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BondUpdate: Zurück von „unter Null“

Vor einem Jahrzehnt, zu Beginn der globalen Finanzkrise, wurden negative Zinssätze meist als theoretische Kuriositäten angesehen. Aber nur zwei Jahre später, Anfang März 2010, lag der Marktwert von Unternehmens- und Staatsanleihen mit Renditen unter Null bei über 425 Mrd. US-Dollar. Bis Juni 2016 erreichte der Marktwert von Anleihen mit negativen Renditen etwas mehr als 12,1 Billionen US-Dollar, was auf massive QE-Programme der Zentralbanken und die Nachfrage der Anleger nach so genannten Safe Haven-Beständen zurückzuführen ist.

Stephan Bannier

Dieser Druck veranlasste die Zentralbanken, ihre Referenzzinssätze unter Null zu setzen, was dazu führte, dass den Banken das Privileg, ihre Reserven im Austausch für eine Zentralbanksicherung als Einlagen zu belassen, in Rechnung gestellt wurde. Sobald diese Bank-Referenzsätze festgelegt waren, folgten die Emittenten dem Beispiel mit Anleihen, die so bewertet waren, dass ihre Renditen bis zur Fälligkeit unter Null lagen. Und als diese Raten durch die Märkte strömten, wurde das Unvorstellbare zum Alltag.

Aber über das letzte Jahr hinweg ist dieser Marktwert um mehr als die Hälfte gefallen – ein Rückgang um 3,85 Billionen Dollar auf rund 6,25 Billionen US-Dollar zum 24. September. Das sind etwa 90% des Wertes der gesamten Reservebilanz der Fed zum 21. September, was darauf hindeutet, dass die Marktkräfte dieser Anlageklasse groß genug sind, um die globale Liquidität auch ohne Unterstützung der Zentralbank zu beeinträchtigen.

Gesamtwert der Anleihen mit einer Rendite von unter null Prozent (in Mrd. US-Dollar)



Quelle: Bloomberg. Index: Bloomberg Barclays Global Aggregate Negative-Yielding Debt Index. 24. September 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Diese Schrumpfung ist das Ergebnis mehrerer Faktoren, nicht zuletzt des Zinsanstiegs an den meisten Anleihemärkten der Welt. Dieser hat einige Anleihewerte nach unten getrieben und dazu beigetragen, einige Positivkupon-Anleihen wieder über Wasser zu bringen. Und da die durchschnittliche Laufzeit der negativ verzinslichen Anleihen etwa drei Jahre beträgt, könnte sich der Rückgang beschleunigen, wenn mehr Anleihen fällig werden und die Europäische Zentralbank (EZB) im Oktober beginnt, ihr Anleihekaufprogramm zu reduzieren.

All dies deutet darauf hin, dass die Zins- und Bilanzentscheidungen der Fed, die für die Volkswirtschaften der Welt zwar von entscheidender Bedeutung aber nicht die einzigen Kräfte am Werk sind, die Größe und Beschaffenheit der weltweiten Rentenmärkte verändern.

Im Aufschwung: US-Dollar-Anleihen von Argentinien und der Türkei (Eurobonds)
Die Dramen um diese Schwellenländer sind noch lange nicht vorbei, denn der Chef der argentinischen Zentralbank hat inmitten der Verhandlungen mit dem IWF gekündigt und die Türkei spricht von einer Kürzung der Inlandsausgaben. Aber auf Euro lautende Anleihen dieser Schwellenländer zeigen Anzeichen von Leben, was darauf hindeutet, dass einige wertorientierte Investoren, deren Basiswährung der Euro ist, bereit sind, sich zu engagieren.

Es ist mehr Schmerz möglich, wenn Argentinien eine vorschriftsmäßige, am Anleihenmarkt orientierte Erholung anstrebt, und die Türkei weiterhin auf ihrem Standpunkt beharrt, während sie vor einem einheimischen Publikum auf Kosten eines globalen spielt. Aber das deutet darauf hin, dass es sich möglicherweise lohnen könnte, diese Märkte weiter zu beobachten, bevor sich die Konsensmeinung verbessert.

Durchschnittliche Renditen von Eurobonds, Argentinien und Türkei in %:



Quelle: Bloomberg, 24. September 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Im Abseits: US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade Rating
Die Yield-to-Worst des U.S. Investment-Grade (IG)-Index ist in diesem Jahr bisher stetig gestiegen und hat mit rund 4,1% eine kurze Pause eingelegt. Einige Investoren haben gefragt, ob dies ein frühzeitiges Signal für eine Verschlechterung der Kreditqualität oder der wirtschaftlichen Randbedingungen sein könnte.

Der Markt scheint eine Antwort zu haben: Zumindest vorerst stimmen die Preise mit der Annahme überein, dass die Kreditqualität im IG-Raum gut läuft. Der optionsbereinigte Spread für diesen Index sinkt seit Ende Juni kontinuierlich und erreicht am 24. September 107 Basispunkte. Dies deutet darauf hin, dass der Renditeanstieg des IG-Index eher auf das Zinsumfeld als auf volkswirtschaftliche Effekte zweiter Ordnung zurückzuführen ist. Im sich derzeit entwickelnden neuen Zinsumfeld bleibt unklar, ob dieser Optimismus anhält.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.