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BondUpdate: US-Zinsen gegen den Markt – Widerstand ist zwecklos

Die Aussagen der Fed vom 30. Januar, in denen sie sich von früheren Positionen zu Zinserhöhungen distanziert, wurden von den Finanzmärkten begrüßt. Diese Art von marktgetriebener Kumpanei ist allerdings häufig ein Markenzeichen für die Amtszeit eines neuen Vorsitzenden der Notenbank, erklärte jüngst Francis Scotland von Brandywine Global.

Stephan Bannier

Er stellt zudem fest, dass der Offenmarktausschuss des Vorsitzenden Jerome Powell in den nächsten sechs Monaten möglicherweise erneut zögern könnte, die Zinsen zu erhöhen: „Dem Fed-Vorsitzenden ist zu applaudieren dafür, dass er den Kurs der Notenbank so entschlossen geändert hat. Aber es ist eben auch menschlich, nicht wieder gedemütigt werden zu wollen, besonders nicht so bald.“

Angesichts dieser veränderten Realität steht die nun eher gemäßigte Notenbank vor der Frage, ob die Finanzmärkte über genügend Liquidität verfügen, um die weitere wirtschaftliche Expansion zu unterstützen: „Die US-Geldbasis schrumpft immer noch, und wachsende US-Finanzdefizite verringern das Angebot an Dollar-Liquidität, die dem Rest der Welt zur Verfügung steht". Gleiches gilt für die von der Fed geplante Reduzierung der eigenen Bilanz. Angesichts dieser Dynamik könnte der Druck zunehmen, entweder den Verkauf von Vermögenswerten zu verlangsamen oder sogar den Zielkurs zu senken.

Tatsächlich könnte der aktuelle Fed Funds Zielsatz von 2,50% keine neutrale monetäre Haltung mehr darstellen. Dieser Zinssatz nähert sich derzeit der Rendite für fünfjährige US-Staatsanleihen an – ein Phänomen, welches in der Vergangenheit wachstumsfördernden Zinssenkungen vorausgegangen ist.

Könnte eine Zinssenkung in diesem Jahr möglich sein?
Die Renditen der fünfjährigen US-Staatsanleihen unterschritten die Zielmarke für die Fed Funds Rate in der Regel immer dann, wenn der Leitzins ein Hoch markierte.



Chart mit freundlicher Genehmigung von Brandywine Global. Quelle: Bloomberg, Stand: 8. Februar 2019. Hinweis: Die in der Grafik dargestellte Zinssätze und die Renditen werden in Prozent gemessen (linke Skala). Der in der Grafik verwendete Leitzins ist das obere Ende (seit 2008 wird das Zielniveau der "Fed Funds" durch ein Zielband angegeben). Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Im Aufschwung: Der US-Schuldenberg
Am 11. Februar berechnete das Finanzministerium der USA die gesamte ausstehende Staatsverschuldung auf 22,013 Billionen US-Dollar, von denen 16,2 Billionen US-Dollar durch nicht-staatliche Gläubiger gehalten wurden. Die restlichen 5,8 Billionen US-Dollar gelten demnach als „innerstaatliche Bestände", vermutlich Anleihen, die von anderen Agenturen gehalten werden. In Bezug auf den Cashflow hat die Regierung bisher 2,464 Mrd. US-Dollar an individuellen und 0,309 Mrd. US-Dollar an Gewerbesteuerrückerstattungen ausgegeben.

Diese politisch belastete Zahl für die Gesamtverschuldung unterscheidet sich vom schwer messbaren US-Haushaltsdefizit, das als Differenz zwischen Staatseinnahmen und -ausgaben über einen bestimmten Zeitraum berechnet wird. Die jüngste Zahl des US-Finanzministeriums vom November 2018 war ein Defizit in Höhe von rund 204,9 Mrd. US-Dollar.

Ungeachtet dessen sehen viele Beobachter im Anstieg der Staatsausgaben eine Ursache für das starke Wirtschaftswachstum im Jahr 2018. Für einige stellt sich die Frage, wie sich sowohl die Verschuldung als auch das Defizit in dem angespannten politischen Umfeld vor den Kongress- und Präsidentschaftswahlen 2020 entwickeln werden.

Im Abschwung: Der Euro gegenüber dem US-Dollar
Nach ihrem Höchststand vom 31. Januar von 1,1513 US-Dollar pro Euro fiel die gemeinsame Währung der 19 Länder am 12. Februar auf bis zu 1,1266 US-Dollar, bevor sie sich leicht erholte. Dazu haben die negativen Wirtschaftsnachrichten aus Europa beigetragen, denen zufolge das italienische BIP im zweiten Quartal in Folge zurückging und Deutschland nur knapp eine Rezession vermeiden konnte.

Ein wichtiger Faktor für den Rückgang dürfte jedoch der erneute Optimismus über die Aussichten für das US-Wachstum im Gefolge der Entscheidung der Fed vom 30. Januar gewesen sein, die Zinsen unverändert zu lassen und einen deutlich friedlicheren Ton anzunehmen. Die Abwärtsbewegung des Euro erinnert rechtzeitig daran, dass Zinsdifferenzen nur einer von vielen Faktoren sind, die für die Wechselkursentwicklung ausschlaggebend sind; konventionelle Erkenntnisse hätten vermuten lassen, dass die Änderung der Zinsaussichten für die USA den Dollar nach unten treiben würde.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.