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„Der Versicherungssektor hat zuletzt deutlich mehr Interesse an Convertibles gezeigt“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Alexander Mueller, Partner bei der Schweizer Asset Management Boutique Holinger Asset Management AG und Berater des CONVERTIBLE GLOBAL DIVERSIFIED UI, über die aktuellen Trends im Convertibles Markt und geeignete Strategien für institutionelle Anleger. Holinger Asset Management verwaltet rund 600 Mio. Euro Anlegergelder in Convertibles-Strategien.

Alexander Mueller

IPE Institutional Investment: Herr Müller, worauf setzen Sie bei der Portfolio-Allokation?
Mueller: Ganz entscheidend ist für uns die regionale Gewichtung. Die Märkte in Asien, Europa und den USA sind sehr unterschiedlich bewertet und haben ganz eigene Zyklen. Der US-Markt ist beispielsweise sehr volatil und wird von uns seit längerem auch untergewichtet, was uns gegenüber globalen Benchmarks, in denen US-Werte zu rund 50% gewichtet sind, in der Vergangenheit eine Senkung der Risiken gebracht hat.

IPE Institutional Investment: Wie stehen Sie dann zu Asien und Europa?
Mueller: In beiden Märkten sind wir übergewichtet. Bei europäischen Werten ist viel Qualität zu finden, es kommt allerdings auf ein gutes Research und entsprechendes Picking bei den einzelnen Werten an. Asien sehen wir beim Thema Bewertungen als die attraktivste Region weltweit an, allerdings ist dies bereits seit längerem so. Hier warten wir noch, dass der Markt dies auch anerkennt.


IPE Institutional Investment: Wie würden Sie Ihre Anlagestrategie insgesamt umschreiben?
Mueller: Wie schon ausgeführt liegt unser Fokus zu 100% auf Wandelanleihen. Wir mischen keine anderen Bonds bei und sind beileibe kein Benchmark-Investor. Abgesehen von der bereits ausgeführten Meinung hinsichtlich Anlageregionen setzten wir auf ein tiefgründiges Research und trauen uns daher auch in kleinere Werte, sofern diese uns eine klare Unterbewertung zeigen.

IPE Institutional Investment: Wie ordnen Sie die Assetklasse insgesamt im aktuellen Kontext ein?
Mueller: Wandelanleihen partizipieren historisch gesehen zu etwa zwei Dritteln an Kurssteigerungen der entsprechenden Aktie, verlieren aber in Abschwüngen lediglich rund ein Drittel. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld halte ich daher Convertibles gerade für Anleger attraktiv, die keine geeigneten Anlagen am Rentenmarkt mehr finden, das Bewertungsniveau am Aktienmarkt aber nicht mit vollem Risiko ins Portfolio nehmen möchten.


IPE Institutional Investment: Das heißt Interesse kommt sowohl von der Bond-, als auch von der Equity-Seite?
Mueller: Das würde ich so unterschreiben. Es sind die unterschiedlichsten Absichten, die Investoren derzeit mit Wandelanleihen verfolgen. Sei es als Bond- oder aber als Aktiensubstitut.


IPE Institutional Investment: Aus welchen Investorensegmenten sehen Sie die größte Nachfrage?
Mueller: Ich möchte es so formulieren. Versorgungswerke und Family Offices halten der Assetklasse weiterhin die Stange. Hier haben wir allerdings bereits seit längerem eine erfreuliche Nachfrage. Wer zuletzt stärkeres Interesse gezeigt hat, sind Versicherungen. Hier merkt man insbesondere die nicht mehr vorhandenen Alternativen im Bondsektor.

IPE Institutional Investment: Ist der Kupon für den Wandelanleihekäufer überhaupt noch relevant?
Mueller: Definitiv nein. Noch vor fünf Jahren, direkt nach Ausbruch der Finanzkrise waren mitunter Renditen von 10% am Markt zu finden, hier war es interessant. Aktuell sehen wir viele Wandelanleihen die mit einem Kupon von 0,5% oder 1% ausgestattet werden. Der Kauf einer Wandelanleihe heißt heute damit in erster Linie Aktienexposure mit einer Put-Option.

IPE Institutional Investment: Wie sieht der Primärmarkt aus?
Mueller: Wir sehen angesichts der günstigen Möglichkeit für Unternehmen, sich am Convertibles-Markt Kapital zu beschaffen, derzeit eine breite Auswahl an Neuemissionen. Dies tut dem Markt gut, insbesondere auch die guten Durchmischung hinsichtlich Branchen und Unternehmensgröße. Auf der anderen Seite ist die Liquidität im Markt in der Breite nicht mehr auf dem Stand vor der Finanzkrise. Man sieht deutlich, dass sich Investmentbanken zunehmend von Market-Making-Funktionen zurückgezogen haben. Insgesamt sehen wir den Markt aber sehr positiv, zumal dies auch nicht zu Lasten der Spreads ging.


IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke, Herr Mueller.