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„Die strukturelle Allokation in EMD ist trotz Korrektur geblieben“

Nach starken Zuflüssen in den vergangenen Jahren und einer exzellenten Kursentwicklung wurden viele Anleger beim Thema Emerging Market Debt mit einer Korrektur im Mai auf dem falschen Fuß erwischt. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Istvan Fritsche, Client Portfolio Manager Emerging Market Debt bei ING Investment Management über die aktuelle Situation.

Istvan Fritsche

IPE Institutional Investment: Herr Fritsche, angesichts des deutlichen Rückschlags vom Mai – haben sich die Fundamentaldaten für EMD verschlechtert?
Fritsche: Keineswegs –wir sprechen hier über insgesamt weiterhin fundamental gesunde Volkswirtschaften und dementsprechend auch Märkte. Was stattgefunden hat, war eine deutliche Korrektur nach massiven Zuflüssen in 2012, ausgelöst durch den Hinweis der Fed, die QE-Liquidität in der nahen Zukunft runter fahren zu wollen. Diese massive Konsequenz wurde von den Marktteilnehmern nicht antizipiert.

IPE Institutional Investment: Wer hat verkauft?
Fritsche: Das ist ein guter Punkt. Wir haben ganz klar gesehen, dass es vorrangig taktische Allokationen waren, die aufgelöst wurden. Verkäufer waren ETFs, Retail und opportunistisch agierende Investoren. Die strukturellen Allokationen sind im Großen und Ganzen geblieben. Ich sehe damit auch von der dedizierten Investorenseite keinen Trendbruch,ein gutes Zeichen!

IPE Institutional Investment: In der Tat haben sich historisch betrachtet, derlei Korrekturen an den Emerging Markets als gute Einstiegschance erwiesen…
Fritsche: In der Tat könnte man das als „Déjà-Vu“ sehen, die Entwicklung an den Emerging Markets vollzieht sich nicht wie an der Schnur gezogen. Die letzten Jahre haben wir ähnliche Korrekturen gesehen. Wir als ING Investment Management sind allerdings seit 1993in den EM-Anleihemärkten dabei und unsere Erfahrung hilft,genau diese Marktentwicklungen einzuschätzen, unsere Portfolios dementsprechend zu positionieren und damitfür unsere Kunden Mehrwert zu schaffen.

IPE Institutional Investment: Haben Sie die Korrektur kommen sehen?
Fritsche: Sagen wir so, unser Portfoliomanagement hat sich bereits die Sommerperiode antizipierend defensiver positioniert. Wann eine Korrektur genau kommt, ist natürlich schwerlich einzuschätzen. Aber grundsätzlich waren unsere Portfolios defensiv aufgestellt.Diese Positionierung erlaubt es uns nun, attraktive Opportunitäten, die sich durch den Sell-off aufgetan haben, zu nutzen.

IPE Institutional Investment: Wie lange kann sich die Korrektur hinziehen?
Fritsche: Während der Sommermonate könnten wir durchaus noch in unruhigerem Fahrwasser verharren. Erst wenn nach der Sommerflaute sich die Lage durch möglichepositive Nachrichten beruhigt haben sollte und wieder mehr Liquidität in den Markt kommt, rechne ich mit einer Fortsetzung des langjährigen Aufwärtstrends.

IPE Institutional Investment: Sehen Sie Gegenwind von den Zentralbanken?
Fritsche: Die Zentralbanken der Emerging Markets haben grundsätzlich eine eher wachstumsfreundliche Politik gefahren, und Sie können damit rechnen, dass sie weiterhin die Wirtschaft stimulieren werden. Liquidität ist also weiterhin vorhanden – übrigens auch seitens der US-Notenbank, die ja bislang nur Andeutungen gemacht, aber nicht tatsächlichdie Liquidität zurückgefahren hat.

IPE Institutional Investment: Langfristig also Daumen nach oben?
Fritsche: Der Trend des „Beta-Trades“ Emerging Markets ist, unserer Meinung nach, gerade im Debt-Bereich auf lange Sicht, intakt. Die Fundamentaldaten sprechen hier sicher eine klare Sprache, z.B. die niedrigen Staatsverschuldungen und höhere Wachstumsraten und Renditenim Vergleich zu den entwickelteren Volkswirtschaften. Man muss bei der Auswahl allerdings genau hinsehen, wird aber entsprechend belohnt.

IPE Institutional Investment: Berücksichtigen Investoren dies mittlerweile ausreichend in Ihren Portfolios?
Fritsche: Es liegt ganz sicher noch ein deutliches Ungleichgewicht vor. Vergleichen Sie z.B. einmal die Quote der Emerging Markets-Anleihen in den Portfolios mit der Wirtschaftskraft der Schwellenländer. Langfristig erwarte ich hier noch einen deutlichen Nachfrageschub. Im Moment liegt vielleicht eine gute Einstiegschance vor uns.

IPE Institutional Investment: Die Bandbreite am Markt wird ja auch immer größer – Hard Currency vs. Local Currency und Sovereigns vs. Corporate Bonds…
Fritsche: Die großen Themen sind aktuell sicher LC Government und HC Corporates. Hier hat sich das Spektrum jeweils stark erweitert. Je nachdem was der Investor sucht, sind beide Sub-Assetklassen sehr attraktiv.

IPE Institutional Investment: Herr Fritsche, besten Dank für diese Einschätzung.