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BondUpdate: US-Zinsen – Die Fed bei der Arbeit

Die Preise am Fed Funds Futuresmarkt spiegeln eine 96%ige Wahrscheinlichkeit wider, dass das FOMC seine Zielzinssätze nach Abschluss der Sitzung am 1. Mai unverändert lässt. Aber weiter in die Zukunft schauend wird das Bild unübersichtlicher…

Stephan Bannier

Der Terminmarkt für Tagesgeld in zwei Jahren wird weithin als Stimmungsbarometer für den Fed Funds Zielsatz akzeptiert. Seit der letzten Zinserhöhung der Fed im Dezember 2018 hat der Markt seine Stimmung mindestens zweimal geändert. Erst am 27. März wurde der Future so bewertet, als ob der nächste Schritt der Fed eine Zinssenkung wäre. Seitdem hat sich der Future diesbezüglich zwar abgeschwächt, bleibt aber deutlich unter der Obergrenze von 2,50% des Leitzinssystems der Fed. In einem Umfeld, in dem das Wirtschaftswachstum die Erwartungen weiterhin übertrifft, ist es durchaus möglich, dass der 2-jährige Future irgendwann nach oben zeigen könnte.

Einige Beobachter der Fed, darunter Western Asset, glauben, dass sich die Fed nun auf Fragen der Inflation und nicht mehr auf die Zinsen konzentriert. Sie untersuchen die von ihr verwendeten Modelle insbesondere hinsichtlich der zugrundeliegenden Annahmen und analysieren, ob diese im Widerspruch mit der derzeitigen Wirtschaftsstruktur stehen könnten. Ob dies bedeutet, dass die Fed moderater bleibt bis die Inflation tatsächlich eintritt, oder ein anderes quantitatives Ziel als die Inflation verfolgt, bleibt abzuwarten.

US.Tagesgeldzinsen in zwei Jahren vs. Fed Funds Zielsätze



Chart in Anlehnung an Western Asset. Quelle: Federal Reserve, Bloomberg, Stand: 30. April 2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider

Im Aufschwung: US-Verbraucherausgaben
Die starken US-Verbraucherzahlen für März wirkten den jüngsten Sorgen um die kurzfristige Invertierung eines Teils der US-Zinskurve im vergangenen Monat entgegen.

Die Ausgaben für den privaten Konsum stiegen im März um 0,9% gegenüber Februar. Dies war der größte Anstieg in einem Monat seit dem Ende der Rezession 2008/09. Damit lagen die Ausgaben für den Monat 0,7% über dem Preisanstieg des Monats. Dabei scheinen die Ausgaben aus einem Sparverzicht entstanden zu sein, denn das persönliche Einkommen stieg lediglich um 0,1%. Die Daten stimmen mit dem steigenden Verbrauchervertrauen überein, das in anderen unabhängigen Umfragen festgestellt wurde.

Die Inflation blieb jedoch hartnäckig niedrig. Die beliebteste Messgröße der Fed, die PCE-Inflation, stieg im März um 0,2%, so dass der nachlaufende 12-Monats-Wert auf 1,5% stieg. Die Kerninflation, ohne Nahrung und Treibstoff, stieg im März überhaupt nicht an und bewegte sich in den letzten 12 Monaten nur um 1,6% nach oben. Sowohl die Kern- als auch die PCE-Inflation blieben damit deutlich unter dem Zielkorridor von 2% der Fed, so dass dem FOMC noch mehr Daten zur Verfügung stehen, wenn es darum geht, die Preise anzuheben, sofern das Wachstum seine Aufgabe noch nicht erfüllt haben sollte.

Im Abseits: Prognostizierte Kreditaufnahme der US-Regierung
Die vierteljährlichen Schätzungen des Treasury Department über die Emission von Staatsanleihen für die folgenden sechs Monate enthielten eine Verringerung und keinen Anstieg des Gesamtwertes für das kommende Quartal, mit potenziell unerwarteten Auswirkungen auf das Angebot an Staatspapieren - und damit auf zukünftige Preise und Renditen.

Das Ministerium geht davon aus, dass es zwischen April und Juni 30 Mrd. US-Dollar an privat gehaltenen marktfähigen Anleihen ausgeben wird. Dieser Betrag ist rund 53 Mrd. US-Dollar niedriger als die Schätzung vom Januar und geht davon aus, dass das Department den Zeitraum mit einem Kassenbestand von 270 Mrd. US-Dollar zum 30. Juni abschließen wird.

Der Rückgang gegenüber der vorherigen Schätzung ist dabei eher auf die Politik der Fed als auf eine fiskalische Zurückhaltung zurückzuführen. Da die Fed ihre „quantitative Straffungspolitik", 30 Mrd. US-Dollar pro Monat an Treasuries zurückzuzahlen, verlangsamt, wird das Treasury Department entsprechend weniger Barmittel benötigen, um diese Rücknahmen zu bezahlen – und daher in den kommenden Monaten weniger Kredit auf dem freien Markt aufnehmen müssen.

Das soll nicht heißen, dass die gesamten Staatsausgaben gesenkt werden –  weit gefehlt. Vielmehr wird ein Teil des Geldes, das zur Finanzierung der Regierungsgeschäfte benötigt wird, aus einer anderen Quelle kommen.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 23. April 2019, sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.