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BondUpdate: Tarif-Koller

Dem kurzen Ausbruch von Handelsbedrohungen gegen Ende der letzten Woche könnte eine recht fokussierte Reihe bilateraler Verhandlungen zwischen den USA und einer ausgewählten Liste von Handelspartnern folgen.

Klaus Dahmann

Während dieser Verhandlungen wird es reichlich Gelegenheit geben, wirtschaftlichen, industriellen und politischen Einfluss spüren zu lassen, bevor letztlich Entscheidungen getroffen werden. Das könnte der Grund dafür sein, dass sich die Märkte - zumindest am Montag, den 26. Mai - wieder auf das Einpreisen kollektiver Erwartungen über eine geringfügig weniger unsichere Zukunft – insbesondere hinsichtlich Inflation, Wachstum und Zentralbankpolitik – zurückbesannen.

Abgesehen von dem freitäglichen Wahnsinn war das bemerkenswerteste Ereignis der vergangenen Woche die erste Fragestunde des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell nach der Veröffentlichung seiner ersten Fed-Prognose. Neben einem scheinbar etwas aggressiveren Ausblick war Herr Powell klar, vorsichtig und prägnant - eine weitere Quelle des Trostes für Beobachter, die sich in den letzten anderthalb Jahren auf das Unwägbare vorbereitet hatten.

Der Fakt der Woche: Die Spreads der US High-Yield Anleihen betrugen am 26. März 2018 3,52%; der entsprechende Wert für den Euroraum lag bei 3,14%. Die Abweichung beträgt demnach etwas mehr als 37 Basispunkte; am 11. Februar 2015, dem Tag, an dem die Fed unter Dr. Yellen einräumte, dass es für ein Anziehen der Geldpolitik noch zu früh sein könnte, erreichte die Differenz 2,563%.

Im Aufschwung: Der chinesische Yuan
Da die Fokussierung auf den Handel ganz allgemein und mit China im Speziellen den Kern des derzeitigen Tarif-Debakels ausmacht, ist es bemerkenswert, dass sich der Yuan seit Anfang 2017 in einem Aufwärtstrend befindet. In dieser Woche ist die Währung wieder etwa auf dem Niveau angekommen, auf dem sie sich befand, bevor sie von etwa 6,2 Yuan pro US-Dollar auf 6,4 fiel, nachdem die Formel für die tägliche Preisfestsetzung angepasst wurde, indem ein Währungskorb mit reduziertem US-Dollargewicht zugrunde gelegt wird. Am Dienstag lag der Tageskurs bei 6,2816 Yuan pro US-Dollar.

Marktkräfte
Chinas täglicher Wechselkurs und „Offshore“ Kurs, 29. Juni 2015 - 28. März 2018



Im August 2015, als der Währungskorridor neu festgelegt wurde, war die Welt noch eine andere. China war harscher Kritik aus dem Ausland ausgesetzt, dass es seine Währung zu Zwecken der Industriepolitik instrumentalisieren würde und das Land seine Herstellungskosten künstlich niedrig halte, im Versuch Marktanteile zu gewinnen. Im Jahr 2018 dreht sich die Debatte weniger um eine bewusst niedrig gehaltene Währung als vielmehr um bestimmte Exportprodukte - zumal die Währung weiter aufwertet.

Im Aufschwung: Eine Verbindung zwischen Aktien und Anleihen
Ein Kennzeichen von Finanzmärkten in Krisenzeiten ist die Korrelation zwischen den unterschiedlichen Anlageklassen. Die lässt Investoren misstrauisch gegenüber den Vorteilen der Diversifikation werden – oftmals gerade dann, wenn diese Vorteile am dringendsten benötigt werden. Das gilt für Volatilität ebenso wie für Vermögenspreise.

Verbindung? Welche Verbindung?
US Aktien-Anleihen-Volatilitäts-Maß, 30. März 1998 – 27. März 2018



In diesem Jahr ist jedoch die Korrelation zwischen den Volatilitäten selbst - zumindest bei US-Aktien und US-Anleihen - nahezu verschwunden. Am 27. März 2018 erreichte die 120-Tage-Korrelation zwischen dem CBOE VIX Index und dem MOVE Index für festverzinsliche Wertpapiere einen Wert von 0,037. Dies deutet darauf hin, dass in den letzten 120 Tagen fast keinerlei Beziehung zwischen den beiden Maßen bestand. Der geringe Korrelationswert impliziert, dass jedes von ihnen als Puffer gegen die Volatilität des anderen gedient haben könnte - zumindest über die letzten 120 Handelstage hinweg. Noch im August und September 2017 lag die Korrelation auf einem 5-Jahres-Hoch und erreichte ein Niveau von 0,614 - deutlich höher als während der Finanzkrise 2007/08. Der Höhepunkt nach der Krise von 0,5874 wurde im August 2011 erreicht, als die USA von Standard and Poor’s inmitten eines politischen Showdowns herabgestuft wurden.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.