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„Die Stimulierungsmaßnahmen der japanischen Regierung werden den Markt weiter tragen“

Dank Premierminister Shinzō Abe und seiner Stimulierung der Wirtschaft („Abenomics“) hat der japanische Aktienmarkt seine langjährige Durststrecke beendet und gehört 2013 mit einem Plus – in Landeswährung – von rund 40% (Nikkei) bzw. 30% (Topix) seit Jahresanfang zu den Überfliegern. Eiji Fukumuro, ACA, Senior Product Manager, Fundamental Active Group im Bereich japanische Aktien bei Daiwa SB Investments erläuterte Frank Schnattinger, Chefredakteur IPE Institutional Investment, warum der Aufwärtstrend in den nächsten Jahren weiter bestehen wird.

Eiji Fukumuro

IPE Institutional Investment: Herr Fukomuro, japanische Aktien dürften bei vielen Investoren angesichts der Kursrallye seit vergangenem Herbst ein Lächeln hervorzaubern. War dies die Aufholjagd nach dem sich der japanische Markt seit der Finanzkrise 2008 nie richtig erholen konnte oder sprechen wir von einer neuen Ära?
Fukumuro: Nun, der japanische Markt hatte sicher auch einiges aufzuholen, allerdings muss man auch ganz klar festhalten, dass sich die wirtschaftliche Situation angesichts der Stimulierungsmaßnahmen von Regierung bzw. Notenbank deutlich verbessert hat. Davon wird der Markt auch in den kommenden Monaten getragen werden.

IPE Institutional Investment: Das heißt, das Stichwort „Abenomics“ wird die Märkte weiter tragen?
Fukumuro: Absolut ja. Die Politik der Bank of Japan dürfte dabei auch zu weiteren Abwertungen im Yen führen, was gut für die Exportindustrie wäre. Ebenso kämpft die Regierung für Lohnerhöhungen, die den Binnenkonsum stärken würden. Dazu kommt als Ereignis die Olympiade 2020 in Tokyo auf den Bildschirm, welche ebenfalls als Katalysator manche wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere auch im Real Estate-Markt, beschleunigen dürfte?

IPE Institutional Investment: Im Raum steht allerdings auch eine Mehrwertsteuererhöhung im kommenden Jahr auf 8%?
Fukumuro: Das ist richtig, allerdings muss man hier zwei Punkte festhalten. Zum einen kommen wir von einem gegenwärtig extrem niedrigen Satz von 5%, zum anderen werden die übrigen Maßnahmen dies deutlich überkompensieren.

IPE Institutional Investment: Auch das Thema Energie ist seit Fukushima ein Fragezeichen…
Fukumuro: Hier bleibt festzuhalten, dass trotz der zwischenzeitlichen Schwierigkeiten die Regierung ihre Hausaufgaben gemacht hat, so unschön das ganze Ereignis global und insbesondere auch für die japanische Bevölkerung war und ist. Aktuell geht man fest davon aus, dass 2014 wieder die Kernkraftwerke als zuverlässiger Stromlieferant zu Verfügung stehen und damit auch die Energiekosten für die Unternehmen deutlich zurückgehen werden.

IPE Institutional Investment: Das heißt mittelfristig grünes Licht für die Wirtschaft?
Fukumuro: Japan hat zweifelsohne langfristig verschiedene Herausforderungen wie die hohe Staatsverschuldung oder auch die steigenden sozialen Kosten zu meistern. Soweit wir dies allerdings für die kommenden Jahre einschätzen können, ist Premierminister Abe mit seiner Regierungsmannschaft auf dem richtigen Weg. Dies schafft auch Rückenwind für die Börse.

IPE Institutional Investment: Stichwort Börse – welche Sektoren sind für Sie derzeit besonders attraktiv?
Fukumuro: Wir gehen im Rahmen unserer Investmentstrategie stark auf die Wahl der Einzeltitel ein, dennoch möchte ich als Sektoren hier explizit den Automobilsektor nennen, der durch den schwachen Yen sehr profitiert. Ebenfalls liegen Real Estate bzw. Finanzwerte durch die lockere Geldpolitik der Notenbank in der Anlegergunst derzeit weit vorne.

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie die Charakteristiken Ihrer Investmentstrategie beschreiben?
Fukumuro: Gegenüber der Benchmark TOPIX haben wir ein Performanceziel von 3%+ p.a. und dies über die letzten zehn Jahre auch auf den Punkt erreicht. Unseren Ansatz würde ich am ehesten Value- und Momentum-orientiert beschreiben. Wir verstehen uns aber nicht als die klassischen Value-Investoren.

IPE Institutional Investment: Wie viele Positionen halten Sie durchschnittlich im Portfolio?
Fukumuro: Unsere Range liegt etwa zwischen 100 und 150 Werten, aktuell sind es etwa 130.

IPE Institutional Investment: Sie sprachen bereits Ihre Outperformance von rund 3% p.a. gegenüber dem Index an. Haben Sie ein Attributionsanalyse durchgeführt woher diese kommt?
Fukumuro: Unsere Analysen zeigen, dass es insbesondere der Effekt der Einzeltitelauswahl ist, der mit etwa 2,4% den weitaus größten Einfluss hat.

IPE Institutional Investment: Können Sie uns ein Beispiel aus dem Portfolio geben, das Sie aktuell deutlich übergewichten?
Fukumuro: Wir sind bereits seit längerem in Mazda deutlich übergewichtet. Aktuell macht der Automobilhersteller etwa 2,8% des Portfolios aus, im Index sind es nur 0,4%. Wir haben uns bereits im März 2012 erstmals für eine Übergewichtung entschieden, unter anderem wegen des Gewinnmomentums verbunden mit den Vorteilen der Yenschwäche für ein Export-orientiertes Unternehmen. Seit dem ersten Investment hat sich der Wert mittlerweile mehr als verdoppelt, aber wir sind noch immer positiv.

IPE Institutional Investment: Thema Risikomanagement – wie hat sich Ihre Strategie insbesondere in den Jahren der Finanzkrise 2008 und 2009 geschlagen?
Fukumuro: Im Jahr 2008 konnten wir eine Outperformance von über 8% und im Jahr 2009 eine Outperformance von immerhin noch gut 2% gegenüber dem Index erzielen. Geholfen hat uns dabei sicher insbesondere der rechtzeitige Fokus auf Value Stocks und die entsprechende Untergewichtung des Bankensektors.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.