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BondUpdate: Störungen am Rentenmarkt – Formen der Möglichkeiten

Da die Zinsstrukturkurve für US-Staatsanleihen nun wieder einige Schritte von der unbehaglichen Inversion am kurzen Ende entfernt ist, die nur sechs Tage bis zum 29. März andauerte, ist es sinnvoll, diese jüngste Kursverschiebung in den Kontext zu stellen.

Stephan Bannier

Als Vergleich kann man die europäische Staatsschuldenkrise 2011-12 heranziehen. Die wirtschaftlichen Bedingungen in Europa verschlechterten sich just in dem Moment, in dem die Europäische Zentralbank (EZB) ihre stimulierenden Maßnahmen, die sie am Ende der globalen Finanzkrise 2008/09 ergriffen hatte, zurücknahm.

Das Ergebnis war ein rascher Anstieg der Renditen sowohl für Staatsanleihen als auch für europäische Unternehmensanleihen - ein klassischer Fall von unterschiedslosem Verkauf. Damals gab es relativ wenig Rückstrom in die US-Rentenmärkte, was zu einem Spread von etwa 500 Basispunkten (bps) zwischen europäischen Hochzinsunternehmen und ähnlichen Anleihen in den USA führte.

Dieser Spread kehrte dann in den folgenden zwei Jahren, nachdem die EZB ihren Kurs gedreht hatte, auf seinen Mittelwert von 100 Basispunkten zurück - zum Vorteil von Anlegern im Rentenbereich, die die entsprechende Chance erkannten, darunter auch Brandywine Global. Dies als ein Beispiel für eine Zinsstrukturkurve, die den Weg sowohl zu einer Chance und als auch zu einem Risiko aufzeigt.

Rückkehr zum Mittelwert als Investitionsmöglichkeit



Chart mit freundlicher Genehmigung von Brandywine Global. Quelle: Bank of America Merrill Lynch / Bloomberg, Stand: 28.3.2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Im Aufschwung: US-Staatsanleihen mit mittlerer Laufzeit
In der vergangenen Woche stiegen die Renditen 2-, 3-, 5- und 7-jähriger US-Staatsanleihen um rund 6,5 bzw. 10 Basispunkte an, so dass die US-Zinskurve nun deutlich weniger invertiert ist als in den Vorwochen. Nur der 3-Monats-/5-Jahres Treasury-Spread bleibt invers, allerdings nur um -1,85 Basispunkte. Der stark beobachtete 3-Monats-/10-Jahres-Spread liegt nun bei etwa 16,7 Basispunkten und damit seit Ende März über Null (Quelle: Bloomberg, Stand: 16. April 2019).

Aber diese Bewegungen sollten nicht als Ende der Notwendigkeit verstanden werden, die Wirtschaft genau zu beobachten. Eine Interpretation des Anstiegs dieser kurzfristigen Renditen ist, ihn als Folge der gestiegenen Emission von kurzlaufenden US-Staatsanleihen zu sehen, da der Appetit der Regierung auf Schulden - und damit der Bedarf an zusätzlichen Mitteln - wächst. Der erhöhte Schuldenberg, den dieses Angebot darstellt, wird von einigen als Belastung für das zukünftige Wirtschaftswachstum angesehen. Der Anstieg kann aber auch als indirekte Folge der wiederauflebenden Verhandlungen zwischen China und den USA über den Handel interpretiert werden.

Im Abseits: Der Brasilianische Real
Die brasilianische Währung fiel in der vergangenen Woche etwas mehr als 2% gegenüber dem US-Dollar und war damit die zweitschlechteste der besonders beachteten Währungen des Zeitraums – lediglich besser als der Rückgang des kolumbianischen Pesos um 2,06%, der durch den Druck von Flüchtlingen vor dem wirtschaftlichen Chaos Venezuelas verursacht wurde.

Präsident Jair Bolsonaro war während seiner jüngsten Reise in die USA, bei der seine gemeinsame Pressekonferenz mit Präsident Donald Trump von den Finanzmärkten kaum beachtet wurde, weitgehend unfähig, wirtschaftliches Wohlwollen zu erzeugen.

Noch deutlicher ist, dass die Wirtschaftstätigkeit Brasiliens, gemessen durch die Zentralbank des Landes, im Februar gegenüber Januar um 0,73% zurückging, nachdem sie im Januar bereits um 0,31% nach unten korrigiert worden war. Diese Nachricht verheißt nichts Gutes für die hochkarätigen Pläne von Präsident Bolsonaro, das Rentensystem des Landes zu reformieren oder das Land vom Rand einer weiteren Rezession wegzuziehen.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 16. April 2019, sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.