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BondUpdate: US-Staatsanleihen – Projektionskurven

Die Inversion der Zinskurve für US-Staatsanleihen ist an den Finanzmärkten einer der zuverlässigsten Vorboten für eine wirtschaftliche Rezession - mit einer Verzögerung von etwa sechs bis 18 Monaten. Das am sorgfältigsten beobachtete Maß für die Inversion, der Renditeabstand zwischen drei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen, betrat am 22. März diesen Jahres erstmals den negativen Bereich, fiel am 27. März auf ein Tief von -11,32 Basispunkten und kehrte am 29. März wieder in den positiven Bereich über der Nulllinie zurück. Für Marktteilnehmer, die sich bereits vorher Sorgen um das aktuelle Wirtschaftswachstum machten, war dies der Moment ganz genau hinzuschauen.

Die Zinsdifferenz zwischen den Dreimonats- und den zehnjährigen Anleihen lag zuletzt zwischen Juli 2006 und Mai 2007 im negativen Bereich; Ökonomen datieren den Beginn der Rezession 2007-2009 auf Dezember 2007. Sie dauerte bis zum 30. Juni 2009 an.

Obgleich die Zinsdifferenz zwischen den Dreimonats- und den Zehnjahresanleihen sank, stieg die Differenz zwischen den fünf- und den dreißigjährigen Anleihen währenddessen an – ein Signal des Marktes, welches wohl eher positiv für die zukünftigen Inflationserwartungen als negativ für die aktuelle Liquidität im Bankensektor zu werten ist.

Natürlich ist es sehr wohl möglich, dass allgemeine Veränderungen in der Finanzlandschaft die Auswirkungen des negativen Spreads auf den Bankensektor abschwächen könnten. Das ist dann auch der Hauptgrund dafür, dass diese Zinsdifferenz am Markt so genau verfolgt wird.

Verschiedene Zinskurven, Verschiedene Signale



Chart mit freundlicher Genehmigung von Western Asset. Quelle: Bloomberg, Stand: 9.4.2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider

Im Aufschwung: Aramcos erste Anleiheemission
Die Zeichnungsaufträge für die nominal mit 12 Mrd. US-Dollar neu begebene Anleihe von Saudi Aramco, dem Ölkonzern des Königreichs Saudi-Arabien (KSA) und zudem das weltgrößte Unternehmen, erreichten einen Rekordwert von 100 Mrd. US-Dollar. Dies ist ein neuer Rekord bei Anleihen aus den Schwellenländern und stellt den bisherigen Rekordhalter Argentinien mit seinen 60 Mrd. US-Dollar für die Anleiheemission im Jahr 2016 in den Schatten. Die Zeichnungsaufträge summieren sich damit auf mehr als das Achtfache des angebotenen Volumens. Es wird erwartet, dass der Preis, den die Anleihen erzielen werden, ihre Rendite unter diejenige der Staatsanleihen von Saudi-Arabien drücken wird - ein höchst ungewöhnliches Marktereignis. Diese starke Absorption von 12 Mrd. US-Dollar an Anleihevolumen ist ein Beweis für die Größe und Tiefe des auf US-Dollar lautenden Marktes für Anleihen aus den Schwellenländern.

Diese Anleiheemission, welche zur erstmaligen Offenlegung der Finanzkennzahlen des Unternehmens führte, wird von vielen als Auftakt zu einer mit Spannung erwarteten Aktienemission angesehen. Basierend auf diesen Zahlen scheint das Unternehmen größer zu sein als der kombinierte Wert von Apple Inc., Alphabet Inc. (Googles Muttergesellschaft) und Amazon.com – und dazu auch noch profitabler.

Im Abseits: Italiens BIP-Schätzung
Die laufenden Gespräche Italiens mit der Europäischen Kommission über seine Prognosen für die zu erwartende Haushaltslücke des Landes haben einen weiteren Rückschlag erlitten. Neuartige Überbrückungsmaßnahmen sind die Folge.

Den Angaben zweier hochrangiger Beamten zufolge wird nun für das Gesamtjahr 2019 ein Wachstum von 0,1% prognostiziert, gegenüber einer früheren Prognose von 1,0%. Bestätigt sich dies, so würde sich diese Abwärtskorrektur durch die gesamte Finanzlage des Landes ziehen und das Haushaltsdefizit auf 2,3 bis 2,4% des BIP steigen lassen. Dies liegt deutlich über dem Niveau von 2,04%, welches im vergangenen Jahr in den Verhandlungen mit der Europäischen Kommission vereinbart wurde.

Nach anderen Quellen wird die kurzfristige Abhilfe darin bestehen, einen Notfall-Fonds in Höhe von 2 Mrd. Euro (2,2 Mrd. US-Dollar) zu nutzen, um sicherzustellen, dass das Defizitziel erreicht wird. Der Finanzmarktkommissar Valdis Dombrovskis wies darauf hin, dass dieses Mittel zwar neuartig, aber in dem von Italien ausgehandelten Abkommen mit der EU eine für genau diese Art von Fällen vorgesehene Möglichkeit sei.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 9. April 2019, sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.