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„Diversifikation und Solvency II Gesichtspunkte sprechen aktuell klar für Municpial Bonds“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Gregory Gizzi, Senior Portfolio Manager bei Macquarie Investment Management über die aktuelle Situation bei Municipal Bonds und in dem für deutsche institutionelle Anleger insbesondere interessanten Marktsegment der „taxable“ Municipals.

Gregory Gizzi

IPE Institutional Investment: Wie stellt sich der Markt derzeit für Sie dar?
Gizzi: Lassen Sie mich mit dem Interesse der Investoren anfangen. Dies hat sich über die letzten 12-24 Monate sehr stark entwickelt. Während der Markt vor einigen Jahren noch als langweilig und kaum interessant verschrien war, so besteht im Rahmen der globalen Suche nach Rendite nun großes Interesse daran.


IPE Institutional Investment: Auch aus Diversifikationsgründen?
Gizzi: Ganz sicher auch, gerade die Korrektur bei Corporate High Yield 2015/2016 hat hier für ein weiteres Interesse seitens institutioneller Anleger gesorgt. Gerade die Tatsache, dass die Korrektur im Municipal-Markt nur unwesentlich spürbar war, hat hier zu erheblichen Zuflüssen geführt.


IPE Institutional Investment: Noch immer stellen die steuerbefreiten („tax-exempt“) Municipal Bonds ein großes Marktsegment dar, doch der „taxable“ Markt hat deutlich an Bedeutung zugelegt. Wann kam es hier zur Initialzündung?
Gizzi: Sehr großen Einfluss hatte das „Build America Bonds“-Programm der Regierung Obama im Jahr 2009. Hierbei handelt es sich um „taxable“ Municipal Bonds, die mit einer staatlichen Subvention an den Emittenten versehen wurden. Dies war das erste Mal, dass Municipals über eine ähnliche Ausgestaltung wie Corporate Bonds verfügten. Durch das massive Marketing des Programms durch die US-Regierung und der Investmentbanken konnten entsprechend auch außerhalb der bis dahin dominierenden US-Versicherungsunternehmen weitere Investorengruppen erreicht werden.


IPE Institutional Investment: Dennoch sind Versicherer durch die Solvency-Eigenkapitalhinterlegung weiterhin sehr stark an der Anlageklasse interessiert?
Gizzi: Das ist richtig! Teilweise ermöglichen projektbezogene US-Municipals eine niedrigere Eigenkapitalhinterlegung nach Solvency II als entsprechende Corporate Bonds. Dies hätte eine Erhöhung ihrer Kapitalrendite zur Auswirkung. Hier sehe ich sogar das Interesse seitens der Versicherer noch weiter steigen.


IPE Institutional Investment: Was wird stärker nachgefragt, General Obligation Debt oder Revenue Bonds?
Gizzi: Es kommt sehr stark darauf an. Wenn Sie sich beispielsweise in Richtung Kalifornien orientieren, so werden Infrastrukturprojekte meist in Form von General Obligations finanziert. Hier haben Sie kaum eine Möglichkeit, spezifisch in einzelne Infrastrukturprojekte zu investieren. Etwas anders sieht es an der Ostküste aus. Insofern muss man hier genau hinsehen, wie man das Portfolio geografisch bzw. nach einzelnen Sektoren und Themen diversifizieren möchte. Pauschal ist es – wie gesagt – schwer zu beantworten.


IPE Institutional Investment: Unabhängig von der Ausgestaltung – Sie haben vorhin bereits das Stichwort Diversifikation genannt. Für viele Investoren das schlagkräftigste Argument für Municipal Bonds?
Gizzi: So würde ich es umschreiben. Das Schöne ist, dass Investoren für diese Diversifikation in Form von potentiell soliden Renditen in einer hochwertigen Assetklasse bezahlt wurden. Wir sehen dieses Potenzial auch weiterhin.


IPE Institutional Investment: Wie sieht es auf der anderen Seite beim Thema der Ausfallraten aus?
Gizzi: Wir sprechen hier bei gleichen Ratingklassen über eine deutlich niedrigere Ausfallrate gegenüber dem Corporate Bond Markt. So liegt beispielsweise die Ausfallrate über zehn Jahre bei BBB-Municipals bei rund 0,4% gegenüber 3,4% bei gleich gerateten Corporates (Quelle: Moody’s “Ten-Year Average Cumulative Issuer-Weighted Default Rates, Municipals Versus Corporates”). Für Investoren stellt sich dies als eines der schlagenden Argumente dar. Angesichts der aktuell sprudelnden Steuereinnahmen der Staaten bzw. der Kommunen in den Bereichen Immobilien-, Umsatz- und Einkommensteuer dürfte dieses Szenario auch so schnell nicht kippen.


IPE Institutional Investment: Sehen Sie aktuell konkrete Risikofaktoren für Municipal Bonds?
Gizzi: Für den Teil „tax-exempt“ des Marktes gilt dies sicher, alleine schon weil sich politisch eine Situation ergeben könnte, welche die Begünstigungen teilweise aufhebt. Auch über eine Unternehmenssteuerreform der Regierung Trump mit niedrigeren Steuersätzen könnte sich hier die Nachfrage eher in Richtung „Taxables“ verschieben. Für diesen Bereich selbst sehe ich allerdings keine Wolken am Horizont aufziehen.


IPE Institutional Investment: Wie sind die längerfristigen Aussichten für die Assetklasse?
Gizzi: Allein das Thema Infrastruktur wird uns hier in den USA über die nächsten Jahrzehnte massiv beschäftigen. Es werden Multi-Milliarden-Investments nötig sein, um unser vielfach marodes System wieder auf Vordermann zu bringen. Man konnte es im US-Wahlkampf 2016 ja durchaus verfolgen, dass das Thema endlich auch in der Politik angekommen ist. Vor allem sehen wir mittlerweile auch Regionen wie beispielsweise Denver Colorado, die durch massive Investments in Infrastruktur wie Flughafen und Nahverkehr deutlich an Attraktivität als Investitionsstandort für Firmen gewonnen haben. Hier stehen wir erst am Anfang. Wenn Sie dann bedenken, dass rund 70% dieser Maßnahmen über Municipal Bonds bestritten werden, so mache ich mir keine Sorgen über die Assetklasse und erwarte eine Realisierung dieser Möglichkeiten.


IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einschätzungen.


Disclaimer: Nur für professionelle Kunden
. Die Informationen in diesem Interview sind keine Werbung, Einladung, Angebot, Aufforderung zum Angebot oder eine Empfehlung zur Teilnahme an einer Investition.