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Bondupdate: Taper Tantrum 2.0?

Mit globalen High Yields und Anleihen aus dem asiatisch-pazifischen Raum gab es nur wenige Überlebende in einer Woche, die für einen Wandel im weltweiten Momentum stehen: Immer mehr Investoren machen sich Sorgen darüber, dass ein Ende in Sicht ist für die lockere Politik der Zentralbanken, die die Anleihemärkte seit der Finanzkrise gestützt hat. Deshalb ist die Renditekurve in den Industrienationen mittlerweile deutlich steiler und auch die Inflationserwartungen sind gestiegen. Alles erinnert an den „Taper-Tantrum-Moment“ 2013, als die Fed zum ersten Mal ein Ende ihrer geldpolitischen Anreize angekündigt hatte. Dieses Mal sind die Auslöser eine erneut „falkenartige“ Rede der Fed sowie eine Nachrichtenmeldung, die besagt, die EZB könne noch vor ihrem geplanten Treffen Ende März ihr QE-Programm auslaufen lassen.

Klaus Dahmann

Japan hatte ja bereits im letzten Monat Veränderungen, jedoch keine Ausweitung der geldpolitischen Anreize, verkündet. Zur Malaise der Staatsanleihen in dieser Woche – insbesondere bei denen mit langen Laufzeiten – kommt der Ölpreisanstieg auf fast 50 US-Dollar pro Barrel hinzu. Die Erdölproduzenten hatten sich unerwarteter Weise auf eine Angebotsverknappung geeinigt, was zudem noch inflationäre Konsequenzen haben könnte. Die Währungen der Energie exportierenden Länder wie Russland oder Mexiko stiegen im Vergleich zum US-Dollar an. Aufgrund des Gewichts von Energieunternehmen in den führenden Benchmark-Indizes aber auch getrieben von den besseren Wirtschaftsaussichten, die die Renditen höher steigen lassen, haben sich die meisten Unternehmens-Spreads verengt. Einzig der internationale Währungsfonds warnte, die weltweite Erholung sei nach wie vor gedämpft und werde vom schwachen Handel und der niedrigen Inflation weiter runtergezogen.

Aufsteiger
High Yield – auf den Punkt: Ein Umfeld mit moderatem Wachstum und gedämpfter Inflation war schon immer optimal für Hochzinsanleihen. Denn die Unternehmen profitieren vom Wachstum und gleichzeitig bleiben die Zinsen niedrig, was Ausfälle reduziert. Zudem hat der höhere Ölpreis der Anlageklasse geholfen, da der Energiesektor einer der Schwergewichte in den Benchmark-Indizes ist. Das Ergebnis von alledem ist ein Anstieg von 0,6% bei US-High Yields in den letzten fünf Handelstagen. Damit liegt ihre Rendite seit Jahresanfang nun bei 15,4 Prozent und damit an der Spitze der 20 Anleihe-Anlageklassen, die von Bloomberg beobachtet werden. Außerdem ist der Sektor einer der Profiteure der weltweiten Renditejagd: Obwohl sich US-High Yields auf einem 15-Monats-Tief befinden, liegen ihre Rendite mit 6,1% deutlich über den 1,3%, die der US-Staatsanleihen-Markt im allgemeinen bietet, und auch über den 2,9%, die US-Unternehmensanleihen erwirtschaften. Die Renditen in Europa und Japan schaffen es kaum über die schwarze Null. Neben dem US-Markt haben es auch High Yield-Indizes aus den Schwellenländern bisher in diesem Jahr auf eine zweistellige Rendite gebracht. Die Sektoren Energie sowie Metall und Bergbau gehören zu den besten Performern – nicht zuletzt dank der steigenden Energie- und Rohstoffpreise.

Indien – Zinssenkungen starten: Urjit Patel, der neue Gouverneur der indischen Zentralbank, hat seine Amtszeit gleich mit einer Zinssenkung begonnen. Nur einen Monat nachdem er seinen äußerst geschätzten Vorgänger Raghuram Rajan ersetzt hat, führt Patel den geldpolitischen Ausschuss nun zu einer Senkung um 25 Basispunkte auf 6,25%. Das ist der erste Zinsschritt seit April. Patel gibt das schwache Weltwirtschaftswachstum und die Unsicherheiten aufgrund der US-Präsidentschaftswahlen am 8. November als Gründe für die Entscheidung an. Der indische Verbraucherpreisindex fiel im August auf annualisierte 5,05%. Das ist das niedrigste Niveau seit März und weit von den zweistelligen Zahlen aus dem Jahr 2013 entfernt. Damals fielen die Ölpreise allerdings noch nicht. Lokale indische Anleihen (in US-Dollar umgerechnet) haben in den letzten fünf Handelstagen 0,2% gut machen können, was ihre Gewinne seit Jahresbeginn auf 12% anwachsen lässt. Die Rallye wird außerdem von den besseren Fundamentaldaten gestützt: Nach jahrzehntelangen Verhandlungen wurde im August nun endlich der Steuerentwurf für Waren und Dienstleistungen verabschiedet – eine wichtige Entwicklung, da sie Handelsbarrieren innerhalb der verschiedenen Regionen im Land beseitigt.

Absteiger
Britisches Pfund – runter ist das neue rauf? Wer sich an das erste Live Aid-Konzert 1985 erinnert, weiß vielleicht auch noch, wann das britische Pfund zuletzt im Vergleich zum US-Dollar so niedrig handelte. 1,272 US-Dollar gibt es aktuell für ein Pfund. Das ist die Hälfte von den 2,1 US-Dollar, die es 2007 noch wert war. Nach einer heftigen Abwertung im Nachgang zur Finanzkrise 2007/2008, fällt das britische Pfund nach dem Leave-Votum der Briten am 23. Juni nun stetig. Nachdem Premier Theresa May nun den Beginn der Austrittsverhandlungen für März 2017 angekündigt hat, hat sich der Verlust noch einmal verschärft. Die Sorgen um einen harten Austritt steigen, die Hoffnungen auf einen Verhandlungsausgang, bei dem britische Unternehmen auch weiterhin günstigen Zugang zum europäischen Markt bekommen, schwinden. Das hat die Währung getroffen, da davon ausgegangen werden muss, dass damit Handel, Steuereinkünfte und auch Unternehmensgewinne sinken werden. Brexit-Befürworter sagen, dem Land werde es anschließend besser gehen – auch weil eine schwächere Währung britische Exporte beflügeln wird. Und das stimmt in der Tat: Der Einkaufsmanagerindex stieg im September um 0,3 auf 53,9 Punkte, was er hauptsächlich dem Produktionssektor zu verdanken hatte, der traditionell am stärksten von einer schwächeren Währung profitiert.

Kolumbien – auch Investoren wählen nein: Lokale kolumbianische Anleihen fielen und die Währung sank im Vergleich zum US-Dollar um 3% allein in den letzten fünf Handelstagen. Grund hierfür: Die Wähler haben den Friedensvertrag der Regierung per Referendum abgelehnt. Das Referendum, das die seit 50 Jahren anhaltende Fehde mit den marxistischen Guerilla-Rebellen hätte beenden können, hat nun auch Investoren aufhorchen lassen. Womöglich ist das Land nicht in der Lage, wichtige Reformen durchzusetzen, die für den Erhalt des Kreditratings wichtig wären. Trotz des denkbar knappen Ausgangs der Abstimmung dämpft das Ergebnis die Stimmung für Kolumbien – obwohl die Wirtschaft seit 2009 jährlich über 2% gewachsen ist und die Inflation zwischen 2009 und 2015 unter fünf Prozent gehalten werden konnte. Zur Erinnerung: in den Neunziger Jahren lag sie bei 32%. Nach Großbritannien und Kolumbien stehen aber noch weitere wichtige Volksentscheide an: die Abstimmung zur italienischen Verfassungsreform am 4. Dezember und die Präsidentschaftswahlen in den USA am 8. November.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.