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BondUpdate: US-Zinspolitik – alles klar?

Für Fed Chair Powell stellte sich das Jahr bisher als ein Auf und Ab dar. Seine Klarheit in der Kommunikation war ein gemischter Segen: Jede Richtungsänderung in der Fed-Politik wurde zwar klar formuliert, aber es gab genug von ihnen, um die Unsicherheit an den Finanzmärkten darüber, wie Aktien und Anleihen bewertet werden sollen, zu erhöhen und die Unternehmen hinsichtlich ihrer Budgetierung zukünftiger Kapitalinvestitionen zu beunruhigen.

Stephan Bannier

Ein Ort, der die Verwirrung besonders deutlich macht, war der Terminmarkt. Dort ist es möglich, Kontrakte zu kaufen und zu verkaufen, die auf den Tagesgeldzinsen der Fed zu bestimmten Zeitpunkten in der Zukunft basieren - was als kurzfristige Prognose darüber gelesen werden kann, wie die Fed zukünftig ihren Leitzins setzen wird.

Das Jahr 2018 war ein Beispiel dafür. Zu Beginn des Jahres erwarteten die Marktteilnehmer wenig Bewegung im Leitzins der Fed. Aber als im Verlauf des Jahres die Wachstumszahlen eintrafen, stiegen die Spekulationen, dass der Zins angehoben würde, um die als unvermeidlich angesehene Inflation zu verhindern. Im September wurde allgemein angenommen, dass es 2019 bis zu drei Zinssteigerungen geben würde. Aber dieser Konsens verlagerte sich schnell nach unten, so dass die aktuelle Debatte unter den Marktteilnehmern sich nun der Frage widmet, ob die Zinsen überhaupt noch angehoben oder vielmehr eher gesenkt werden.

Wie John Bellows im Fed Outlook: „Wait and See“ von Western Asset schrieb: Als alles gesagt und getan war, endeten die 2-jährigen Futures für den Tagesgeldsatz der Fed 2018 ungefähr dort, wo sie begannen, wie die nebenstehende Grafik zeigt.

Der Futures-Markt stimmt über die Tagesgeldsätze ab



Chart mit freundlicher Genehmigung von Western Asset. Quelle: Bloomberg, Stand: 15. Februar 2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Seitdem scheinen die Erwartungen sich weiter einander angenähert zu haben; zweijährige Fed Funds Overnight-Futures in zwei Jahren preisen nur eine sehr geringe Nettoveränderung in der oberen Grenze des Zielwerts der Fed ein.

Da die Terminmärkte ihre Sicht auf die Zukunft im Sekundentakt ändern, ist es zwar unwahrscheinlich, dass der oben genannte Blick in zwei Jahren noch Bestand haben wird. Das Bild, das hier gezeichnet wird, passt jedoch gut zu dem veränderten Kurs der Fed-Politik im Jahr 2018.

Im Aufschwung: Laufzeitspreads bei US-Staatsanleihen, 5 Jahre und mehr
Was steckt hinter dem stetigen Steilerwerden der Zinskurve für US-Treasuries mit Laufzeiten zwischen 5 und 30 Jahren seit September 2018?

Am 26. Februar lag der Spread für Laufzeiten zwischen 5 Jahren und 30 Jahren (5y30) bei 56,0 Basispunkten (bps) und der 10y30 bei 36,86 bps. Der Anstieg erfolgte dabei in zwei Phasen: Die 30-jährigen Renditen stiegen zwischen Ende August und Anfang November stark an. Dann, zwischen November und Mitte Februar, kam es zu einem weiteren deutlichen Anziehen der Steilheit der Zinskurve - das Ergebnis eines Abwärtsrennens zwischen 5- und 10-jährigen Treasuries, die beide in diesem Zeitraum stärker fielen als die 30-Jährigen.

Die erste Phase war durch die Erwartung eines schnellen Wirtschaftswachstums ausgelöst, das die 30-jährigen Renditen nach oben trieb. Die zweite Phase drehte sich dagegen mehr darum, wie die Fed reagieren würde, wenn sich dieses Wachstum entfaltete.

Aber das Wichtigste war, dass es bei der Verschiebung ganz sicher nicht um stetig steigende Erwartungen bezüglich Inflation und Wachstum ging; tatsächlich scheint Inflation weltweit immer seltener zu finden zu sein.

Im Abschwung: Renditen Chinesischer Staatsanleihen
Die aktuelle wachstumsfördernde Politik Chinas hat einen deutlichen Einfluss auf den Rentenmarkt. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe Chinas (in Yuan) erklomm am 22. November 2017 ihren Fünfjahreshöchststand von 4,03%; seither erreichte die Rendite am 12. Februar nur noch 3,07% und liegt nun bei 3,19%.

Eine der stärksten Liquiditätsquellen in China sind die Banken. Die rasche Reduzierung der geforderten Einlagenrücklagenquote (RRR) der Großbanken seit Anfang 2018 von 17,0% auf aktuell 13,5% dürfte die Kreditvergabe vor allem im Immobilienbereich fördern. Auf dem Höhepunkt der chinesischen Politik, das Wachstum im Jahr 2011 zu bremsen, wurde die RRR auf bis zu 21,5% (20.6.2011) festgelegt.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 26. Februar 2018 sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.