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Bondupdate: Sommererhöhungen

Dieses Mal hat Fed-Chefin Janet Yellen deutliche Worte gefunden: Während eines Gesprächs an der Harvard Universität sagte sie, dass eine Zinserhöhung in den nächsten Monaten aufgrund des Schubs beim US-Dollar und bei US-Unternehmensanleihen angemessen sein könnte. Beide hätten vom stärkeren Wirtschaftswachstum profitiert. Dieser Kommentar kam, als sowohl die Zahlen zum Wohnungsmarkt als auch zu den Verbraucherausgaben positiv überraschten und die Wetten der Anleger auf eine Zinserhöhung im Juli oder September – gemessen an Terminkontrakten – auf über 50% anhoben.

Klaus Dahmann

Der Optimismus in den USA steht im Kontrast zum langwierigen, eher schwachen Wachstum überall sonst. Die OECD warnte sogar vor der Falle des langsamen Wachstums, ausgelöst durch die übermäßige Abhängigkeit von einer lockeren Geldpolitik und zu wenigen finanzwirtschaftlichen oder strukturellen Maßnahmen, während Europa im Deflationsmodus festhängt und die Preise und Produktionszahlen auch im Mai erneut fielen.

Der Ölpreis handelt erneut nahe der 50 US-Dollar-Marke pro Barrel, was lokale Staatsanleihen der ölproduzierenden Schwellenländer unterstützt. Ein Beispiel hierfür ist Nigeria, das in den letzten Handelstagen um 1,5% zulegen konnte. Inflationsgeschützte Anleihen aus den Schwellenländern waren einer der wenigen Sektoren, die gefallen sind. Grund hierfür sind die wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen viele Schwellenländer nach wie vor stehen – vor allem auch deshalb, weil die chinesische Wirtschaft schwächer wird und die Preise einiger Export-Rohstoffe nach wie vor niedrig sind.

Aufsteiger
US Corporate Bonds – Anfänge und Margen: Die Zahl der Neuemissionen bei US Corporate Bonds ist in den letzten vier Jahren teilweise angestiegen, nicht zuletzt aufgrund der Nachfrage von internationalen Anlegern, die eine höhere Rendite suchen, als sie bei japanischen oder europäischen Unternehmensanleihen erhalten. Eine stärkere Nachfrage und bessere wirtschaftliche Aussichten in den USA haben die relative Performance untermauert: Europäische Unternehmensanleihen haben in den letzten zwölf Monaten 2,2% gut gemacht – halb so viel wie ihre US-Pendants mit 4,4% im selben Zeitraum. Einige Investoren – unser größter Anleihemanager Western Asset eingeschlossen – glauben, dass US-Unternehmensanleihen zum gegenwärtigen Spread-Niveau von 141 Basispunkten gegenüber einer US-Staatsanleihen-Benchmark noch immer Raum für eine Verengung haben. Denn ihr historisches Mittel, die Finanzkrise einmal ausgeklammert, liegt bei 132 Basispunkten. Dennoch sind Anleger aufgrund sinkender Umsätze und steigender Verschuldung amerikanischer Unternehmen besorgt.

Wartezeit – Staatsanleihen: Die Zeit, die Anleger darauf warten müssen, dass sich ihr Engagement in weltweite Staatsanleihen wieder erholt, lag im Mai auf einem Rekordniveau von 7,96 Jahren, wenn man sie am Barclays Global Aggregate Treasury Index bemisst. Berechnet wird diese Zeit als gewichteter Durschnitt der aktuellen Werte aller Cashflows. Dieses Maß, auch bekannt als Duration, bewertet die Sensitivität einer Anleihe gegenüber Zinsschritten. Oder anders ausgedrückt: Investoren tragen ein größeres Verlustrisiko bei Zinserhöhungen, wenn die Duration einer Anlageklasse länger ist. Gleichzeitig sind die Renditechancen bei sinkenden Zinsen höher. Der Anstieg der Duration kam, als die Renditen der Staatsanleihen vor drei Jahren von 1,7% auf 0,8% gefallen sind.

Absteiger
Yuan-Anleger – bedient: Der chinesische Yuan ist im Vergleich zum US-Dollar fast bis auf sein Fünf-Jahres-Tief gesunken. Heruntergezogen wurde er von schwachen Wirtschaftsdaten und den Aussichten auf einen weiteren Zinsschritt in den USA. Und auch wenn von offizieller Seite in China immer wieder betont wird, dass man sich zu einer Währungsstabilität bekenne, fiel der Yuan ohne überlegte Export-fördernde Abwertungen auf 6,58 pro US-Dollar und liegt damit lediglich 0,2% über seinem Fünf-Jahres-Tief vom Januar. Die Produktionszahlen bleiben im Mai schwach und das Wachstum bei industriellen Gewinnen verlangsamte sich im April. Das Land steht vor einem wirtschaftlichen Abschwung und vollzieht gerade einen Wandel von einer produktionsgestützten hin zu einer konsumgestützten Volkswirtschaft. Einige Investoren sorgen sich über das steigende Schuldenniveau chinesischer Firmen und die potenziell schwächere Währung. Die Währungsreserven, die die chinesische Regierung dazu genutzt hat, den Yuan abzuwerten, sind sowohl im März als auch im April wieder angestiegen. China hält aktuell mit 3,2 Billionen US-Dollar so hohe Währungsreserven wie kein anderes Land.

Pfund Sterling – von Umfragen zerrissen: Das britische Pfund hat zum US-Dollar in den letzten Handelstagen 1,5% verloren. Das ist mehr als jede andere Hauptwährung. Von neuen Umfragen angeschlagen gibt das einen leichten Vorteil für die Austrittbefürworter des EU-Referendums am 23. Juni. Das Pfund Sterling blieb in den letzten Wochen mehr oder weniger stabil, als die Umfragen noch den EU-Befürwortern um Premier David Cameron den Rücken stärkten. Einige Investoren sehen in einem Austritt Großbritanniens aus der EU, dem Brexit, eine Quelle finanzieller Unsicherheit, während andere sagen, das Land würde von mehr Unabhängigkeit profitieren.

 

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.