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BondUpdate: US-Verbraucher – Rezession… welche Rezession?

Die Sorgen hinsichtlich einer Rezession verhalten sich wie der Wasserstand der Nordsee: mal nehmen sie zu, mal flauen sie ab. Und obwohl sich diese Sorgen in jüngster Zeit verstärkt haben, ist darauf hinzuweisen, dass einer der wichtigsten Treiber des globalen Wachstums – der US-Konsum – weiterhin Stärke zeigt. Noch wichtiger ist dabei, dass diese Stärke auf einem soliden Anstieg des verfügbaren Einkommens beruht.

Stephan Bannier

Es wird allgemein angenommen, dass der private Konsum mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht.

Wenn nun der Konsum durch eine vom allgemeinen Stimmungsbild abhängige Kreditaufnahme und nicht durch das tatsächliche Einkommenswachstum gestützt wird, besteht die Gefahr, dass der Konsum plötzlich zum Stillstand kommen kann, wenn die Verbraucher nervös werden – oder das Kreditkartenlimit ausgelastet ist – und dadurch die US-Wirtschaft in eine Rezession ziehen.

Konsumausgaben in den USA weiterhin stark – durch Einkommensentwicklung gestützt



Chart mit freundlicher Genehmigung von Western Asset. Quelle: Bureau of Economic Analysis, Bloomberg, Stand: 30. April 2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Wenn aber die Ausgaben durch das tatsächlich verfügbare Einkommen gestützt werden, dann zählen alleine die Bedürfnisse, die Wünsche und die Frohlockungen der Einzelhändler. Sollten die gerade veröffentlichten Einzelhandelsumsatzzahlen für Juni eine Orientierungshilfe darstellen, so lassen es sich die Verbraucher nicht anmerken, dass sie sich um ihre Finanzkraft sorgen. Das heißt allerdings nicht, dass es nicht andere Indikatoren gäbe, die weiterhin Rezessionsbedenken rechtfertigen könnten. Im Moment jedoch scheint es so, als wären die Verbraucher in den USA nicht der Grund zur Sorge.

Im Aufschwung: Löhne in Großbritannien
Von März bis Mai stieg das durchschnittliche Lohnniveau in Großbritannien (ohne Bonuszahlungen) mit einer Jahresrate von 3,6% - dem höchsten Tempo seit elf Jahren - und übertraf damit die allgemeine Markterwartung. Gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 28.000 auf ein Rekordniveau, so dass die Arbeitslosenquote mit 3,8 % auf einem 44-jährigen Tiefstand lag. Die Gesamtlöhne stiegen um 3,4%, was durch Tarifabschlüsse im Gesundheitswesen sowie durch die Erhöhung des Mindestlohns um 4,9% im April begünstigt wurde.

Der Anstieg übertraf die durchschnittliche Inflationsrate der Verbraucherpreise von 2% im Berichtszeitraum deutlich und trug damit zu einem inflationsbereinigten Anstieg der Haushaltseinkommen bei. Die Gesamtarbeitszeit stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,9%.

Das Lohnwachstum lag damit jedoch auch über dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum. Das BIP stieg im gleichen Zeitraum lediglich um 1,7%, was die Frage aufwirft, ob das Tempo des Lohn- und Beschäftigungswachstums weiterhin aufrechterhalten werden kann. Und da sich die momentan aktuelle Ablauffrist in Sachen Brexit (31. Oktober) nähert, ist unklar, wie sich dies auf das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt auswirken wird.

Im Abseits: Exporte aus Asien
China meldete für sein gesamtes Exportwachstum im Juni einen Rückgang von 1,3% gegenüber dem Vorjahr. Dabei gingen die Exporte in die USA in diesem Zeitraum um 7,8% zurück (die Importe aus den USA brachen im gleichen Zeitraum sogar um 31,4% ein).

Die Exportverlangsamung in Asien betraf aber auch andere Länder. So sanken die Exporte aus Indien um 9,7% gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Im Mai gab es noch einen Zuwachs von 3,9%. Die Pläne des wiedergewählten Premierministers Narendra Modi zur Förderung der Exporte bekamen mächtigen Gegenwind durch die Einführung von Zöllen auf indische Exporte in die USA. Auch die Gesamtexporte Indonesiens sanken im gleichen Zeitraum um 9%.

Es ist schwierig, die Auswirkungen auf eine gesamte Region zu bemessen, die von Zöllen innerhalb der Handelsbeziehungen zweier Länder ausgehen. Eine zollbedingte Verlangsamung der Importe kann sich jedoch durchaus stark auf das Gesamtwachstum von Dritt- oder sogar Viertländern auswirken. Dennoch lässt sich wohl festhalten, dass ein gewisser Teil der Verringerung bei den regionalen Exporten auf eine ganz allgemeine Wachstumsverlangsamung zurückzuführen ist, welche unabhängig von einzelnen Handelsstreitigkeiten zwischen zwei Ländern sein dürfte.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 16. Juli 2019, sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.