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BondUpdate: Staatsanleihen – der Nachhaltigkeitsfaktor

Investmentmanager haben sich zunehmend damit beschäftigt, wie Umwelt-, Sozial- und Governance-(ESG-)Faktoren zur Verbesserung des fundamentalen Researchs eingesetzt werden können. Während ESG oft mit Aktienanalysen in Verbindung gebracht wird, bietet die jüngste Arbeit von Brandywine Global einen faszinierenden Einblick, was diese Faktoren im Hinblick auf die Analyse von Staatsanleihen ergeben können.

Stephan Bannier

Die Analyse beginnt mit einem ESG-Rating-Rahmen, der Scores kombiniert, die makroökonomische und kreditwirtschaftliche Bedingungen sowie die Qualität der Gesamtführung eines Landes widerspiegeln. Auf diese Weise wird ein ESG-Gesamtrating generiert.

Eine wichtige Erkenntnis: Je besser ein Land hinsichtlich des ESG-Scores von Brandywine abschneidet, desto besser haben sich seine Staatsanleihen in Bezug auf den Spread über US-Treasuries über einen Zeitraum von 12 Monaten entwickelt.

ESG-Score und Risikoaufschläge bei Staatsanleihen



Chart mit freundlicher Genehmigung von Brandywine Global. Quelle: Brandywine Global und Macrobond, Risikoaufschlag (vertikale Achse) in Basispunkten (bps) gemessen. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

*Hinweis: Faktoren, die in den ESG-Score einbezogen sind, sind Brandywines Governance-Score, Reales BIP-Wachstum, Inflation, Leistungsbilanz, Haushaltsbilanz, Außenverschuldung, Importdeckungsgrad und Kreditwachstum.

Aber obwohl ein deutlich erkennbarer Zusammenhang vorliegt, ist die Beziehung aus statistischer Sicht nicht stark, mit einem relativ niedrigen R2 von nur etwa 0,35. Es stellt sich daher die wichtige Frage, wie die Governance in Zukunft noch detaillierter bewertet und in einen Credit-Scoring-Rahmen eingebunden werden kann. Hierzu zählen auch die Identifizierung zusätzlicher Faktoren und ihrer Gewichtungen sowie die potenzielle Erhöhung der Abdeckung bestimmter Länder, wenn sich die Marktbedürfnisse dementsprechend entwickeln.

Im Aufschwung: Anleger in festverzinsliche Anleihen, die sich Sorgen darüber machten, welche Effekte eine Rezession für die Rendite haben könnte, erhielten einige positive Nachrichten vom US-Wohnungsmarkt. Dort stiegen die Verkäufe von Neubauten im Dezember unerwartet, was die doppelten Auswirkungen von niedrigeren Hypothekenzinsen und erschwinglicheren Immobilien widerspiegelt. Die Dezemberverkäufe wuchsen von einem nach unten korrigierten Novemberwert auf 621.000 Einheiten pro Jahr. Der mittlere Verkaufspreis lag um 7,2% unter dem Wert von Dezember des Vorjahres.

Gute Nachrichten gab es auch in Bezug auf das Verbrauchervertrauen, was sich in der Bereitschaft zum Kauf auf Kredit ausdrückte. Die gesamten Kreditkartenschulden beliefen sich per Dezember 2018 auf 870 Mrd. US-Dollar, den größten Betrag seit Beginn der Aufzeichnungen. Sie waren damit gegenüber dem dritten Quartal um 26 Mrd. US-Dollar gestiegen. Der Wert vom Dezember 2018 übertraf den bisherigen Rekordwert von 866 Mrd. US-Dollar, der Ende 2008 erreicht wurde. Ein Teil der Kreditkartenschulden im Dezember könnte dabei durch Spannungen in den Haushaltsfinanzen der Regierungsangestellten aufgrund des Beginns der teilweisen Regierungs-Schließung im Dezember verursacht worden sein. Zudem scheint aber auch die allgemeine Bereitschaft, Konsum über Kreditkarten zu finanzieren, stabil zu bleiben.

Ende 2018 machten Kreditkarten den viertgrößten Teil der Verbraucherschulden aus, nach Hypotheken, Studentendarlehen und Autoschulden. Die Gesamtverschuldung für alle vier Kategorien belief sich auf 13,5 Billionen US-Dollar, ein neuer Rekord.

Im Abseits: Chinas Wachstumsziel – und Steuern
Die Anleger an den chinesischen Anleihemärkten erhielten in dieser Woche gute Nachrichten in Bezug auf die Kreditqualität, da Ministerpräsident Li Keqiang den diesjährigen Nationalen Volkskongress vorsichtig eröffnete und erklärte, dass das Land vor einem „harten wirtschaftlichen Kampf" stehe. Herr Li stellte ein neues offizielles Ziel für das gesamte Wirtschaftswachstum vor - eine Bandbreite von 6% bis 6,5% für 2019, gegenüber dem Ziel für 2018 von „etwa" 6,5%. Das neue Ziel wurde zu Beginn der Sitzungen bekannt gegeben, zusammen mit einem Paket von Steuersenkungen, die sich auf fast 2 Billionen Yuan (298 Mrd. US-Dollar) belaufen, darunter 90 Mrd. US-Dollar in der obersten Stufe des Mehrwertsteuersatzes für Fabriken. Darüber hinaus soll das Ziel für das Haushaltsdefizit des Landes von 2,6% auf 2,8% des BIP angehoben werden. Beobachter stellten fest, dass der Plan eine stärkere Nutzung von Steuersenkungen als Wirtschaftsimpuls forderte als in den Vorjahren, die durch zusätzliche Staatsverschuldung zur Finanzierung landesweiter Megaprojekte gekennzeichnet waren. Und in dem Maße, in dem die Inhaber chinesischer Unternehmensanleihen angesichts der zunehmenden Verschuldung über die Erosion der Kreditqualität besorgt sind, kann der verminderte Druck auf die Unternehmens-Cashflows durch Steuersenkungen als netto positiv angesehen werden.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 7. März 2019 sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.