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„Die größten Gefahren für Investoren in Asien drohen von außerhalb“

Die Emerging Markets, insbesondere auch Asien, wurden in den vergangenen Jahren mit Investorengeldern überschüttet. Nicht zu Unrecht, wie die aktuell positive Entwicklung vieler Volkswirtschaften und Unternehmen dort zeigt. Rückschläge scheinen daher, wenn überhaupt, eher von außerhalb zu drohen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Joep Huntjens, Senior Investment Manager for Asian Credit Investments bei ING Investment Management in Singapur über die Perspektiven für Investoren in der asiatischen Region.

Joep Huntjens

IPE Institutional Investment: In den vergangenen Wochen ist es zu einigen Mittelabflüssen aus den Emerging Markets – auch aus Asien – gekommen. Dreht die Situation?
Huntjens: Zwei Punkte dazu: zum einen dürfen Sie nicht die massiven Zuflüsse der vergangenen Jahre nach Asien vergessen, dem gegenüber sind die kürzlich erfolgten Abflüsse, die durch die Inflationssorgen in Asien und die besser als erwartet ausgefallenen US-makroökonomischen Zahlen, minimal. Zum anderen bleibt der wirtschaftliche Ausblick, vor allem für Asien sehr positiv. Auch wenn das Wachstum in Asien vom Niveau her, wie wir es 2010 erlebt haben, abnehmen wird, wird das Wachstum in der Region das der entwickelten Welt immer noch übertreffen. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass ein Wachstumseinbruch vom Niveau von 2010 nicht unbedingt negativ für Bondinvestoren ist. Insofern kann man die Abflüsse des asiatischen Bondmarktes   nicht fundamental untermauern.

IPE Institutional Investment: Also keiner dauerhafter Shift zurück?
Huntjens: Man wird recht schnell erkennen, wo das Wachstum statt findet. Das wird die Aktienmärkte der Emerging Markets über kurz oder lang wieder antreiben. Korrekturen natürlich nicht ausgeschlossen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Inflationsdruck wieder zurück kommt, gerade auch was Themen wie Nahrungsmittel angeht.

IPE Institutional Investment: Wie haben sich die asiatischen Finanzmärkte seit der Asienkrise Ende der 90er Jahre aus Ihrer Sicht weiterentwickelt?
Huntjens: Die Volkswirtschaften und die jeweiligen Finanzinstitute sind in einer wesentlich besseren Verfassung. Dazu sehe ich im Moment auch keinerlei Anzeichen einer Immobilienblase wie zur damaligen Zeit. China ist hier ein gutes Beispiel, die Regierung hat den massiven Spekulationen im Real Estate Sektor einen klaren Riegel vorgeschoben. Wir sprechen also von stabilen Rahmenbedingungen, die entsprechend auch den Unternehmen zugute kommen, die vielfach – gerade im High Yield-Sektor – wesentlich besser dastehen, als beispielsweise in den USA.

IPE Institutional Investment: Was sind aktuell Ihre Favoriten auf Länderebene?
Huntjens: Indonesien ist aktuell einer unserer klaren Favoriten. Das Land selbst hat sehr gut gewirtschaftet, sowohl auf der fiskalischen Ebene mit einer Staatsverschuldung versus BIP von kaum 25% als auch mit deutlichen Handelsbilanzüberschüssen. Zu letzterem hat hier sicher auch der Rohstoffsektor des Landes einiges beigetragen. Entsprechend mögen wir auf der Corporate Credit-Seite insbesondere in diesem Sektor tätige Unternehmen. Insgesamt rechnen wir damit, dass Indonesien über die nächsten Jahre durchaus wieder den Investment Grade-Status erreichen kann.

IPE Institutional Investment: Ganz grundsätzlich gefragt – wie schätzen Sie die Bewertung der Corporates in Asien ein?
Huntjens: In allen Rating-Klassen ist der Spread in Asien für Corporates höher als beispielsweise für US-Unternehmen. Man kann sicher im Einzelfall darüber streiten, aber aus unserer Sicht sind die Fundamentaldaten für Unternehmen in Asien ganz klar besser als die ihrer US-Peers. Insofern ist es nicht schwer verständlich, warum wir den asiatischen Corporate-Sektor sehr mögen.

IPE Institutional Investment: Was sind die Gründe für den höheren Spread – noch immer fehlendes Vertrauen?
Huntjens: Fundamental ganz sicher nicht. Man kann aber sicher mit dem Thema Liquidität argumentieren, hier hat der US-Markt definitiv mehr zu bieten. Entsprechend ist die Volatilität bei asiatischen Werten noch immer etwas höher. Einen mittel- bis langfristig orientierten Investor muss dies allerdings nicht tangieren.

IPE Institutional Investment: Wird Inflation der große Feind für Bond-Investoren in Asien bzw. generell in den Emerging Markets?
Huntjens: Die Befürchtung teile ich mittel- bis langfristig nicht. Inflation wird sicher die nächsten Monate noch die Diskussion bestimmen, allerdings bin ich mir sicher, dass dies durch die Maßnahmen, die asiatische Regierungen unternommen haben, um ihre Wirtschaft abzukühlen, in den Griff zu bekommen ist. Davon ausgehend, dass die  widrigen Wetterbedingungen nicht anhalten werden, erwarte ich auch, dass die Inflation bei Lebensmittelpreisen in der zweiten Hälfte des Jahres sinken wird. Die größten Gefahren drohen meines Erachtens außerhalb der Region.

IPE Institutional Investment: Inwiefern?
Huntjens: Stärkere Verwerfungen im europäischen Staatsanleihenmarkt der Peripherieländer würden ganz sicher die Volatilität anheizen und damit auch den, wie bereits ausgeführt, weniger liquiden und anfälligeren asiatischen Markt treffen. Etwas Sorgen macht mir auch die Unternehmensqualität, die in den vergangenen Monaten im High Yield-Bereich Anleihen begeben hat. Die trifft beileibe nicht auf alle Emissionen zu, aber es wird für uns als Investment Manager wichtiger denn je, hier auf Qualität zu achten. Die Defaults werden sich kurzfristig sicher nicht massiv ausweiten, aber mittelfristig muss man aufpassen!

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns einen Ausblick bei den Returns für Investoren wagen?
Huntjens: Ich möchte das nicht in absoluten Zahlen fest machen. Das fundamentale und technische Marktumfeld ist ganz sicher sehr konstruktiv! Wir sind überzeugt, dass sich die Spreads gerade im Corporate Sektor gegenüber den Treasuries weiter einengen werden. Gerade mit einem guten Research lässt sich hier sicher ein Mehrwert für den Investor generieren.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einblicke.