Das Interesse von Anlegerinnen und Anlegern für alternative Anlagen ist trotz des allgemein schwierigeren gesamtwirtschaftlichen Umfelds ungebrochen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Ausgabe des halbjährlich erscheinenden Global Private Equity Barometer von Coller Capital.
Bei der 39. Ausgabe der Umfrage wurden 110 Privat-Equity-Anleger aus aller Welt nach ihren aktuellen Einschätzungen befragt. Insgesamt betreuen die befragten Investoren ein verwaltetes Vermögen von mindestens 2,2 Billionen Dollar. 90% der Befragten beabsichtigen, ihre Allokation in alternativen Anlagen stabil zu halten oder zu erhöhen. Dabei dürften die LPs (Limited Partners) ihre Zielallokation vor allem in Private Credit (44% der Anleger) erhöhen und jene in Hedgefonds und Immobilien voraussichtlich reduzieren.
Trotz des Wunsches, stärker in alternative Anlagen zu investieren, sind beinahe 90% der Anleger nicht bereit, Kredit aufzunehmen, um in den nächsten zwölf bis 24 Monate neue Mittelzusagen zu finanzieren.
Der anlageklassen- und regionenübergreifende Optimismus der Anleger hat Gründe. Die Überzeugung von fast jedem zweiten LP, dass sich die höheren Zinsen positiv auf die Performance von Portfolios auswirken werden, macht Kreditpapiere als Anlageklasse populärer. Dagegen glauben drei Viertel der LPs, dass Private-Credit-Manager in den nächsten ein bis zwei Jahren mehr Kredite an den Private-Equity-Sektor vergeben werden als Banken.
Auf regionaler Ebene sind die Anleger außerdem zuversichtlich, dass sich die Aktivität im Wagniskapitalbereich in den nächsten ein bis zwei Jahren erholen wird, vor allem in Nordamerika. Was Asien betrifft, werden Indien und Südostasien als attraktivste Märkte für Buy-out-Chancen angesehen.
„Wir sind stolz darauf, Pionierarbeit auf dem Sekundärmarkt für private Kredite geleistet zu haben, und ich freue mich auf die nächste Phase unserer ehrgeizigen Strategie“, sagt Michael Schad, Partner und Leiter von Coller Credit Secondaries. „Wir gehen davon aus, dass Secondaries eine entscheidende Rolle bei der Ermöglichung von Liquiditätsoptionen für institutionelle Anleger spielen und gleichzeitig einen attraktiven Einstiegspunkt für LPs bieten werden, die Zugang zu der Diversifizierung und den risikoadjustierten Renditen suchen, die Private Credit bieten kann.“
Wachsende Bedeutung der KI in der Private-Equity-Branche
LPs erkennen zunehmend das Potenzial der KI als einen Faktor, der ihre eigenen Anlageprozesse grundlegend verändern könnte. Die Mehrheit der LPs (54%) bestätigt, dass die Entwicklung von internen KI-Kompetenzen unverzichtbar ist, um die Fähigkeiten und die Entscheidungsfindung im Unternehmen zu verbessern. Die Fondsüberwachung und das Konkurrenten-Benchmarking sind die größten Schwerpunktbereiche für die KI-Integration. 38% bzw. 31% der Anleger planen jeweils, KI in diese Prozesse einzubinden.
Die zunehmende Verbreitung der KI hat auch Einfluss auf die Allokationsentscheidungen von LPs. Beinahe jeder zweite LP bekundet Interesse an Wagniskapitalfonds, die eigens auf KI-Anlagen ausgerichtet sind. Am größten war dieses Interesse unter europäischen LPs.
Chancen bei Coinvestments erweitern
Coinvestment-Chancen bieten sich Anlegern nicht nur häufiger, sie werden auch attraktiver. Jeder zweite LP rechnet für die nächsten zwölf Monate mit mehr Coinvestment-Chancen in allen Regionen, während ein Fünftel der LPs von größerem Interesse für diese Anlagen berichtete.
Das Anlegerinteresse an Continuation Funds bleibt groß. Aufgrund der Liquiditätsbeschränkungen könnten Anleger Schwierigkeiten haben, Allokationen in diesen Instrumenten aufzubauen. Fast jeder vierte LP gab an, aufgrund der Liquiditätsanforderungen weniger auf Continuation Funds setzen zu wollen.
Besonderes Augenmerk auf der Performance
DPI (Distributions to Paid in Capital) ist in der Branche heute zwar eine wichtige Kennzahl, doch das Barometer offenbart, dass aus Anlegersicht das Money Multiple und die interne Rendite (IRR) noch immer die wichtigsten Performancekennzahlen sind. Nur 15% der LPs bezeichneten die DPI als die entscheidende Performancekennzahl.
Die vorherrschende Meinung der Anleger ist, dass die Renditeerwartungen der GPs aktuell zu optimistisch sind – drei Viertel der LPs glauben das. Doch die meisten LPs erwarten für ihr Private-Equity-Portfolio nach wie vor Renditen von 11% bis 15%.