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„Duration wird 2014 das große Risiko für Bondanleger“

Seit der Ankündigung der US-Notenbank Fed am 22. Mai den Märkten bei einer „nachhaltigen Besserung“ der US-Konjunktur und der Arbeitsmarktdaten weniger frisches Geld zur Verfügung zu stellen, geht die Angst vor dem „Tapering“ der Fed um. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Michael Temple, Senior Vice President, Director of Credit Research U.S. bei Pioneer Investments über den möglichen „Entzug für die Märkte“ und die daraus abzuleitenden Gefahren für Bondanleger 2014.

IPE Institutional Investment: Die US-Fed hat das Ende von QE vor kurzem in das Jahr 2014 geschoben, die Politik des „billigen Geldes“ ist also noch nicht vorbei. Wie sieht es mit dem Schaden aus, den die extrem niedrigen Zinsen angerichtet haben?
Temple: Nun, man muss zunächst einmal ehrlich festhalten, dass die Politik der Fed das erreicht hat, was sie sollte: sie hat die US-Wirtschaft in den mehr als schwierigen Jahren der Finanzkrise am Leben erhalten. Jetzt stehen wir allerdings an dem Punkt, dass die Wirtschaft in einer deutlich besseren Form ist, als noch vor 18 bis 24 Monaten und wir uns – speziell als Anleger – auch mit den Risiken auseinander setzen müssen….

IPE Institutional Investment: Was steht für Sie hier ganz oben?
Temple: Man muss sich sicher fragen, wohin all das Geld derzeit geht. Unternehmen brauchen es derzeit nicht für das weitere Wachstum, sie sind sehr gut durchfinanziert. Also geht es insbesondere auch in Financial Assets wie Real Estate oder auch Aktien. Da steht das Thema Bubbles dann schnell auf der Agenda.

IPE Institutional Investment: Wie groß ist die Kollaps-Gefahr?
Temple: Wir sprechen im Prinzip über zwei große Ängste, Inflation und besagte Asset Bubbles. Das Thema Inflation im engeren Sinne ist bislang wenig präsent, da das Geld überwiegend in Assets fliest. Insofern sehe schon die Gefahr eines Kollaps bei den Assetpreisen, sofern die Fed ihr Tapering mit einer extrem harten Linie umsetzen wird.

IPE Institutional Investment: Das heißt die Fed wird 2014 eher behutsam vorgehen?
Temple: Ganz richtig, die Fed wird aller Voraussicht nach kurzfristig – sprich die kommenden Monate – hier nur sehr wenig auf die Bremse steigen können. Allerdings rechne ich in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Wirtschaft glaubhaft wieder auf einem Wachstumspfad ist, mit einem deutlichen Tapering.

IPE Institutional Investment: Das Ende vom QE?
Temple: In der Tat könnten wir das dann bereits Ende 2014 abgeschlossen haben. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das allerdings noch Spekulation.

IPE Institutional Investment: Was heiß das in der Konsequenz für Bondinvestoren?
Temple: Man muss zunächst einmal festhalten, dass wir uns angesichts der Aktionen der Fed keinesfalls in einem normalen Marktzyklus befinden. Die sonst gültigen Erklärungen und Marktmechanismen greifen daher deutlich zu kurz, wie das aktuell extrem niedrige Niveau bei den Zinsen zeigt.

IPE Institutional Investment: Die Folge daraus…
Temple: …ist dass wir uns weniger Sorge um eine Veränderung der Credit Spreads machen müssen, sondern vielmehr dass die Zinskurve wieder recht steil werden könnte. Duration wird dann 2014 das große Risiko für Bondanleger.

IPE Institutional Investment: Das heißt Kurzläufer werden der große Gewinner 2014?
Temple: Es steht zu erwarten, dass Anleger die Kurse bei den Kurzläufern treiben werden. Aber auch hier steht dann die Frage der Bubbles bei den Assetpreisen im Raum. Käufer werden hier in keinster Weise mehr für das Risiko entschädigt bzw. sehen nur unbefriedigende Renditen. Floating Rates könnten hier ein probates Instrument darstellen, diesem zu entgehen.

IPE Institutional Investment: Wir sprechen hier ja insbesondere über ein US-Phänomen, dennoch sieht die Lage bei den Zinsen in Europa nicht ganz anders aus…
Temple: Das ist zweifelsohne richtig, allerdings sehen wir angesichts der Problem in der Peripherie für Europa nicht die gleich Versteilung der Zinskurve, das Risiko dürfte hier geringer sein.

IPE Institutional Investment: Grundsätzlich aber Ihr Rat, nicht zu viele Langläufer im Portfolio zu halten?
Temple: Die Verlierer dürften unserer Einschätzung nach lang laufende Staatsanleihen, Hypothekenpapiere und vielfach auch Credit mit langen Laufzeiten sein. Dem sollte man sich als Anleger bewusst sein.

IPE Institutional Investment: Die Emerging Markets haben im Debt-Bereich ebenfalls stark vom billigen Geld profitiert. Entsprechend stark fiel die Reaktion auf die erste Ankündigung der Fed im Frühsommer 2013 aus. Kommt es hier 2014 zum großen Einbruch?
Temple: Hier ist eine Prognose schwierig. Ich denke es wird eher die schwächeren Länder treffen, die sehr viele taktische Zuflüsse über die letzten Jahre gesehen haben. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit aber sehr gering, dass es in einer Abwärtsspirale enden wird. Die volkswirtschaftlichen Daten sprechen da doch eine andere Sprache.

IPE Institutional Investment: Sie haben mit variablen Papieren am kurzen Ende bereits eine Möglichkeit aufgezeigt, dem Durationsrisiko zu entgehen. Wo bieten sich dem Anleger noch Chancen?
Temple: Convertibles könnten 2014 von der wirtschaftlichen Erholung weiter profitieren. Auch High Yield könnte – eher am kurzen Ende – ein guter Pick bleiben, dazu könnte in Europa Corporate Credit mit guter Schuldnerqualität das Portfolio ergänzen.

IPE Institutional Investment: Besten Dank Herr Temple für diese Einschätzungen.