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„Der Ausverkauf seit Jahresanfang bietet dem Anleger ein sehr gutes Chance/Risiko-Verhältnis“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Martin Achter, Portfolio Manager bei der BayernInvest, über die Korrektur bei Banknachranganleihen und Kurschancen für Anleger.

Martin Achter

IPE Institutional Investment: Herr Achter, Subordinated Debt bzw. Contingent Convertible Bonds – kurz CoCos – waren in den letzten Wochen deutlich unter Druck. Eher Panik oder gibt es tatsächlich Grund zur Sorge?
Achter: Ich denke, die Kurse sind dem wahrscheinlichen Fundamentalszenario mit der deutlichen Korrektur der letzten Wochen weit davon gelaufen. Es gibt zwar eine Reihe negativer Einflussfaktoren, allerdings spiegelt das derzeitige Sentiment ein Szenario wider, das so negativ wohl nicht eintreten wird.

IPE Institutional Investment: Wie stellt sich der Markt derzeit für Sie dar?
Achter: Fundamental betrachtet ist es aktuell eine gute Gelegenheit, in Nachranganleihen zu investieren. Mir ist aus vielen Kundengesprächen bewusst, dass sich diese Assetklassse am Markt immer noch etwas schwer tut, angesichts der Verluste, die Investoren in der Finanzkrise mit Banknachranganleihen verzeichnen mussten. Entsprechend panisch dürfte der ein oder andere auch die vergangenen Wochen verkauft haben, um auf die Gründe für den Ausverkauf bzw. Ihre erste Frage zurück zu kommen.

IPE Institutional Investment: Wie stark hat sich das fundamentale Bild seit der Finanzkrise verändert?
Achter:
Ganz extrem! Als Folge der Erfahrungen aus der Finanzkrise sind die regulatorischen Anforderungen an die Banken und Versicherungen deutlich gestiegen. Die Institute sind hinsichtlich Eigenkapital- und Liquiditätssituation mittlerweile deutlich besser ausgestattet und entsprechend für Anleiheinvestoren sicherer geworden. Der Appeal für Aktieninvestoren, ist dagegen deutlich zurückgegangen, was sie auch an den Aktienkursen vieler Banken in den letzten Jahren erkennen können.

IPE Institutional Investment: Zuletzt kamen aber auch die Anleihen unter Druck…
Achter: Die letzte Korrektur bei den Bankaktien hat insbesondere auch in den CoCo-Bereich durchgeschlagen. Die Verkäufe waren aber meines Erachtens nicht Solvabilitätssorgen, sondern vielmehr einer geringer zu erwartenden Profitabilität der Institute geschuldet. Solange wir hier nicht über eine neue Banken- und Finanzkrise sprechen, sollten Anleiheinvestoren dies entspannt sehen.

IPE Institutional Investment: Ist die mangelnde Liquidität im Markt ein wesentlicher Faktor?
Achter:
Hier sprechen Sie von einer ganz wesentlichen Ursache der Volatilität in den vergangenen Wochen. Die Banken haben nach 2008 die Handelsabteilungen und deren Aktivitäten deutlich zurückgefahren. Entsprechend ausgetrocknet ist mittlerweile der Markt in vielen Segmenten, auch bei Banknachranganleihen, bei schnellen Marktbewegungen. Es fehlt an Market-Making, entsprechend dramatischer sind die Preissprünge in beide Richtungen.

IPE Institutional Investment: Das heißt Sie sehen jetzt eher eine gute Gelegenheit zum Einstieg bzw. Kauf?
Achter: Richtig, ja. Interessant waren Nachrang-Anleihen relativ innerhalb des Rentenmarktes bereits zum Jahresanfang. Durch den Ausverkauf seit Jahresanfang bietet sich dem Anleger aktuell ein noch besseres Chance-/Risiko-Verhältnis.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns den Blick hinter die Kulissen werfen, wie steht der Banksektor insgesamt nach Ihrer Ansicht da?
Achter: Die Banken haben sich die vergangenen Jahre verstärkt rekapitalisiert und deutlich Risiko abgebaut. In den Jahren 2007/2008 haben wir noch von Kernkapitalquoten von 6-7% gesprochen, jetzt liegen wir in Europa bei 10-12%, bei den skandinavischen Banken sogar bei 15-20%. Liquidität ist ausreichend vorhanden und im Zweifel steht die EZB als „last lender“ bereit. Zusammengefasst: Die Banken sind langweiliger, aber sicherer geworden.


IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie das Thema Transparenz bei Banken bzw. Bankanleihen?
Achter: Man mag von den durchgeführten Stresstests halten was man will, sie haben in jedem Fall ein ganzes Stück weit mehr Transparenz in den Sektor gebracht.

IPE Institutional Investment: Wie weit macht es Sinn, bei Investments im Nachrang zu diversifizieren?
Achter: Innerhalb der Kapitalstruktur von Banken hat man die Möglichkeit, sich je nach Marktsituation flexibel und den Bedürfnissen hinsichtlich Risiko und Rendite angepasst, zu bewegen. Man sollte es bei der Portfoliokonstruktion nicht zu dogmatisch angehen, die Flexibilität hinsichtlich Nachrangklasse und Duration schafft ein großes Diversifikations- und Renditepotenzial. Es gilt nur, die Klaviatur auch richtig zu spielen.

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie das Sentiment der Investoren derzeit umschreiben?
Achter: Das generelle Marktsentiment ist nach wie vor vorsichtig. Die von mir beratenen Investoren allerdings kennen den Nachrang-Markt nun schon seit Jahren und sind durchaus bereit, auch antizyklisch zu agieren. So haben beispielsweise drei meiner Spezialfondskunden in den vergangenen Tagen das Fondsvolumen aufgestockt. Das Interesse geht dabei über alle Risikoklassen, je nach individueller Fondsausrichtung.

IPE Institutional Investment: Wie stehen Sie zu Banken aus der europäischen Peripherie, insbesondere Südeuropa?
Achter: Hier sind beispielsweise spanische und italienische Banken durchaus interessant, allerdings sind wir bislang immer gut damit gefahren, in der europäischen Peripherie nur auf die nationalen „Champions“ zu setzen. Eher zurückhaltend sind wird dagegen bei skandinavischen Banken. Diese gehören fundamental zwar zu den besten in Europa, die Renditen sind jedoch einfach zu gering.

IPE Institutional Investment: Herr Achter, vielen Dank für diese Einblicke!