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„Die Hauptgründe für Alternatives sind Diversifikation und höhere Renditen als bei herkömmlichen Anlagen“

Im Rahmen einer weltweit angelegten Studie hat Allianz Global Investors mehr als 700 institutionelle Investoren aus Amerika, Europa, dem Mittleren Osten und Afrika sowie aus der asiatisch-pazifischen Region befragt. Analysiert wurden deren Einschätzungen in Bezug auf Risiken, Portfoliokonstruktion und Asset-Allokation, aber auch die Frage, in welchem Umfang sie Alternative Investments einsetzen, welche alternativen Anlageinstrumente sie bevorzugen und zu welchem Zweck sie diese Anlageklasse nutzen. Unser Kooperationspartner Hedgework sprach dazu mit Spencer Rhodes, Global Business Manager für Alternative Investments bei Allianz Global Investors.

Spencer Rhodes

Hedgework: Allianz Global Investors hat den RiskMonitor 2015 zusammengestellt. Welchen Zweck verbindet AGI mit der Studie?
Rhodes: Der RiskMonitor 2015 ist bereits die dritte globale Umfrage von Allianz Global Investors bei institutionellen Investoren. Ziel ist es, ein besseres Verständnis von der Risikowahrnehmung aus Sicht von professionellen Investoren zu bekommen, um wichtige Themen gezielter mit Kunden und in der öffentlichen Debatte ansprechen zu können.

Hedgework: Auf welcher Basis wurden die Daten erhoben?
Rhodes: Die Untersuchung haben wir gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen CoreData Research durchgeführt. Insgesamt verdichtet die Umfrage Aussagen von 735 institutionellen Investoren weltweit. Die Teilnehmer der Studie vertreten ein breites Spektrum institutioneller Kapitalanleger, insbesondere Pensionsfonds, Stiftungen, Staatsfonds, Family Offices, Banken und Versicherungsgesellschaften mit einem verwalteten Gesamtvermögen von über 15 Billionen US-Dollar. Es gibt wenige Studien dieser Art, die eine vergleichbare Abdeckung und Aussagekraft haben.

Hedgework: Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse der Studie?
Rhodes: Schwarze Schwäne sind seit 2008 in aller Munde. Allerdings sind Investoren mit traditionell konstruierten Portfolios nicht auf das möglicherweise häufigere Eintreten solcher Extremereignisse vorbereitet. Obwohl sich immer mehr Investoren Sorgen um Tail-Risiken machen, glauben nur wenige, dass sie die richtigen Instrumente haben, um sich vor diesen Risiken zu schützen. Interessanterweise werden die Kosten für eine entsprechende Absicherungsstrategie als zu hoch eingeschätzt.

Hedgework: Und wo fürchten die Befragten die größten Risiken?
Rhodes: Ölpreisschocks, Staatspleiten, Finanzmarktblasen und eine Rezession in der Eurozone wurden am häufigsten als mögliche Ursache eines Extremereignisses genannt. Diese Risiken sind per definitionem schwer vorauszusagen. Von den klassischen Risikofaktoren sehen die Befragten auf 12-Monats-Sicht die Volatilität am Aktienmarkt, gefolgt vom Zinsrisiko und Währungsrisiko als größte Risiken.

Hedgework: Wie gedenken die Investoren, mit den Risiken umzugehen?
Rhodes: Die meisten institutionellen Anleger in Europa vertrauen bei der Absicherung ihrer Portfolios auf traditionelle Assetklassen und klassische Risikomanagement-Strategien, wie Diversifikation über geografische Steuerung und Assetklassen.

Hedgework: Und wo sehen sie die größten Renditechancen?
Rhodes: Institutionelle Investoren glauben an steigende Aktienmärkte in Europa und den USA, sind aber pessimistisch in Bezug auf die Anleihemärkte. Befragt nach der geplanten Vermögensaufteilung, sagten 30% der Befragten weltweit, dass sie auf 12-Monats-Sicht europäische und US-Aktien aufgrund des hohen Renditepotenzials aufstocken wollten. In Deutschland stehen defensiv ausgerichtete europäische Aktien hoch im Kurs. Umgekehrt wollen 29% der Anleger Staatsanleihen verkaufen, und fast ein Drittel (31%) der befragten Anleger traut den Papieren auf Jahressicht keine positive Wertentwicklung zu. Darüber hinaus interessieren sich institutionelle Anleger verstärkt für Anlagen in Alternatives.

Hedgework: Stichwort Alternative Investments. Können Sie etwas näher auf das diesbezügliche Interesse der Institutionellen eingehen?
Rhodes: Obgleich 73% der Befragten angaben, dass sie alternative Anlageklassen bereits weitgehend in ihrer Vermögensaufteilung berücksichtigen, sagten 40%, dass sie den Anteil erhöhen würden. Die Hauptgründe für Alternatives sind Diversifikation und höhere Renditen als bei herkömmlichen Anlagen, insbesondere Anleihen. Aber auch Risikomanagement und das Management der Passivseite wurden als Gründe angegeben. Wenn man tiefer in die Daten einsteigt, zeigen sich große nationale Unterschiede. In Deutschland gab rund die Hälfte der Befragten an, bereits in alternativen Anlagen investiert zu sein, in der Schweiz finden sich Alternatives bei fast allen Befragten im Portfolio.

Hedgework: Welche Faktoren stehen einer stärkeren Berücksichtigung im Weg?
Rhodes: Die Mehrheit der institutionellen Investoren ist der Ansicht, dass konventionelle Methoden des Risikomanagements nicht ausreichen, um die Risiken Alternativer Investments zu messen und zu steuern. Das unterstreicht den Bedarf an besseren Instrumenten zur Risikosteuerung auf Kundenseite.

Hedgework: Welche Strategien und welche Produkte werden präferiert?
Rhodes: Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen alternative Strategien mit zweistelligen Renditeversprechen en vogue waren, müssen Anleger heute Ausschau halten nach Substituten, um Anleihe-ähnliche Erträge zu generieren, ohne stark mit traditionellen Anlageklassen korreliert zu sein. Transparente Strukturen und nachvollziehbare Investmentprozesse sind entscheidend. Anleger interessieren sich bei Alternatives insbesondere für Liquidität und Risikosteuerung. Illiquide Anlagen wie Infrastruktur oder auch Immobilien werden stark nachgefragt von Investoren, die Verbindlichkeiten zu managen haben.

Hedgework: Ein wichtiger Punkt für die Wahl von Alternative Investments ist der Manager. Wodurch können diese sich auszeichnen?
Rhodes: Investoren sollten bei der Auswahl der Manager folgendes beachten: Verstehe ich den Investmentprozess? Worauf gründet sich die Expertise des Portfoliomanagers und wie überzeugend ist der Track Record? Wie reagiert das Portfolio bzw. die Anlage in unterschiedlichen Marktszenarien? Und ganz wichtig: Wie fügt sich eine Anlage in mein Gesamtportfolio ein und wie kann ich sie effizient administrativ einbinden?

Hedgework: Abschließend wäre es interessant zu erfahren, welche Priorität das Generieren von Alpha für Investoren hat?
Rhodes: Anders als häufig behauptet, misst die Mehrheit der Befragten Alpha-Generierung eine wichtige Bedeutung bei und ist der Auffassung, dass kompetente Manager in der Lange sind, konsistent Übererträge zu erwirtschaften. „Skill is key.“

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Spencer Rhodes ist als Global Business Manager für Alternative ­Investments bei Allianz Global Investors verantwortlich. Bevor er im Juli 2013 zu Allianz Global Investors kam, arbeitete er als Head of Business Development und Chief Operating Officer für Tradewinds Investment Management LP, ein Hedgefonds-Unternehmen aus San Francisco. Davor war er in verschiedenen Positionen für BlackRock tätig. Spencer Rhodes hat an der Harvard University seinen BA (honors) und seinen MBA-Abschluss erworben; er ist außerdem Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA) und Certified Investment Management Analyst (CIMA). Allianz GI verwaltete per Juli 2015 rund 10 Mrd. Euro in Alternative Investments in den Strategien Equity Long/Short, Merger Arbitrage, Options Trading, Commodities, Volatility, Global Macro, Absolute Return Bonds, Private Debt, Infrastructure Debt und Infrastructure Equity.