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„Die US Konjunktur setzt ihre Erholung weiter fort“

IPE Institutional Investment Chefredakteur Frank Schnattinger sprach im Rahmen der IPE Frühstücksseminar-Reihe „Institutionelle Aktienstrategien“ Mitte September mit Christopher S. Adams, CFA, Vice President und Senior Portfolio Manager bei Delaware Investments über den Zustand der amerikanischen Wirtschaft und den Ausblick für den US-Aktienmarkt.

Christopher S. Adams

IPE Institutional Investment: Die US-Wirtschaft ist nach der Finanzkrise 2008/2009 durch ein Tal der Tränen gegangen. Seit einiger Zeit sehen die wirtschaftlichen Daten deutlich besser aus, einige Beobachter sprechen bereits wieder von der Konjunkturlokomotive USA. Wie ist Ihre Perspektive?
Adams: Wir sehen in der Tat verschiedene Indikatoren für eine vom Konsumenten getriebene Erholung der US-Wirtschaft. Beispielsweise die steigende Zahl der Bauanträge oder die Anzahl der Neuwagenverkäufe, die sich seit 2009 deutlich nach oben entwickelt haben. Besonders wichtig ist die Erholung der Hauspreise, da sie das Vertrauen der Konsumenten in die Wirtschaft stärkt und das nachhaltige Wachstum besser reflektiert („Wohlstandseffekt“).

IPE Institutional Investment: Was bedeutet das für die Unternehmen?
Adams: Dieser Optimismus spiegelt sich auch im amerikanischen Unternehmenssektor wieder. Architektenumsätze (als Indikator für die Bautätigkeit) sowie die Einkaufsmanager-Umfrage zeigen eine nachhaltige Verbesserung und spiegeln die Expansion des Unternehmenssektors wieder. Verbesserter Optimismus bei kleinen und mittleren Unternehmen ist ein gutes Zeichen für die weiter steigende Beschäftigung.

IPE Institutional Investment: Also ein grundlegend positives Bild?
Adams: Grundsätzlich ja, aber wir müssen natürlich auf Risiken achten, welche die Erholung gefährden könnten. Dies wäre zum Beispiel ein Anstieg der Inflation, welchen wir bisher nicht gesehen haben, oder ein politischer Grabenkrieg in Washington D.C., welcher die US-Fiskalpolitik beeinflussen könnte. Vor kurzem haben wir Konjunkturdaten gesehen, die den wirtschaftlichen Verlauf anzweifeln lassen und suggerieren, dass die Ungewissheit über die Fiskalpolitik einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft haben könnte. Wir denken, dass dies noch andauern kann, aber unserer Meinung nach wird die Entwicklung langfristig positiv sein.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie die Rolle der Notenbank, hat sie angesichts der wirtschaftlichen Daten alles richtig gemacht?
Adams: Man muss, um das zu beurteilen, ins Jahr 2008 zurückblicken. Die Welt stand hier am Rande einer globalen Depression und wir denken, dass die US-Notenbank alles in ihrer Macht stehende getan hat, um diesen entsetzlichen Ausgang zu vermeiden. Dennoch sind durch diese Politik andere Probleme entstanden, insbesondere die hohe Liquidität im Markt. Wenn diese sukzessive durch „tapering“ verringert wird, kann dies zu kurzfristigen Korrekturen und einer gewissen Unruhe an den Aktienmärkten führen. Allerdings glauben wir, dass die Fed mit der Zeit einen Weg finden wird, dies zu tun ohne dabei die Erholung der US-Wirtschaft zu gefährden.

IPE Institutional Investment: Was bedeutet dies in Summe für den Aktienmarkt?
Adams: Wir denken, dass der Markt sicherlich noch weiterhin attraktiv ist, aber das leichter zu verdienende Geld durch die erste Erholung nach der Krise mittlerweile vereinnahmt ist. Der Erfolgsfaktor für zukünftige Performance liegt in der Fähigkeit der Aktienmanager, Mehrwert durch Aktienselektion zu erwirtschaften. Das ist unsere zentrale Botschaft an die Investoren, die sich heutzutage überlegen, am US-Aktienmarkt zu investieren.

IPE Institutional Investment: Also eine optimale Zeit für erfahrene „Stock Picker“?
Adams: Wir sind der Meinung, dass Erfahrung sehr wichtig ist. Wir haben in den letzten 15 Jahren derart volatile Zeiten beobachtet, dass sich ein gewisser Erfahrungsschatz im Portfoliomanagement beim „Stock Picking“ als sehr wertvoll herausgestellt hat. Das Delaware Core Equity Team hat genau diese Erfahrung bei der Aktienselektion in unterschiedlichen Marktphasen.

IPE Institutional Investment: Wie sieht Ihre Investmentstrategie konkret aus?
Adams: Wir verwalten sehr diversifizierte Portfolios, um das Risiko gering zu halten. Die Performance entsteht durch die richtige Auswahl von Aktien. Dieser Ansatz war sehr erfolgreich über die Zeit, wie die jährliche Outperformance unseres Small Cap Core Equity Fonds von über 300 bps über die vergangenen fünf Jahre gegenüber dem Russell 2000 Index zeigt.

IPE Institutional Investment: Wie finden Sie hier die „richtigen” Aktien?
Adams: Die „richtigen“ Aktien finden wir durch intensive Fundamentalanalyse. Es gibt verschiedene Kriterien, die wir nutzen um Wertpapiere zu bewerten wie beispielsweise Ertragskraft, Gewinnwachstum sowie die Qualität des Unternehmensmanagements. Wesentlich dabei ist, dass wir immer nach einer Art Katalysator suchen, der uns annehmen lässt, dass der Markt ein Unternehmen neu einschätzen und mit der Zeit höher bewerten wird.

IPE Institutional Investment: Was wäre ein Beispiel?
Adams: Air Methods Corporation, ein US-weiter medizinischer Hubschrauber Rettungsdienst ist so ein Beispiel. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen, hat das Unternehmen eine starke Preissetzungsmacht und eine gute Kostenstruktur, um mit der Zeit die Gewinnmargen zu verbessern. Als einen weiteren möglichen langfristigen Katalysator sehen wir hier beispielsweise eine potenzielle Übernahme aus dem Private Equity-Sektor.

IPE Institutional Investment: Letzte Frage – wie sehen Sie aus den USA heraus die aktuelle Erholung in Europa?
Adams: Die US-Unternehmen mit denen wir sprechen sind derzeit deutlich positiver bezüglich Europa insgesamt. Noch vor einem Jahr war hier erhebliche Skepsis über die Entwicklung der Eurozone zu spüren, aber dies hat sich deutlich verändert. Heute denken viele, das Schlimmste sei vorbei, auch wenn sie der Meinung sind, dass die Erholung in Europa in kleinen Schritten vorangeht und langfristiger Natur sein wird.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einblicke.