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Bondupdate: Staatsanleihen verlieren an Fahrt

Die Rallye von Staatsanleihen aus den Industrienationen hat in den vergangenen Tagen etwas an Fahrt verloren. Intakt ist sie indes noch im High Yield-Segment und bei Schwellenländeranleihen. Beide stiegen weiter, da die Brexit-Ängste dafür sorgen, dass Investoren Risiken bereitwilliger eingehen. Die soliden Wirtschaftsdaten aus den USA – allen voran ein Jobreport, der über den Erwartungen lag – haben außerdem für einen Aufwärtsschub bei globalen Aktien gesorgt.

Klaus Dahmann

Unterdessen hat der Barclays Global High Yield Index zwischen dem 6. und 11. Juli um 1,1% zugelegt – angetrieben vom jüngsten Renditerückgang bei Staatsanleihen. Kurzfristig sind auch die Niederlande, mit Raten die um Null schwanken, dem „Club der negativen Zinsen“ beigetreten. Tatsächlich werden mittlerweile rund ein Drittel der ausstehenden Staatsanleihen aus den Industrienationen mit negativen Zinsen gehandelt. Der US-Dollar entwickelte sich im Vergleich zu den 31 wichtigsten Währungen recht unterschiedlich. Im Vergleich zum britischen Pfund und einigen Schwellenländer-Währungen gewann der US-Dollar zwischen dem 6. und 11. Juli. Weniger gut entwickelte er sich im Vergleich zum Euro und dem Yen. Gold gab nach einem 52-wöchigen Hoch etwas nach, die Rallye bei Silberpreisen hielt hingegen an.

Aufsteiger
High Yields – macht eng es richtig? High Yield Bonds weltweit haben in den vergangenen Tagen deutlich zugelegt. Zwischen dem 6. und 11. Juli fiel die Verfallrendite (Yield-to-Worst) des Barclays Global High Yield Bond Index um 30 Basispunkte, die des Barclays US Corporate High Yield Bond Index sogar um 42 Basispunkte. In Gewinne umgerechnet sind das 1,1% beziehungsweise 1,3% für den jeweiligen Index über diesen Zeitraum, während die Optionen-adjustierten Spreads sich um 32, respektive 42 Basispunkte verengt haben. High Yield Bonds haben damit den gesamten Anleihemarkt deutlich outperformed. Der Barclays Global Aggregate Index konnte im selben Zeitraum gerade einmal um 0,02% zulegen. Dennoch kamen auch High Yields nicht an die Performance der Aktienmärkte mit einem Plus beim MSCI World Index von 2,17% heran.

Rohstoffe – Silber strahlt heller als Gold: Silber-Futures konnten weiter zulegen und haben mit über 20 US-Dollar ein neues Hoch erreicht – und das, obwohl sich der Goldpreis gerade von seinem letzten Höchststand verabschieden musste. Silber führt sogar die Rangliste der Edelmetalle mit einem Plus von 17,3% seit dem Brexit-Referendum am 23. Juni an. Gold stieg „nur“ um 7,84%, Platin um 14,05%. Ein Grund hierfür ist sicher die Rallye bei Staatsanleihen, die immer mehr Yields in negatives Territorium drückt und damit den potenziellen Werterhalt der Edelmetalle vergleichsweise attraktiv erschienen lässt. Der Grund, warum Silber im Vergleich zu Gold stärker zulegen konnte, liegt vermutlich daran, dass der Silbermarkt recht eng und volatil ist. Historisch betrachtet liegt das Auf und Ab des Silberpreises bei 1,75% für jedes Prozent Bewegung beim Goldpreis. Seit dem Brexit sind die Bewegungen beim Silberpreis sogar doppelt so hoch wie die des Goldpreises, was einige Analysten bereits fragen lässt, ob der Markt schon über das Ziel hinausgeschossen ist.

Absteiger
Unternehmensanleihen – günstiger Nervenkitzel: Die Fremdkapitalaufwendungen der US-Unternehmen haben mit dem Rückgang der Moody’s BAA Unternehmenserträge auf 4,15 Prozent für dieses Jahr ein neues Tief erreicht. Damit sind die Fremdkapitalkosten so niedrig wie zuletzt Mitte der Fünfzigerjahre. Der letzte Rückgang bei den Renditen von Staatsanleihen hat Anleger auf Renditejagd geschickt, wovon US-Unternehmensanleihen mit Investment Grade-Rating profitiert haben. Doch während US-Corporates generell als relativ sicherer Hafen für zusätzliche Erträge angesehen werden, gibt es fundamental betrachtet doch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Emissionen. Entsprechend hoch sind die Aufschläge für detaillierte Kreditanalysen auf Ebene individueller Emittenten und in Bezug auf die Sicherheit – und das inmitten eines noch immer rauen Umfelds für Unternehmenserträge und Gewinnwachstum.

Niederländische Staatsanleihen – ein 500-Jahres-Tief: Die Rendite 10-jähriger, von der niederländischen Regierung begebener Staatsanleihen ist Ende vergangener Woche in negatives Territorium abgerutscht und befindet sich damit in Gesellschaft von weltweit 13 Billionen US-Dollar in Staatsanleihen, die mittlerweile eine negative Rendite aufweisen. Das sind insgesamt fast ein Drittel aller ausstehenden Staatsanleihen. Die historischen Aufzeichnungen der Niederlande datieren bis ins 16. Jahrhundert zurück und es ist tatsächlich das erste Mal, dass niederländische Papiere eine negative Rendite aufweisen. Das unterstreicht einmal mehr das beispiellose Renditeumfeld, in dem wir uns aktuell befinden. Die steigende Anzahl von Staatsanleihen mit negativer Rendite unterstützt natürlich die Rallye aller Staatspapiere, die immer noch positive Renditen aufweisen. Ein Beispiel hierfür sind 10-jährige US-Papiere, deren Rendite mit 1,36% am 8. Juli ebenfalls einen neuen Tiefststand erreicht hat.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.