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Bondupdate: Weiche Daten dämpfen Wetten auf Zinserhöhungen in den USA

Die weltweiten Anleihemärkte haben gleich eine ganze Reihe weicher Daten aus den USA gefeiert: Produktion, Dienstleistungen, Häuserpreise und das Beschäftigungswachstum. Das hat auch die Erwartungen einer weiteren Zinserhöhung in den USA Ende des Monats deutlich abgeschwächt. Vor allem die August-Zahlen des nicht verarbeitenden Gewerbes, die am Dienstag veröffentlicht wurden, waren schwach – der größte Rückgang innerhalb eines Monats seit 2008 und insgesamt das niedrigste Niveau seit 2010. Daraufhin sank der US-Dollar und traditionell risikoreichere Anlagen wie Schwellenländeranleihen oder High Yield-Bonds erhielten dank der anhaltend niedrigen Zinsen einmal mehr einen Aufwärtsschub. Die meisten Unternehmens-Spreads blieben eng, während die US-Darlehenszinsen weiter stiegen. Grund hierfür waren die Ausfallraten, die im August ein 17-Monatstief erreichten.

Klaus Dahmann

In Europa haben ein französischer Arzneimittelhersteller und ein deutscher Hersteller von Reinigungsmitteln und anderen Haushaltsprodukten ihre Anleihen mit negativer Rendite platziert. Beide waren hierfür die ersten Unternehmen in Europa außerhalb des Finanzsektors. Die seit langem niedrigen Renditen und die minimale Inflation bestärken die Anleger zudem in ihrer Annahme, die EZB werde heute eine Verlängerung ihres Anreizprogrammes verkünden. Eigentlich sollte es im März nächsten Jahres auslaufen. Zudem wird erwartet, dass die Währungshüter die Regeln für Asset-Käufe ausdehnen werden. Denn die schiere Menge der bisher aufgekauften Anleihen ist bereits so groß, dass einige Anleger fürchten, es gäbe für die EZB bald keine Anleihen mehr zu kaufen.

In Japan kämpfen die Regierung und die Zentralbank bereits seit zwei Jahrzehnten gegen die Inflation. Dennoch sagt Kuroda, der Gouverneur der Bank of Japan, er habe noch nicht alle monetären Instrumente ausgereizt, um für Inflation und Wachstum im Land zu sorgen. Die beiden Szenarien in Europa und Japan haben die Nachfrage für Papiere aus den Schwellenländern ansteigen lassen. Vor allem die Nachfrage nach der geplanten ersten internationalen Emission Saudi Arabiens sei Berichten zu Folge groß. Nur Großbritannien hat die Bond-Rallye in den letzten fünf Handelstagen verpasst. Dort waren die Wirtschafsdaten unerwartet stark. Der Ölpreis blieb bei seinen 45 US-Dollar pro Barrel, schließlich gab es weder weitere Neuigkeiten zum so genannten „Produktionsstillstand“, noch irgendwelche positiven Wachstumsinitiativen der G20-Chefs am Wochenende.

Aufsteiger
Cash – König der niedrigen Renditen: Anleiheinvestoren erhöhen ihre Cash-Bestände – angesichts der Sorgen um künftige Volatilität und einen möglichen starken Anstieg der Anleiherenditen in den Industrienationen nicht weiter verwunderlich. Unternehmensanleihen mit Investment Grade-Rating haben ihren Cash-Bestand beispielsweise im Schnitt auf 12% erhöht und liegen damit laut Bloomberg, die Morningstar-Zahlen zitieren, auf dem höchsten Niveau seit 2009. Die einst heftige positive Differenz zwischen US-Staatsanleihen und der Rendite des Standard & Poor’s 500 Dividend hat sich seit Januar gedreht und im Juni die Marke von -0,7% erreicht – die größte negative Lücke seit 2009. In dieser Woche sind beispielsweise die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen auf 1,51% gesunken, nachdem die weichen Wirtschaftsdaten veröffentlich wurden. Anfang des Jahres, als die Fed gerade die Zinsen angehoben und weitere Zinsschritte für 2016 angekündigt hatte, handelten sie noch bei 2,2%. Bisher hat die Zentralbank aufgrund der gemischten Daten im eigenen Land und dem anhaltenden globalen Trübsinn aber von weiteren Zinsschritten abgesehen. Da die Zinsen in Europa und Japan negativ sind, würden höhere Raten in den USA den US-Dollar beflügeln und das wäre schlecht für die Exporte.

Gold – ein schwacher Dollar-Glanz: Bisher glänzen Goldbarren im September ordentlich und haben ihre Rallye seit Jahresbeginn sogar bis auf 27% getrieben. Zum Jahreswechsel hat das Edelmetall seinen Wiederaufschwung gestartet, nachdem es drei Jahre lang aufgrund der positiven Zinserwartung in den USA und damit eines starken Greenbacks auf dem absteigenden Ast war. Denn: Ein starker US-Dollar ist grundsätzlich schlecht für Gold, da es überwiegend in dieser Währung gehandelt und somit teurer wird. Da in diesem Jahr in den USA aber mit einer lockeren Geldpolitik und einem schwächeren Dollar gerechnet wird, kann die Gold-Rallye so richtig zünden. Zudem sorgen die negativen Renditen anderswo auch dafür, dass sich Anleger weniger um die ausbleibenden festen Einkommensströme der Anlageklasse sorgen. Aktuell handelt Gold bei 1.349 US-Dollar pro Unze, was nahe dem Dreijahreshoch aber noch deutlich unter der Marke von 1.825 US-Dollar aus 2011 liegt, als die Eurokrise ihren Höhepunkt hatte.

Absteiger
Schwellenländer – fallende Inflation, steigende Reize: In Lokalwährungen denominierte Schwellenländern-Anleihen haben im Vergleich zu 31 weiteren Anlageklassen in den letzten fünf Handelstagen das beste Ergebnis erzielt. Auch sie wurden vom schwächeren US-Dollar und den Aussichten auf niedrige US-Zinsen beflügelt. Viel wichtiger jedoch: Die Anlageklasse, die in den letzten zwölf Monaten 17% gutmachen konnte, wird auch von verbesserten Fundamentaldaten gestützt: Die Inflation ist in den führenden Schwellenländern aufgrund niedriger Energiepreise oder durch die Maßnahmen der Zentralbanken gefallen. Laut unserer Tochtergesellschaft Brandywine Global hat der Abschwung der Schwellenländerwährungen im vergangenem Jahr den Inflationsdruck erhöht und einige Zentralbanken dazu genötigt, die Zinsen zu erhöhen. Mittlerweile gehen einige Schwellenländer jedoch in die nächste Phase des Zyklus über, in der die Währung stabil ist und damit den Kampf gegen die Inflation unterstützt. In Kombination mit einem deutlich begrenzten Spielraum der Fed für weitere Zinsschritte könnte dies sogar die Chancen für Zinssenkungen und verbesserte Wachstumsaussichten erhöhen, glaubt man bei Brandywine. In Indonesien sei die Inflation beispielsweise zum ersten Mal seit 2012 unter das Ziel der Zentralbank gefallen. Die in Lokalwährung denominierten indonesischen Staatsanleihen haben in den letzten fünf Handelstagen 1,25% zugelegt, was ihre Rendite seit Jahresbeginn auf 18% steigen ließ (in US-Dollar umgerechnet).

UK Bonds – im Schock vor lauter guter Nachrichten: Britische Staatsanleihen und inflationsgeschützte Anleihen waren einige der wenigen Anlageklassen, die in den letzten fünf Handelstagen abwärts liefen. Der Grund: Unerwartet starke Wirtschaftsdaten. Der Einkaufsmanagerindex brachte es im August wieder auf 53,6 Punkte – nach seinem historischen Abstieg auf 47,6 Punkte im Juli. Dienstleistungen und die Produktion haben den Wirtschaftsschub angetrieben, was eine deutliche Erleichterung ist, nachdem die Sorgen um eine mögliche Post-Brexit-Rezession hoch waren. Jetzt entscheidet Großbritannien, wie es die EU verlassen will. Ein Ergebnis wird aber wohl noch Monate auf sich warten lassen. Das britische Pfund hat seit dem EU-Referendum im Vergleich zum US-Dollar 9% verloren, sich vom ersten Verlust von 12,4% also schon wieder erholt.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.