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Bondupdate: Zinserhöhung der Fed verlängert Ausverkauf; US-Dollar macht Freudensprünge

Seit gestern Abend steht es fest: Die US-Notenbank hat ihren Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld um einen Viertelpunkt auf 0,5 bis 0,75% angehoben und die Prognosen für 2017 von zwei im September auf nun drei Zinsschritte erhöht. Die Zinserwartungen für 2018 blieben indes unverändert. Die zinssensitiven zweijährigen US-Treasury-Renditen schossen um ganze acht Basispunkt auf 1,25% – das höchste Niveau seit 2009.

Klaus Dahmann

Auch der US-Dollar ist auf das höchste Niveau seit 2003 gesprungen. Verlierer waren hingegen die Währungen der Schwellenländer – insbesondere die mit nennenswerten US-Dollar denominierten Schulden wie Brasilien und Russland. Der Ölpreis ging hingegen um 4% zurück, da ein starker US-Dollar auch US-Dollar denominierte Rohstoffe teurer werden lässt. Der Yen verlor 1,6% zum Greenback, da höhere Zinsen in den USA die dortigen Assets im Vergleich zu den im negativen Bereich rentierenden japanischen Staatsanleihen deutlich attraktiver werden lassen.

Besser lief der Tag hingegen für die europäischen Banken, denen die EZB ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk in Form einer steileren Renditekurve machte, die die Gewinnspannen der Banken verbessert. Die europäischen Geldhüter haben letzte Woche die Ausdehnung ihres quantitativen Anreizprogramms bekanntgegeben, was von einigen Investoren als „Tapering-Schritt“ gewertet wurde. Der Grund hierfür: Die EZB wird ihre monatliche Assetkäufe reduzieren, dafür aber die Laufzeit des Programms verlängern. Unterm Strich wird Geld in die Region gepumpt, was zu höheren Inflationserwartungen und damit zu einem Ausverkauf bei langlaufenden Staatsanleihen führt.

Das britische Pfund verlor hingegen, da die Inflation im November auf eine jährliche Rate von 1,2% gestiegen ist. Grund hierfür ist zum Teil der Währungsrückgang seit dem Nein der Briten zur EU im Juni. Der Yuan fiel im Vergleich zum US-Dollar weiter – trotz stärkerer Wirtschaftsaktivitäten der Chinesen im November.

Aufsteiger
Europäische Banken und ihr vorzeitiges Weihnachtsgeschenk: Anleihen und Aktien von europäischen Banken haben in den letzten fünf Handelstagen einen deutlichen Sprung gemacht, nachdem die EZB die Verlängerung ihres geldpolitischen Anreizprogramms verkündet hatte. Die Neuigkeit hat die kurzfristigen Zinsen nach unten und die langfristigen nach oben gedrückt, was als Ergebnis eine steilere Renditekurve zur Folge hatte. Die Banken haben den Schritt der EZB begrüßt, da sie kurzfristig Geld leihen, um es langfristig zu verleihen. Entsprechend profitieren sie von der Marge zwischen den beiden Raten. Europäische Aktien weisen eine enge Korrelation zu deutschen Renditen auf, die als Benchmark in Europa gelten. Außerdem haben Berichte, italienische Banken würden an einem Rekapitalisierungsprogramm arbeiten, dem Sektor geholfen. Japan hatte bereits Anfang des Jahres Pläne bekanntgegeben, die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen bei Null Prozent zu halten. Das hat ebenfalls die Renditekurve steiler werden lassen und den Banken entsprechend geholfen. Die Idee dahinter: Die Banken steigern die Kreditvergabe und helfen so letztendlich, das Wachstum anzukurbeln.

Brasilien – niedrige Inflation schürt Hoffnung auf Zinssenkungen: Der brasilianische Real hat gegenüber dem US-Dollar in den letzten fünf Handelstag 2,8% an Boden gewonnen. Das ist die beste Performance unter den wichtigen Währungen weltweit. Die neusten Inflationsdaten waren deutlich niedriger, was bei einigen Anlegern Raum für Spekulationen ließ, eine Zinssenkung könnte kurz bevor stehen. Die brasilianische Zentralbank hat die Zinsen erst letzten Monat auf 13,75% gesenkt, was noch immer deutlich über der annualisierten Inflationsraten von 6,99% im November und auf dem niedrigsten Niveau in fast zwei Jahren liegt. Brasilien – immer noch dabei, in eine Rezession zu rutschen – hat zudem ein Gesetz verabschiedet, dass die Regierungsausgaben beschränkt. Es wird erwartet, dass dieser Schritt die Staatskasse in eine deutlich verbesserte Verfassung bringen wird. Seit Jahresbeginn hat der Real ganze 19% gegenüber dem US-Dollar gewonnen – nachdem er 2015 33% verloren hatte. Das zeigt, dass die Aussichten im Land weniger negativ scheinen.

Absteiger
Staatsanliehen – erst geliebt, jetzt verlassen: Nachdem Staatsanleihen in den letzten drei Jahren Milliarden US-Dollar an Zuflüssen angezogen haben, ziehen Investoren nun ihr Geld ab. Das liegt an den gestiegenen Inflationserwartungen und der Aussicht auf Zinserhöhungen. Die Anleihekaufprogramme diverser Zentralbanken seit der Finanzkrise hatten der Anlageklasse in den letzten zehn Jahren Rückendwind gegeben. Dieser Trend könnte nun ein jähes Ende finden, da Geldhüter wie beispielsweise die amerikanische Notenbank die Zinsen wieder auf ein natürlicheres Niveau bringen wollen. Zudem wurden Stimmen laut, dass die Zentralbanken erschöpft seien von den Anstrengungen, die globale Wirtschaft wiederzubeleben und sie bereit seien, diesen Staffelstab nun an die Regierungen zu übergeben, die es mit steuerlichen und anderen politischen Anreizen versuchen sollen. Mit dem langsamen Verschwinden der Zentralbankenchefs aus dem Rampenlicht, wenden sich Anlegern nun anderen, enger mit dem wirtschaftlichen Wachstum korrelierenden Sektoren des Fixed-Income-Marktes zu – etwa Unternehmensanleihen, Bankdarlehen oder inflationsgeschützten Anleihen.

Indien – Bares ist nicht immer Wahres: Anleihen des Subkontinents gehörten in den letzten fünf Handelstagen zu den am schlechtesten performenden Anleihen im Schwellenländer-Universum. Sie fielen um 1,4%. Das liegt unter anderem an dem Bargeld-Umwälzungsprogramm, das Präsident Modi gerade eingeführt hat: Um Korruption und Steuerhinterziehung einzudämmen, hat die Regierung große Banknoten eingezogen, um sie gegen Neue zu tauschen. Nun ist Indien aber ein Land, das weitestgehend auf Bargeldbasis, nicht aber auf Basis von Banken funktioniert. Millionen von Indern werden in Bar bezahlt. Entsprechend groß ist das verursachte Chaos. Einige Anleger glauben sogar, es könne sich negativ auf das diesjährige Wirtschaftswachstum auswirken. Dennoch haben indische Anleihen aufgrund von Reformen und verbesserten Fundamentaldaten in diesem Jahr bisher 16% gut machen können.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.