die Verabschiedung seines Steuerentwurfs durch den Senat stärkte die Wachstumshoffnungen in den USA und weltweit, was schlussendlich auch den Schwellenländern zugutekommen wird.

Klaus Dahmann*

Die Schwellenländer erhielten auch durch eigene politische Entwicklungen Auftrieb, darunter die Ernennungen marktfreundlicher Politiker in Chile und Südafrika. Das anhaltend wachstumsfreundliche Umfeld hat Aktien ein weiteres Hoch beschert und die Rendite 10-jähriger US-Anleihen auf ein Niveau von knapp 2,5% getragen – ein Wert, der seit März nicht mehr erreicht wurde. Langlaufende US-Staatsanleihen haben über die vergangenen fünf Handelstage 0,8% verloren, mehr als alle anderen 33 Renten-Klassen, die der Mid-Week Bond Update beobachtet.

Manche Investoren haben jedoch auf den allgemeinen Optimismus eher kühl reagiert. So haben einige Mitglieder der US-Zentralbank darauf hingewiesen, dass die kürzliche Abflachung der US-Zinsstrukturkurve Warnsignale hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung aussenden und die Fähigkeit der Zentralbank, zukünftige Zinssätze anzuheben, einschränken könnte. Wie aus der unteren Abbildung ersichtlich, geht der Markt tatsächlich mit einer geringen Wahrscheinlichkeit von Zinssteigerungen durch die Zentralbank aus.

Im Blickpunkt
Wahrscheinlichkeit für keine Zinsanhebung im März – kaltblütige Anleihen: Verglichen mit dem Optimismus im Zuge der von Trump vorgeschlagenen Steuersenkungen und der sich daraus ergebenden Aktienmarkt-Euphorie, war die Reaktion einiger Anleihe-Investoren wesentlich kühler: Die implizite Markterwartung für Zinssteigerungen durch die US-Zentralbank im März fiel von einem Wahrscheinlichkeitswert von 17,2% auf 15,5%, während die erwartete Wahrscheinlichkeit gleichbleibender Zinsen von 82,7% auf 84,5% stieg. Diese Markterwartung folgt einer eher durchwachsenen Datenlage, die dem Wachstumsprozess weiterhin einen Mangel an Geschwindigkeit bescheinigt: Obwohl der Immobilienmarkt sich in dieser Woche als robust erwies, zeigte sich die Wachstumsrate der Industrieproduktion im November mit 0,2% unter dem erwarteten Wert von 0,3%. Die Investoren sehen zudem der Amtsaufnahme des neuen Zentralbankpräsidenten Jerome Powell, der Janet Yellen planmäßig im Februar ablösen wird, mit Ungeduld entgegen. Tatsächlich hatte seine Ernennung die Erwartungen einer Zinssteigerung im frühen November gedämpft, wie aus der starken Abwärtsbewegung in der untenstehenden Abbildung erkennbar ist, da er für einen ähnlich vorsichtigen Kurs wie Yellen steht. Lesen Sie hier mehr zu Yellens letzter Zinsanhebung.

Anleihe-Investoren zeigen Zinssenkungen die kalte Schulter


Quelle: Bloomberg, 20. Dezember 2017. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Australischer Dollar – „Down-Under“ oben: Der Australische Dollar gewann über die vergangenen fünf Handelstage 1,6% gegenüber dem US-Dollar und zeigte damit die beste Währungsentwicklung in den Industrienationen. Die Sitzungsprotokolle der Zentralbank des Landes zeigten zunehmende Zuversicht auch in das nächste Jahr hinein, was die Erwartung beförderte, dass Zinssätze zum ersten Mal seit 2010 steigen könnten. Zudem gab die Zentralbank an, dass das Beschäftigungswachstum in den nächsten drei Quartalen überdurchschnittlich hoch liegen könnte, was die Inflation im Land beschleunigen würde. Australien versucht, sein Wirtschaftswachstum insbesondere durch Stützung des Dienstleistungssektors zu steigern, umso weniger abhängig von schwankenden Rohstoffpreisen zu werden – eine der goldenen Wirtschaftsregeln.

Im Abseits
Zinsrisiko in Schwellenländern – gutes Timing? In Zeiten, in denen Zentralbanken weltweit versuchen, ihre bereits seit Jahren anhaltenden geldpolitischen Impulse zurückzufahren und sich auf Zinssteigerungen vorbereiten, scheinen Anlageklassen mit geringeren Zinsrisiken an Attraktivität zu gewinnen. Schwellenländer sind daher auf gutem Weg, zu den Gewinnern des Jahres zu werden, nachdem der JP Morgan GBI Index von Schwellenländer-Staatsanleihen in lokaler Währung seit Jahresbeginn um 8,4% zugelegt hat. Dies entspricht vor dem Hintergrund einer positiven Währungsentwicklung der Schwellenländer in diesem Jahr einer Steigerung um 13,7% in US-Dollar. Derzeit zeichnen sich Anlagen in den Schwellenländern durch ein geringeres Zinsrisiko als Anlagen in den Industrienationen aus, wie die Duration des JP Morgan GBI von 4,9 Jahren im Vergleich mit einer Duration des Bloomberg Barclays Global Aggregate Index von 7 Jahren eindrucksvoll belegt. Die Anleihe-Duration in den Industrienationen ist vor allem nach der Finanzkrise 2007-2008 gestiegen, als die Zentralbanken die Zinsen auf ein Rekordtief senkten und dadurch Renditen drückten. Statt kreditbelastete Banken zu retten und schwächelnde Wirtschaften zu reflationieren, konzentrierten sich die Schwellenländer dagegen darauf, die Inflation zu bekämpfen. Insbesondere den führenden Nationen Brasilien, Russland, Mexiko und Indien gelang die Inflationsbekämpfung in bedeutendem Ausmaß. Dies erlaubte den Schwellenländern, die Duration ihrer Staatsanleihen auf vergleichsweise stabilem Niveau zu halten – heute stellt sich dies als attraktiver Bonus für Investoren dar, die der aktuellen Zinssteigerungsdiskussion überdrüssig sind.

Schwellenländer halten Duration trotz Wachstums-Rückkehr konstant, Zentralbanken bereiten sich auf Zinssteigerungen vor


Quelle: Bloomberg, 20. Dezember 2017. RHS = rechte Seite der Grafik. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Inflationserwartungen in der Eurozone – Ziel noch nicht erreicht: Trotz des positiven Schwungs der europäischen Wirtschaft bleibt die Inflation weiterhin das fehlende Puzzleteil. Obwohl der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, in der letzten Woche noch eine euphorische Rede gehalten hatte, kürzte die Währungsbehörde ihre Erwartung hinsichtlich der diesjährigen Kerninflationsrate von 1,1% auf 1,0% und die Erwartung für das kommende Jahr von ihrer Septemberschätzung von 1,3% auf nunmehr lediglich 1,1%. In der Folge fiel das von der EZB präferierte Maß zur Messung von Inflation, die erwartete 5-Jahres Inflationsrate in 5 Jahren, von 1,72% vor Draghis optimistischer Rede auf 1,70% danach.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.

Quelle für alle Daten: Bloomberg und Barclays Capital; Stand: 20. Dezember 2017, falls nicht anders angegeben.