Foundation | Welcome

Menu


Brandywine Global: „Risiken, dass es während einer Trump-Präsidentschaft zu einer Rezession kommt, sind sehr hoch“

‚US-Wahlen, Fed-Politik und die Finanzmärkte – Welten, die aufeinander prallen?’, so lautet der Titel der Präsentation von Chen Zhao, Co-Director of Global Macro Research bei der Legg Mason-Tochtergesellschaft Brandywine Global, auf dem diesjährigen Legg Mason Think Symposium 2016 am 24. November in Frankfurt.

Hierbei weihte Chen Zhao die Anwesenden in sein Zukunftsszenario ein. „Trump ist noch nicht einmal offiziell im Amt und dennoch erleben wir bereits einen Ausverkauf bei Anleihen“, brachte es der Volkswirt auf den Punkt. Grund hierfür seien die weitreichenden politischen Veränderungen, die mit Amtsantritt von Trump vom Markt antizipiert werden. Wobei die tatsächlichen Auswirkungen der Anreize der ‚Trumponomics’ vom Markt sogar unterschätzt würden: „Der Markt rechnet aktuell mit Auswirkungen des wirtschaftspolitischen Anreizprogramms von etwas über 0,5%. Laut unseren Berechnungen könnten die jedoch gut bei 1,5% bis 1,9% liegen.“

Zudem glaubt Zhao, dass sich der Markt zu sehr auf den positiven Teil – also die Steuersenkungen und die Infrastrukturausgaben – der künftigen Wirtschaftspolitik von Trump konzentriert, den bevorstehenden Protektionismus jedoch weitestgehend ignoriert. Das mache sich unter anderem bei den Aktienkursen bemerkbar: Vor allem US Small Caps würden derzeit einen Höhenflug erleben, da sie am stärksten von einer Deregulierung profitieren würden. Aber auch die großen US-Konzerne im Dow Jones und S&P 500 erlebten derzeit neue Höchststände. „Seit rund 30 Jahren begleitet uns ein nachhaltiger Globalisierungstrend, doch mit dem Trump-Protektionismus könnte nun sein Ende bevorstehen“, zeichnet Zhao sein Worst-Case-Scenario. Den Ausstieg aus dem transatlantischen Freihandelsabkommen TTP habe Trump bereits angekündigt.

Insgesamt glaub Zhao, dass die Risiken hoch stehen, dass die US-Wirtschaft während der Trump-Präsidentschaft eine Rezession erleben werde. Zum einen begründet er diese Vermutung mit einem Blick auf die letzten 70 Jahre, in denen neun der insgesamt zehn Rezessionen unter republikanischer Präsidentschaft aufgetreten sind. Zum anderen ginge einer Rezession immer auch ein Boom voraus und eben diesen werde Trump in kleinem Maße mit seinen wirtschaftlichen Anreizen kreieren. „Ein BIP-Wachstum von über drei Prozent wird reichen, um einen Mini-Boom auszulösen, der anschließend zu einer Rezession führen könnte“, glaubt Zhao.

Zudem werde es Trump auch mit seinem Protektionismus nicht gelingen, dem Gros seiner Wähler die versprochenen Jobs zurückzubringen. Denn der technologische Fortschritt sei der Grund, warum in den Industrienationen Arbeitsplätze in der Produktion wegfallen, nicht die Globalisierung. Dies sei aus makroökonomischer Sicht eine völlig normale Entwicklung einer postindustriellen Wirtschaft und mittlerweile selbst in China spürbar, wo aktuell schon rund 70% der weltweiten Roboter zum Einsatz kommen.

Für das kommende Jahr rechnet Zhao mit steigenden Aktienpreisen, steigenden Anleiherenditen und einem steigengenden Dollar. Dies seien logische Konsequenzen aus den angekündigten Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben. Die Fed werde darauf mit steigenden Zinsen reagieren müssen – und zwar deutlich schneller, als sie es unter anderen Umständen hätte tun müssen. „Das größte Risiko für die Märkte bleibt jedoch die Tatsache, dass der Protektionismus und seine Folgen unterschätzt werden“, schloss Zhao seine Präsentation ab.